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Studie zu Mehrfach-Infektionen begrenzt aussagekräftig

Wenn einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden, entsteht schnell ein irreführender Eindruck. So geschieht es auch bei einem kurzen Ausschnitt aus dem Podcast des Medizinprofessors Alexander Kekulé. Er berichtet von einer US-Studie, die sich damit befasst, welche Folgen eine zweite oder dritte Infektion mit dem Corona-Virus haben kann.

Unter anderem sagt er darin: «Diese Daten dort zeigen klipp und klar, dass es keinen statistisch irgendwie nachweisbaren Unterschied gibt bezüglich der Schwere der Nachfolge-Erkrankung bei zweiten, dritten, vierten Infektionen zwischen Geimpften und Ungeimpften.» Bei diesem Zitat wird aber ausgelassen, dass Kekulé selbst diese Aussage noch im Podcast deutlich relativiert.

Bewertung

Hier ist der Kontext wichtig. Im Podcast weist Kekulé auf methodische Probleme der Untersuchung hin und sagt, dass die Impfung «überhaupt nichts» bringe, sei hier «nicht belegt». Man müsse überlegen, wo «die Limitationen der Studie» seien – der Virologe verweist insbesondere auf die Datengrundlage der Untersuchung. Die Wirksamkeit der Corona-Impfungen ist in vielen anderen Studien belegt worden.

Fakten

Im Podcast «Kekulés Corona-Kompass» vom 15. November 2022 (hier als Transkript) spricht der Mediziner mit Moderator Jan Kröger unter anderem über eine Studie aus den USA. Auf Basis von Daten von US-Veteranen wurde darin untersucht, welche Folgen mehrfache Infektionen mit dem Corona-Virus haben, und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift «Nature Medicine» veröffentlicht.

In der Studie wird auch erwähnt, dass den erhobenen Daten zufolge Impfungen keinen Einfluss auf das Risiko haben, ob Infizierte schwer erkranken oder nicht. Das thematisiert Kekulé und leitet diesen Abschnitt mit den Worten ein, die auch auf Facebook zitiert werden: «Das ist echt Mist für alle, mich eingeschlossen, die der Meinung sind, dass die Impfung wichtig ist.»

Im Folgenden geht er aber ausführlich darauf ein, welche Schwächen die Studie habe. Zum einen sei der untersuchte Bevölkerungsausschnitt nicht repräsentativ, weil ausschließlich Daten von US-Veteranen eingeflossen seien, von denen die meisten schon älter und männlich seien. Zum anderen, und das hält Kekulé für wesentlich, gebe es einen «Selektionsfehler […], dadurch, dass eben Leute, die leichte Verläufe haben, nicht mehr zum Arzt gehen».

Heißt: Wenn Menschen, die nach einer zweiten oder dritten Infektion nur leichte oder gar keine gesundheitlichen Probleme hatten, in die Auswertung gar nicht mit eingeflossen sind, dann fallen diejenigen mit schweren Folgen statistisch besonders ins Gewicht. Das ist für Kekulé nach eigenen Worten die «wahrscheinlichste Erklärung», warum die Daten so seien, «wie sie sind».

Verschiedene Untersuchungen haben die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe immer wieder belegt – das sagt auch Kekulé im Podcast. Eine groß angelegte, fortlaufende Studie der EU-Seuchenschutzbehörde European Centre for Disease Prevention and Control ECDC etwa zeigt, dass die Impfung auch gegen die Auswirkungen einer Infektion mit der Omikron-Variante des Corona-Virus schützt. In die Untersuchung sind Daten aus zwölf EU-Staaten bis einschließlich Ende Juli eingeflossen.

(Stand: 28.11.2022)

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Wissenschaft, Corona, Gesundheit

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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