Massives Blutgerinnsel hat nichts mit einer Nebenwirkung des Corona-Impfstoffs zu tun - Featured image

Massives Blutgerinnsel hat nichts mit einer Nebenwirkung des Corona-Impfstoffs zu tun

Ein Foto eines massiven Blutgerinnsels entstand 2018 nachdem ein Mann mit chronischen Herzproblemen einen Blutpropfen ausgehustet hatte. Ein Artikel setzt dieses Foto jedoch fälschlicherweise in einen Zusammenhang mit Nebenwirkungen der Corona-Impfung. Userinnen und User teilten diese Behauptung in sozialen Netzwerken. Das Foto steht jedoch in keinem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, da es weit vorher aufgenommen wurde. Ärztinnen und Ärzte sowie die US-Gesundheitsbehörden bestätigten gegenüber AFP, dass Corona-Impfstoffe weder massive Blutgerinnsel noch Krebs oder Unfruchtbarkeit verursachen.

Der englische Artikel kursierte mit ähnlichen Behauptungen seit seiner Veröffentlichung am 6. Februar 2023 auf Facebook und Twitter.

Die Behauptung: Auf der britischen Webseite „The Exposé“ erschien am 6. Februar 2023 ein Artikel über den Pathologen Ryan Cole, der behauptet, dass die mRNA-Impfstoffe angeblich „massive Blutgerinnsel, Krebs und Unfruchtbarkeit“ verursachen würden. Bebildert wird der Artikel mit einem Foto eines ausgehusteten Blutgerinnsels, angeblich eine Folge der Corona-Impfung.

Twitter-Screenshot der Behauptung: 10. Februar 2023

AFP hat die Webseite „The Exposé“ bereits mehrfach in Faktenchecks wegen Verbreitung falscher Gesundheitsinformationen überprüft und Behauptungen widerlegt. Faktenchecks zur Corona-Pandemie sammelt AFP hier, zu Impfstoffen hier.

Der Artikel beinhaltet irreführende Aussagen zu den Risiken einer Impfung und verwendet das Bild aus einem medizinischen Fall, der sich vor der Corona-Pandemie ereignete.

Eine umgekehrte Bildsuche ergab, dass das Foto erstmals 2018 in der renommierten US-amerikanischen Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde. Das ist lange vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das Virus wurde erstmals Ende 2019 entdeckt, im März 2020 rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Pandemie aus. Die US-Impfkampagne startete im Dezember 2020.

Foto: Dieser Screenshot vom 10. Februar 2023 zeigt das Bild eines Blutgerinnsels, das 2018 im ‚New England Journal of Medicine‘ veröffentlicht wurde.

Das Bild zeigt ein Blutgerinnsel, das ein 36-jähriger Mann im US-amerikanischen San Francisco  ausgehustet hatte, nachdem er „mit der akuten Verschlimmerung einer chronischen Herzinsuffizienz auf die Intensivstation eingeliefert“ worden war, heißt es in der Fachzeitschrift, die einem Peer-Review, einer Qualitätssicherung wissenschaftlicher Arbeiten, unterzogen wurde.

Nach dem Einsetzen einer Pumpe zur Unterstützung zur Herzfunktion, „entwickelte sich eine Hämoptyse und er hustete einen Abdruck des rechten Lungenastes  aus“, so die Ärztin Gavitt Woodard und der Arzt Georg Wieselthaler in der Zeitschrift.

„Hämoptyse ist der medizinische Fachausdruck für das Aushusten von Blut. Das Bild zeigt ein Blutgerinnsel“, teilte Woodard, Assistenzprofessorin für Chirurgie an der Yale School of Medicine AFP in einer Mail vom 9. Februar 2023 mit. Sie fügte hinzu: „Das Foto wurde im Jahr 2018 aufgenommen. Es besteht keinerlei Bezug zu Corona.“

Auch deutschsprachige Medien berichteten 2018 über den medizinischen Fall. Ein 36-jähriger Mann war mit chronischen Herzproblemen ins Universitätsklinikum San Francisco eingeliefert worden. Nach einer Operation am Herzen klagte der Mann über starken Husten, in dessen Folge sich ein Blutklumpen an der Lunge löste, der einen genauen Abdruck seines rechten Lungenastes darstellte.

Unbegründete Behauptungen zu Impfstoffen

In dem Artikel werden weitere nicht gestützte Behauptungen zu Corona-Impfstoffen aufgestellt, darunter angebliche Verbindungen zu Krebs und Unfruchtbarkeit. AFP hat bereits Behauptungen widerlegt, die die Impfung mit Krebs in Verbindung gebracht haben, einschließlich Behauptungen des von Ryan Cole, der in dem Artikel von „The Exposé“ erwähnt wird.

Die Corona-Impfstoffe wurden umfangreichen Sicherheitskontrollen unterzogen. Die private Krebsklinik Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York empfiehlt Krebspatientinnen und –patienten die Impfung „dringend“. „Keiner der Impfstoffe interagiert mit der DNA oder verändert sie in irgendeiner Weise und kann daher keinen Krebs verursachen“, so die Einrichtung auf ihrer Webseite. Auch die Deutsche Krebshilfe empfiehlt Patientinnen und Patienten grundsätzlich die Corona-Impfung.

Laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gibt es keine Beweise dafür, dass „irgendwelche Impfstoffe, einschließlich Corona-Impfstoffen,“ Fruchtbarkeitsprobleme verursachen. AFP hat bereits Behauptungen dazu widerlegt.

Auf der Webseite der CDC heißt es, dass sie seltene „unerwünschte Ereignisse von Interesse“ überwacht, die nach der Corona-Impfung gemeldet wurden – dazu gehört auch das Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS), das Blutgerinnsel verursacht. Das Krankheitsbild trat in etwa vier Fällen auf eine Million Dosen des Corona-Impfstoffs von Johnson & Johnson (J&J) auf.

Die US-Gesundheitsbehörde teilte AFP in einer Mail vom 10. Februar 2023 mit, dass sie „keine ungewöhnlichen oder unerwarteten Muster von Krebs, Unfruchtbarkeit oder Blutgerinnseln – abgesehen von TTS nach dem Corona-Impfstoff von J&J Janssen – festgestellt hat, die darauf hindeuten würden, dass der Corona-Impfstoff diese Erkrankungen verursachen würde oder zu ihnen beiträgt“.

Fazit: Das Foto im geteilten Artikel zeigt kein Blutgerinnsel, das von den Corona-Impfstoffen herrührt. Das Foto stammt aus dem Jahr 2018, vor der Pandemie und der Entwicklung der Impfstoffe und war die Folge einer chronischen Herzerkrankung eines 36-jährigen Mannes. Das bestätigt der Beitrag einer medizinischen Fachzeitschrift, in dem das Foto zuerst verwendet wurde. Gesundheitsbehörden und Medizinerinnen und Mediziner bestätigten gegenüber AFP außerdem wiederholt, dass die mRNA-Impfstoffe weder derart massive Blutgerinnsel noch Krebs oder Unfruchtbarkeit hervorrufen.

Fact Checker Logo

Corona, Gesundheit

Autor(en): AFP USA, AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen