Mehr als die Hälfte der Internetnutzenden wird mindestens gelegentlich mit politischer Desinformation konfrontiert

Mehr als jeder Zweite stößt im Internet mindestens gelegentlich auf politisch motivierte Desinformation (54%) und 85% der Nutzenden sagen dieser ein demokratiegefährdendes Potential nach. Zu dieser Erkenntnis kommt eine aktuelle forsa-Umfrage zum Informationsverhalten bei Wahlen, die die Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben hat.

Zudem wird Desinformation immer häufiger als solche erkannt wird, wirkt sich also nicht wie meist angenommen unmittelbar auf die Meinungsbildung aus. Allerdings wird diese nur selten gemeldet. Dies geht aus der Studie Vorsicht #Desinformation: Die Wirkung von desinformierenden Social Media-Posts auf die Meinungsbildung und Interventionen“, die die Medienwissenschaftlerin Sabrina H. Kessler, Senior Research and Teaching Associate am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich, im Auftrag der Landesanstalt für Medien (LfM) NRW durchgeführt hat.

Desinformation wird nur selten gemeldet

Fast die Hälfte der knapp 1400 Befragten der Studie gaben an, dass ihnen Fehlinformationen zur COVID-19-Impfung (44%) und zum Krieg Russlands in der Ukraine (46%) zumindest wöchentlich und vor allem auf Social Media begegnen, mehr als 20 Prozent der Befragten sagten, dass sie sogar täglich damit konfrontiert seien. Wie es in der Studie heißt, ignorieren die meisten die Informationen, von denen sie vermuten, dass sie falsch sind, und/oder ärgern sich darüber. Eine eigene Recherche zur Überprüfung schließt sich weniger häufig an. Seltener wird in einem Kommentar auf die Desinformation reagiert und noch seltener wird diese auf der Plattform gemeldet.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die forsa-Befragung: Obwohl fast die Hälfte der etwa 1000 Befragten das Melden von Desinformation als wirksames Gegenmittel wahrnehmen (44%), machen nur wenige davon Gebrauch und zwar 13%. Jüngere Befragte melden häufiger Desinformation als ältere Befragte, aber im Vergleich zu 2021 ist auch dieser Wert rückläufig (2023: 36%, 2021: 51%). Ein problematischer Trend, da digitale Plattformen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Falschbehauptungen und Desinformation spielen.

Medienkompetenz-Angebote von GADMO

Das GADMO-Team ermutigt Internet-User dazu, Desinformation zu melden, auch direkt beim GADMO-Team. Sie können diese über unseren WhatsApp-Service einreichen und die Faktenchecker:innen von dpa, CORRECTIV, AFP und APA überprüfen dann, ob die Behauptung falsch ist, ob auf dem Video wirklich das zu sehen ist, was es angeblich zeigen soll oder ob das Foto manipuliert worden ist.

Auch die Medienkompetenz-Angebote der GADMO-Partner sollen Bürger gegen Desinformation im Netz wappnen. Im Rahmen des b° future Festivals in Bonn bietet GADMO-Partner CORRECTIV einen kostenfreien Faktencheck-Workshop für Interessierte an, in dem die Teilnehmenden lernen, Desinformation zu erkennen und Informationen richtig einzuordnen. In einem neuen Podcast informiert das CORRECTIV-Faktencheck über Desinformation im Ukraine-Krieg. GADMO-Partner dpa-Faktencheck bildet als Mitglied des „Teen Fact-Checking Network“ von MediaWise außerdem auch Faktenchecker:innen zwischen 14 und 17 Jahren aus und hat vor kurzem die ersten Videos der jungen Faktenchecker:innen veröffentlicht.

Eins der wichtigsten Bollwerke gegen Desinformation ist guter Journalismus. So zeigt die Befragung im Auftrag der LfM NRW: Die meistgenutzte Verifikationsmethode der Teilnehmenden ist es, Informationen mit anderen Quellen aus dem Internet abzugleichen. Nur wenn in solchen Situationen faktenbasierte, sorgfältig aufbereitete und verlässliche Informationen auffindbar sind, kann Desinformation entkräftet werden.

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