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Natron schützt nicht vor Krebs

Ist Krebs viel einfacher zu heilen, als bisher angenommen? Das jedenfalls legt Text nahe, der sich auf mehrerenWebseiten findet: Backsoda, auch Natron oder Bikarbonat genannt, könne «den Entstehungsprozess von Krebszellen vermeiden und das Wachstum beeinträchtigen». Dafür müsse man lediglich Backpulver mit Honig oder Ahornsirup vermischen und davon drei Teelöffel pro Tag einnehmen. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Bewertung

Die Entstehung von Krebs lässt sich durch Backsoda nicht verhindern. Die Einnahme kann dem Körper sogar schaden.

Fakten

Krebs entsteht durch das unkontrollierte Vermehren von Zellen. Grund sind meist Schäden am Erbgut dieser Zellen, so die Wissenschaft. In dem Backpulver-Artikel hingegen ist ein Video verlinkt, das nahelegt, dass ein Pilz Ursache für Krebs sei. Jutta Hübner, Professorin für Integrative Onkologie am Universitätsklinikum Jena, bezeichnet das als «Märchen».

Warum gerade Backsoda?

Der Artikel geht allerdings weiter und verspricht eine Möglichkeit, Krebs zu vermeiden oder mindestens aufzuhalten: «Krebszellen lieben Zucker, den sie geradezu verschlingen und wenn man nun dem Körper den Bikarbonat-Zucker-Komplex zuführt, so schleust man ein trojanisches Pferd in die Krebszelle.»

Das Deutsche Krebsforschungszentrum fasst den Gedankengang der Alternativmedizin so zusammen: Wenn die Zellen Zucker verstoffwechseln, entsteht Milchsäure und dadurch eine saure Umgebung. Die Krebszellen setzen sich dann in Folge der sauren Umgebung in einen Ruhezustand und pausieren die Zellteilung. Diese ist jedoch für den Körper notwendig, um auf Krebstherapien anzusprechen. Die Schlussfolgerung: Backsoda als basisches Mittel soll gegen die saure Umgebung helfen und den Ruhezustand aufheben. Doch das kann nicht wirken. «Aus wissenschaftlicher Sicht ganz klar: Warnung an alle, nicht darauf reinzufallen!», so Hübner.

Grundlage dieser Idee sind wohl Studien aus den Jahren 2009 und 2018, in denen Ähnliches an Mäusen getestet wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Kombination aus verringertem Säuregehalt und erhöhter Sauerstoffversorgung die Krebszellen leichter angreifbar macht. Direkt auf den Menschen lässt sich das jedoch nicht übertragen, erklärt das Deutsche Krebsforschungszentrum «Man muss sehr sauber zwischen Tier-Experimenten und dem Menschen unterscheiden», stellt auch Jutta Hübner klar.

Im menschlichen Körper ist der Säure-Basen-Haushalt sehr exakt kontrolliert, erläutert die Expertin. «Kleinste Abweichungen führen sofort zu lebensgefährlichen Krankheitsbildern. Im gesunden Körper – dazu zählt auch ein Krebspatient, solange kein Multi-Organ-Versagen vorliegt – sind die körpereigenen Mechanismen sehr schnell und extrem effektiv dabei, den pH-Wert sofort wieder auf das gesunde Niveau zu bringen. Alles, was man von außen zuführt, wird weggepuffert.» Eine basische Ernährung oder das Zuführen von Natron bringt somit keinen Vorteil.

Im Gegenteil: Hier ist Vorsicht geboten. Denn ein Schaden durch Natron ist nicht auszuschließen, warnt Professorin Hübner. Eine Übermenge könnte zu Nierenversagen führen. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum warnt vor Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nebenwirkungen wie Übelkeit, Muskelschwäche, Krämpfen, Bluthochdruck oder Nierensteinen.

(Stand: 08.12.2022)

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Wissenschaft, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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