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Klimawandel sorgt für häufigere Extremwetterereignisse

Eine Professur schützt nicht davor, bei der Interpretation von Klimadaten falsche Schlüsse zu ziehen. Auf X teilt der pensionierte Wirtschaftswissenschaftler Stefan Homburg zwei Grafiken, die auf Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) basieren. Sie zeigen jährliche Niederschlagsmengen und Tage mit starken Niederschlägen seit 1931. Da aus den Grafiken kein deutlicher Rückgang abzulesen ist, zweifelt er eine aktuelle «angebliche Dürre» an und schreibt gar von «Psychotricks und Computermodellen», die dazu dienen sollen, «nach der Luft auch das Wasser zu besteuern». Widerlegen die Daten tatsächlich die Zunahme von Dürren?

Bewertung

Aus den Grafiken lassen sich ohne weitere Informationen keine sinnvollen Rückschlüsse auf Wasserknappheit ziehen. Denn zum einen wirkt sich die saisonale Niederschlagsverteilung auf das verfügbare Wasser aus, hier ist jedoch nur das Jahresmittel angegeben. Zum anderen führen höhere Temperaturen zu verstärkter Verdunstung. Dürre ist ein reales Problem in Deutschland.

Fakten

Zwar zeigen DWD-Daten, dass die durchschnittlichen Jahresniederschläge in Deutschland über lange Zeiträume leicht zugenommen haben – doch dieser Anstieg betrifft vor allem die Wintermonate, wie etwa beim Umweltbundesamt zu lesen ist. In Frühjahrs- und Sommermonaten ist demnach vielerorts sogar eher weniger Regen zu beobachten.

Gleichzeitig sei die Durchschnittstemperatur in Deutschland zwischen 1881 und 2021 um über 1,6 Grad Celsius gestiegen: Laut DWD-Agrarmeteorologe Andreas Brömser führe das zu rund 12 Prozent mehr Verdunstung, bevor Regenwasser Böden und Pflanzen zugutekommt. Bereits 2023 wies Brömser auf Anfrage der dpa darauf hin, dass die Jahresniederschlagssumme allein keine Rückschlüsse auf die Wasserverfügbarkeit zulässt.

Auch regionale Unterschiede spielen eine wichtige Rolle: In ohnehin trockeneren Regionen können selbst niederschlagsreiche Monate Defizite in tieferen Bodenschichten nicht ausgleichen. Modelle wie der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) oder die Bodenfeuchte-Analysen des DWD zeigen die teils anhaltende Trockenheit. Daran ändern auch einzelne regenreiche Phasen wie in 2023 oder 2024 nichts.

Der Klimawandel sorgt für mehr Extremwetterereignisse

Das Umweltbundesamt berichtete 2019 unter Berufung auf DWD-Daten, dass die Zahl der Tage mit geringer Bodenfeuchte seit 1961 deutlich zugenommen hätte. Forschende des UFZ und der Tschechischen Agraruniversität bezeichneten in der Fachzeitschrift «Nature» die Jahre 2018 und 2019 als die schwersten Sommerdürren in Zentraleuropa seit 250 Jahren.

Laut UFZ verschärft der Klimawandel das Dürreproblem – entscheidend sei die Höhe des Temperaturanstiegs. Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel begünstigt, wie bei der Heinrich-Böll-Stiftung nachzulesen ist. Steigende Temperaturen und starke Regenphasen schließen sich demnach nicht aus. Gleichzeitig steigt auch die Gefahr durch Überschwemmungen.

(Stand: 18.07.2025)

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Klimawandel, Wissenschaft, Umwelt, Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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