Japan hat keine offizielle Untersuchung von Millionen angeblicher Todesfälle nach Corona-Impfungen eingeleitet - Featured image

Japan hat keine offizielle Untersuchung von Millionen angeblicher Todesfälle nach Corona-Impfungen eingeleitet

Auch in Japan haben die Covid-Impfungen dazu beigetragen, die Sterblichkeit durch Infektionen zu senken. In sozialen Netzwerken heißt es hingegen, die japanische Regierung habe vor Kurzem eine offizielle Untersuchung von „Millionen Todesfällen“ eingeleitet, die angeblich im Zusammenhang mit den Impfungen stehen. Eine solche Untersuchung gibt es jedoch nicht, wie die japanische Regierung erklärte.

Seit Anfang Januar 2023 kursieren Behauptungen über eine angebliche offizielle Untersuchung  der japanischen Regierung von Todesfällen, die durch die Covid-Impfungen ausgelöst worden sein sollen. Dutzende User teilten den Beitrag auf Facebook und Twitter, darunter auch der AfD-Politiker Georg Pazderski. Auf Telegram sahen Zehntausende die Behauptung, die auch auf Englisch, Französisch und Finnisch verbreitet wurde.

Die Behauptung: „Japan leitet offizielle Untersuchung von Millionen Todesfällen durch COVID-Impfstoffe ein“, heißt es zu Beginn des Beitrags. Angeblich wurden „japanische Forscher beauftragt, die Mechanismen zu untersuchen, durch die experimentelle mRNA-Injektionen Todesfälle und schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen können“. Im Rahmen einer Studie habe ein japanischer Medizinprofessor festgestellt, dass es „signifikante Veränderungen in der genetischen Ausstattung des Immunsystems der geimpften Patienten gab“.

Seit Beginn der Covid-Impfungen Ende Dezember 2020 kursieren zahlreiche Falschinformationen über die Impfstoffe und deren vermeintliche Nebenwirkungen. In diesem Zusammenhang wurden immer wieder Studien und Daten stark vereinfacht, falsch oder irreführend wiedergegeben. AFP hat in der Vergangenheit bereits Behauptungen widerlegt, Boosterimpfungen würden das Krankheitsrisiko erhöhen, mRNA-Impfstoffe würden zu Fehlgeburten führen oder die Impfstoffe würden in Verbindung mit den Affenpocken stehen Faktenchecks zu den Covid-Impfungen sammelt AFP hier.

Keine offizielle Untersuchung

Auch die Behauptung, Japan habe eine offizielle Untersuchung von „Millionen“ von Todesfällen durch die Covid-19-Impfung eingeleitet, gehört in diese Reihe. Daten der japanischen Regierung zeigen, dass die Covid-Impfungen nicht zu Millionen Todesfällen in dem ostasiatischen Land geführt haben. Es gibt auch keinen Beweis dafür, dass Japan eine Untersuchung dieser Todesfälle eingeleitet hat.

Eine Suche in den jüngsten Pressemitteilungen des japanischen Gesundheitsministeriums zeigte keine Ankündigung einer offiziellen Untersuchung der „Millionen“ von Todesfällen im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung, wie in den Social-Media-Beiträgen behauptet wird.

Corona-Impfung in Tokio am 8. Juni 2021 – CHARLY TRIBALLEAU / AFP

Eine Googlesuche führte AFP zu einer Webseite, auf der das Video einer parteiübergreifenden japanischen Studientagung über den „kausalen Zusammenhang zwischen Impfung und Mortalität und Gesundheitsrisiken nach der Impfung“ beschrieben wird. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass diese Konferenz Teil einer offiziellen Regierungsuntersuchung war.

Expertinnen und Experten von Meedan Health Desk, einer in den USA ansässigen Organisation, die gegen Fehlinformationen im Gesundheitsbereich vorgeht, erklärten in einer E-Mail vom 10. Februar 2023 gegenüber AFP, es gebe „keine Beweise oder Unterlagen, dass es in Japan eine Untersuchung zu Todesfällen im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung gibt“, und fügten hinzu, die japanische Regierung empfehle die Covid-19-Impfung allen Bürgerinnen und Bürgern, die dafür in Frage kämen, da der Nutzen des Impfstoffs die Risiken überwiege. Es gebe zudem keine Anhaltspunkte dafür, dass es in Japan in großem Umfang zu Todesfällen aufgrund der Impfungen gekommen sei.

Entschädigung für 20 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Impfung

Beim japanischen Gesundheitsministerium ist ein Expertengremium angesiedelt, das sich mit den Covid-19-Impfungen und vermuteter unerwünschter Nebenwirkungen befasst. Ein Sprecherin des Ministeriums erklärte am 30. Januar 2023 gegenüber AFP, dass „das Ministerium regelmäßig Diskussionen über die Nebenwirkungen der Covid-19-Impfstoffe führt“ und dass ihr keine Informationen oder Nachrichtenberichte über zahlreiche Todesfälle bekannt seien, die angeblich durch Covid-19-Impfstoffe verursacht wurden.

Das Ministerium weist auf seiner Website darauf hin, dass diejenigen, die „nach der Impfung gestorben sind, nicht an dem Impfstoff gestorben sind“. Bei Todesfällen oder Erkrankungen nach einer Covid-19-Impfung bietet die japanische Regierung eine Entschädigung in Form einer Einmalzahlung an, wenn ein „kausaler Zusammenhang“ zu der Impfung nicht entkräftet werden kann.

Bis zum 12. Januar 2023 erkannte die Regierung eine solche Entschädigung für den Tod von 20 Personen im Alter zwischen 20 und 90 Jahren an, wie der japanische öffentlich-rechtliche Sender NHK berichtete. Bis zum 2. März 2023 sind offiziellen Daten zufolge hingegen insgesamt 72.573 Japanerinnen und Japaner an Covid-19 gestorben.

Studie ist kein Beleg für tödliche Nebenwirkungen

Die Beiträge in sozialen Netzwerken erwähnen zudem eine Forschungsgruppe der Universität Hiroshima um den Medizinprofessor Masataka Nagao, die bei der Obduktion von verstorbenen Geimpften angeblich herausgefunden habe, „dass es signifikante Veränderungen in der genetischen Ausstattung des Immunsystems der geimpften Patienten gab, die einer Autopsie unterzogen wurden“. Das heißt, dass sich das Genom der untersuchten Personen verändert habe. Ob das am Impfstoff lag, ist allerdings ungeklärt. AFP hat in der Vergangenheit die Behauptung widerlegt, dass mRNA-Impfstoffe die DNA verändern.

Ein Team von Forscherinnen und Forschern der Universität Hiroshima hat tatsächlich im August 2022 eine Studie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Immunology“ veröffentlicht, in der vier Todesfälle nach einer Impfung mit einem Covid-19-Impfstoff untersucht wurden. Die obduzierten Personen waren nach einer zweiten Dosis eines mRNA-Impfstoffs gestorben, wobei deren Autopsie keine eindeutige Todesursache feststellen konnte.

mRNA-Impfstoffe liefern genetischen Bauplan für Antigene: Wirkweise des Impfstoffes von Pfizer-Biontech (JOHN SAEKI, MATTHIAS BOLLMEYER, LAURENCE CHU / AFP)

Die Forschenden untersuchten mit Hilfe der RNA-Sequenzierung das Erbgut der vier Probanden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die an Blutverlust und Strangulation starb. Sie stellten fest, dass einige Gene in der Gruppe der Geimpften hochreguliert und wiederum andere Gene herunterreguliert waren, was die Autoren auf eine Überreaktion des Immunsystems, einen sogenannten Zytokinsturm infolge der Impfung schließen ließ.

Im Fazit treffen die Autorinnen und Autoren jedoch keine Aussage über die Todesursache der untersuchten Probanden. Vielmehr stellen sie fest: „Unsere Ergebnisse lassen jedoch nicht erkennen, was diese abweichende Zytokinreaktion hauptsächlich verursacht hat.“ Vielmehr erklären sie, dass sie diese Immunreaktion bei vier Verstorbenen beobachtet haben, die zufällig auch gerade einen Covid-19-Impfstoff erhalten hatten, was lediglich bedeutet, dass die Forschenden die Corona-Impfung als möglicheUrsache in Betracht zogen .

Laufende Forschung zur Ursache

Weder die Universität Hiroshima noch Masataka Nagao reagierten auf AFP-Anfragen zu der fraglichen Studie. Allerdings erklärte Nagao gegenüber der australischen Nachrichtenagentur AAP für einen Faktencheck zu demselben Thema, dass es einen mutmaßlichen kausalen Zusammenhang zwischen den Impfungen und der Immunreaktion geben könne, dieser aber noch nicht bewiesen sei, da die Forschungen hierzu noch laufe.

In einer weiteren E-Mail an AFP vom 1. März 2023 erklärte eine Expertin des Meedan Health Desk, dass das Studiendesign nicht geeignet sei, um allgemeine Aussagen über mögliche Nebenwirkungen der Impfstoffe zu treffen: „Das Problem bei dieser Studie ist, dass es sich nur um eine Fallstudie ohne strenges Design handelt und die Stichprobengröße sehr, sehr klein ist.“

Es sei nicht möglich, daraus zu schließen, dass die Impfungen das Erbgut der Probanden verändert haben. „Wir können aus dieser Studie oder dieser Art von Studie (Fallstudie) keine endgültigen Schlussfolgerungen ziehen, sie liefern uns lediglich weitere Informationen, auf denen wir stärkere Studienkonzepte aufbauen können. In den strengen, randomisierten Kontrollstudien, die zu Impfstoffen und unerwünschten Ergebnissen (einschließlich Todesfällen) durchgeführt wurden, gibt es keine Hinweise darauf, dass Covid-19-Impfstoffe einen Zytokinsturm verursachen.“

Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO zugelassenen Covid-19-Impfstoffe wurden in kontrollierten Studien und auch in der geimpften Weltbevölkerung gründlich auf ihre Sicherheit und Wirksamkeit beim Menschen getestet. Diese Studien haben keine Beweise dafür erbracht, dass Covid-19-Impfstoffe übermäßige Todesfälle verursachen.

Fazit: Japan hat keine offizielle Untersuchung von Millionen Todesfällen infolge der Covid-19-Impfungen eingeleitet. Bislang hat die japanische Regierung in 20 Todesfällen Entschädigungen gezahlt, in denen ein Zusammenhang zu einer Impfung nicht ausgeschlossen werden kann. Die zitierte Studie beweist nicht, dass die Impfungen zu tödlichen Überreaktionen des Immunsystems führen.

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Corona

Autor(en): Johnny LIEU / Feliks TODTMANN / AFP Australien

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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