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Weihnachtsmarkt in Ungarn? Nein: Prag und Berlin

Im Zuge der Debatte über die Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu Migration im Stadtbild wird in sozialen Netzwerken erneut eine alte Gegenüberstellung von Weihnachtsmärkten verbreitet. Ein angeblicher Vergleich zweier Fotos soll offenbar den Eindruck vermitteln: Im Gegensatz zu einem Markt in Deutschland könne in Ungarn – wegen eines strengeren Migrationskurses – auf Absperrungen und Barrieren verzichtet werden.

Bewertung

Falsch. Keines der verbreiteten Fotos zeigt einen Weihnachtsmarkt in Ungarn. Eine Aufnahme stammt vom Wenzelsplatz in Prag aus dem Jahr 2011, die andere vom Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2017 – also ein Jahr nach dem Terroranschlag von 2016.

Fakten

Die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban gilt wegen ihres harten Migrationskurses manchen Kritikern der deutschen Flüchtlingspolitik als Vorbild. Doch belegen die Fotos zweier Weihnachtsmärkte nicht, dass hierzulande besondere Sicherheitsmaßnahmen aufgrund einer angeblich höheren Anschlagsgefahr notwendig wären, während in Ungarn darauf verzichtet werde.

Herkunft der Fotos

Das häufig als ungarisch bezeichnete Foto zeigt in Wahrheit den Weihnachtsmarkt am Wenzelsplatz in Prag. Es wurde am 27. November 2011 etwa an dieser Stelle aufgenommen.

Die zweite Aufnahme mit sichtbaren Barrieren stammt aus Deutschland. Das AFP-Foto zeigt den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz und entstand Ende November 2017 – rund ein Jahr nach dem Anschlag mit zwölf Todesopfern im Dezember 2016. Seitdem werden in vielen Ländern zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für große Veranstaltungen getroffen.

Auch in Ungarn gibt es entsprechende Vorkehrungen. Medienberichte dokumentieren Sicherheitsmaßnahmen an Weihnachtsmärkten in Budapest in den Jahren 2016, 2017 und 2025.

Wiederholte Falschdarstellungen

Die Kombination der beiden Bilder aus Prag und Berlin kursiert seit Jahren in sozialen Netzwerken und wurde bereits mehrfach vom dpa-Faktencheck-Team als falsch eingeordnet.

Im Dezember 2024 verbreitete sich eine weitere irreführende Gegenüberstellung: Ein angeblich ungarischer Weihnachtsmarkt wurde dem Breitscheidplatz gegenübergestellt. Tatsächlich zeigt das vermeintliche Ungarn-Foto den Weihnachtsmarkt in Frankfurt am Main.

Kanzler Merz war jüngst in die Kritik geraten, nachdem er am 14. Oktober 2025 bei einem Termin in Potsdam gesagt hatte, dass man nun frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik korrigiere und Fortschritte mache. «Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen», sagte er.

(Stand: 20.10.2025)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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