Sharepic gibt Baerbock-Aussage von 2021 falsch wieder - Featured image

Sharepic gibt Baerbock-Aussage von 2021 falsch wieder

Im Netz kursiert ein Sharepic mit einer vermeintlichen Aussage von Annalena Baerbock (Grüne). Die geschäftsführende Außenministerin soll demnach in einem Interview mit dem US-Sender ABC gesagt haben: «Ich war stolz auf der selben Brücken in Polen zu stehen, wo schon mein Großvater für die Freiheit Europas gekämpft hat!!» (Schreibweise im Original). Darunter steht, ihr Großvater sei Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der Schutzstaffel (SS) gewesen. Ist das Zitat korrekt?

Bewertung

Das Zitat ist falsch. Es verzerrt eine Aussage von Annalena Baerbock aus einem Gespräch mit einer US-Denkfabrik im Jahr 2021. Sie spricht derweil offen über ihren Großvater, der Wehrmachts-Offizier im Einsatz an der Ostfront war.

Fakten

Auf dem Sharepic wird als Quelle auf ein Interview bei ABC News verwiesen. Der US-Sender hat in der Vergangenheit mehrfach über die deutsche Politikerin berichtet. Zu den Stichworten «Brücke» und «Polen» lassen sich auf Englisch aber keine Einträge finden.

Das angebliche Baerbock-Zitat wird mit der Behauptung seit Monaten auch von englischsprachigen Social-Media-Nutzern verbreitet – so findet es sich etwa in einem X-Post vom September 2024. Dazu wurde ein Video geteilt, das die Aussage belegen soll. Es zeigt kein Interview mit dem US-Sender ABC, sondern stammt ursprünglich aus einem Gespräch mit der US-Denkfabrik «Atlantic Council».

Falsches Zitat geht auf Aussage aus dem Jahr 2021 zurück

Im Mai 2021 war Baerbock auf einer Konferenz der US-Denkfabrik zum transatlantischen Bündnis und grüner Transformation befragt worden. Als sie nach dem früheren grünen Außenminister Joschka Fischer gefragt wird, berichtet Baerbock, dass sie der Partei beitrat, als Fischer 2004 Außenminister war und die EU-Osterweiterung mit seinem polnischen Kollegen feierte (ab Minute 11:58). Das bezeichnet Baerbock als «sehr emotionalen Moment», wie das Transkript belegt.

In dem Zusammenhang sagte sie: «Es gibt eine direkte Grenze zu Polen am Fluss Oder und mein eigener Großvater kämpfte etwa im Winter 1945 an diesem Fluss, an dieser Grenze. Und ich stand 2004 auf dieser Brücke, die natürlich wieder aufgebaut worden ist zwischen Polen und Deutschland, als Joschka Fischer als Außenminister zusammen mit seinem Kollegen von der polnischen Seite erneut die Wiedervereinigung Europas gefeiert hat. Und das war wirklich der Moment, in dem ich dachte: Wow, wir stehen nicht nur auf den Schultern von Joschka Fischer, sondern auch auf denen unserer Großeltern, die es möglich gemacht haben, dass Länder, die Feinde waren, nicht nur in Frieden, sondern in Freundschaft wieder zusammen sind.»

Baerbock spricht offen über Geschichte ihres Großvaters

Das Zitat ist also falsch, die Aussage der geschäftsführenden Außenministerin wird verzerrt. Annalena Baerbock spricht derweil offen über ihren Großvater, der Wehrmachts-Offizier im Einsatz an der Ostfront war – beispielsweise in einer ihrer Reden.

2024 berichteten zudem die «Bunte» und die «Bild»-Zeitung über eine Wehrmachtsakte ihres Großvaters, die nahelege, dass er ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sein könnte. Die Dokumente waren der Ministerin damals nicht bekannt, wie das Auswärtige Amt der «Bild»-Zeitung erklärte. Eine Mitgliedschaft in der NSDAP oder der SS wird in dem Bericht nicht erwähnt.

Moskau hat die NS-Vergangenheit des Großvaters schon mehrfach thematisiert, um die deutsche Außenministerin zu diskreditieren. So lehnte Russland etwa kürzlich die Kandidatur der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock für den Vorsitz der UN-Generalversammlung in der Sitzungsperiode 2025/2026 ab und begründete dies mit der NS-Vergangenheit des Großvaters.

(Stand: 7.4.2025)

Fact Checker Logo

Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen