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Keine Hinweise auf ein Selenskyj-Vermögen in Costa Rica

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, ist in sozialen Netzwerken immer wieder Ziel von Desinformation. Oft geht es dabei um sein angebliches Vermögen. So kursiert in mehreren Ländern ein Video mit der Behauptung, Selenskyj hätte angeblich in drei Jahren seiner Amtszeit etwa 1,5 Milliarden US-Dollar auf seinen Konten in Costa Rica bei der Dresdener Bank Lateinamerika angehäuft.BewertungEs gibt keine Beweise dafür, dass Selenskyj Milliardär ist oder ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro auf Konten in Costa Rica besitzt. Die erwähnte Dresdner Bank Lateinamerika existiert schon länger nicht mehr. Das Vermögen des ukrainischen Präsidenten lässt sich nicht exakt beziffern.

Fakten

Mit den Behauptungen über ein angebliche Vermögen von Wolodymyr Selenskyj hat sich Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in mehreren Faktenchecks beschäftigt. Darunter waren falsche Behauptungen über ein Privatvermögen von 1,2 Milliarden Euro, in anderen Posts ging es um 850 Millionen US-Dollar und auch von angeblichen zwei Milliarden Dollar war die Rede. Die Falschinformationen zu Selenskyjs Vermögen kennen scheinbar keine finanziellen Grenzen.

Dresdner Bank Lateinamerika existiert nicht mehr

In dem Video ist nun von einem vermeintlichen Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar auf Konten bei einer Bank namens Dresdner Bank Lateinamerika die Rede. Die angegebene Bank ist ein erster Hinweis, dass auch diese Angabe nicht stimmen kann. Denn die im Video genannte Dresdner Bank Lateinamerika existiert seit dem Jahr 2005 nicht mehr.

UBS übernahm die Vermögensverwaltung der Privatkunden

Die Dresdner Bank Lateinamerika (DBLA) war die auf das Geschäft mit Lateinamerika spezialisierte Tochtergesellschaft der deutschen Dresdner Bank. Dieses Geldinstitut wurde damals im Zuge der Fusion von Dresdner Bank und Commerzbank aufgelöst. Deshalb übernahm die Schweizer Bank UBS die Vermögensverwaltung der Privatkunden. Über das Ende der Dresdner Bank Lateinamerika hatten die dpa und deutsche Zeitungen berichtet, etwa «Welt» und «Frankfurter Allgemeine Zeitung».

Ein Blick auf die Website der Bankenaufsicht von Costa Rica (Superintendencia General de Entidades Financieras) verrät zudem: Eine Dresdner Bank Lateinamerika existiert in der Liste der dort zugelassenen Banken nicht.

Zwar besteht die frühere Gesellschaft «Dresdner Bank Lateinamerika AG», mittlerweile in «Dresdner Lateinamerika Aktiengesellschaft» umbenannt, noch immer. Diese nimmt jedoch keine bankgeschäftlichen Aktivitäten mehr vor: Wie im Handelsregister nachzulesen, ist der Gegenstand des Unternehmens demnach «der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Vermögenswerten jeglicher Art im eigenen Namen und für eigene Rechnung sowie die Verwaltung des eigenen Vermögens».

«Forbes» schätzt Selenskyjs Vermögen auf rund 20 Millionen US-Dollar

Für die Behauptung über das angebliche Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar lassen sich auch sonst keine seriösen Hinweise finden. Das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» schrieb im April 2022 von einem Vermögen Selenskyjs in Höhe von rund 20 Millionen US-Dollar (18,6 Millionen Euro). «Forbes» veröffentlicht regelmäßig Schätzungen zu wohlhabenden Menschen, darunter Listen der reichsten Menschen der Welt. Zu den sieben Dollar-Milliardären in der Ukraine zählt das Magazin Selenskyj demnach nicht.

Forbes-Experte Giacomo Tognini hält die Behauptungen Reuters zufolge für absurd: «Wir haben keinerlei Informationen, die belegen, dass Selenskyj Milliardär sein könnte. Wir finden das auch äußerst unglaubwürdig.»

Kritik an Selenskyjs wirtschaftlichen Aktivitäten

Dennoch gibt es an Selenskyjs wirtschaftlichen Aktivitäten als Privatperson auch Kritik, die sich auf Belege stützt. Unklar ist Selenskyjs Beteiligung an bis zu zehn Briefkastenfirmen in Zypern, Belize und auf den britischen Jungferninseln. Das weltweite Journalistennetzwerk OCCRP hatte sie in den «Pandora Papers» öffentlich gemacht, sie werden Selenskyjs Umfeld zugeschrieben.

In einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» wird auch ein enges Verhältnis Selenskyjs zu dem ukrainischen Oligarchen Ihor Kolomojskyj beschrieben. Selenskyj könnte demnach über Briefkastenfirmen von einer mutmaßlichen Betrugsmasche Kolomojskyjs profitiert haben. Juristisch aufgeklärt sind die Vorwürfe nicht. Ob und wie viel Geld Selenskyj aus solchen Geschäften erhalten haben könnte, ist unklar.

(Stand: 15.6.2023)

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Politik, Wirtschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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