Bewertung
Falsch. Für diese Behauptung gibt es keinerlei Belege. Das WEF macht sich seit Jahren vielmehr für nachhaltige Weihnachten stark.
Fakten
Dass diese Geschichte vollkommen frei erfunden ist, lässt sich anhand mehrerer Indizien feststellen:
Der gefälschte Tweet
Angeblich soll das WEF am 22. Dezember 2022 getwittert haben: «Christmas must be abolished.» (auf Deutsch: «Weihnachten muss abgeschafft werden.»). Das soll ein vermeintlicher Screenshot belegen, der dem Artikel beigefügt ist. Doch der Tweet ist gefälscht.
Tweets lassen sich beispielsweise über Änderungen am Quellcode relativ leicht manipulieren. Es ist daher ratsam, immer skeptisch zu sein, wenn sich ein Tweet mit vermeintlich skandalösen Äußerungen als Screenshot verbreitet und nur in dieser Form zu finden ist.
Ein entsprechender Tweet mit dem Wort «christmas» auf dem offiziellen WEF-Twitteraccount ist nicht zu finden. Auch in den Google-Ergebnissen samt gespeicherten Treffern im Cache wird kein solcher Text angezeigt.
Grundsätzlich können Tweets gelöscht werden. Doch heutzutage finden sich Postings von bekannten, reichweitenstarken Accounts wie dem des WEF in der Regel in Internetarchiven wieder. Im vorliegenden Fall (hier und hier) gibt es dort von dem vermeintlichen Tweet aber keinerlei Spur.
Die Fake-News-Schleuder «Newspunch»
Die These, Weihnachten solle abgeschafft werden, stammt wohl ursprünglich von der US-Seite «Newspunch», die auch schon unter dem früheren Namen «YourNewsWire» mehrfach mit Falschbehauptungen und Verschwörungsmythen aufgefallen ist. dpa hat schon häufiger falsche Behauptungen der Seite in verschiedenen Sprachen widerlegt. Auch zum angeblichen Weihnachts-Verbot reicht diese Website keinerlei Belege an die Hand.
Stattdessen werden Beiträge des US-Nachrichtensenders CNN und der britischen Zeitung «The Guardian» zitiert, die sich angeblich gegen das christliche Fest richten. Allerdings geht es dabei um Berichterstattung über Weihnachten unter Corona-Bedingungen (CNN) beziehungsweise Anregungen, das Festmahl, Feierlichkeiten und Geschenke klimafreundlicher zu gestalten («Guardian»). Von einer Abschaffung von Weihnachten ist nirgendwo die Rede.
In den vergangenen Jahren hat sich das WEF durchaus zum Weihnachtsfest geäußert. Dabei ging es unter anderem um nachhaltige Geschenkideen, eine durch Muskelkraft angetriebene Weihnachtsbaumbeleuchtung in Ungarn, einen Christbaum-Verleih in London oder einen Shop in New York, in dem man Flüchtlingen Weihnachtsgeschenke kaufen kann. Keiner dieser (und der unzähligen weiteren) Artikel erweckt den Eindruck, das christliche Fest solle abgeschafft werden.
Das WEF und Verschwörungsanhänger
Sowohl der deutsche als auch der englische Artikel mit der Fake-Behauptung wiederholen gängige Verschwörungserzählungen über das Weltwirtschaftsforum. Es wird von einer vermeintlichen Elite rund um den deutschen WEF-Gründer Klaus Schwab geraunt, die angeblich das Volk leiden lassen wolle.
«Große ökonomische Zusammenschlüsse wie das Weltwirtschaftsforum sind gerne Projektionsflächen für Verschwörungserzählungen, weil dort verschiedenste Menschen mit Macht zusammenkommen, um sich auszutauschen», sagt Politikwissenschaftler Jan Rathje vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das CeMAS untersucht Radikalisierungstendenzen und Verschwörungserzählungen im Netz.
Mehrfach haben in der Vergangenheit die Nachrichtenagentur dpa und viele weitere Faktencheck-Organisationen hanebüchene Desinformation rund um das WEF widerlegt. So ist es zum Beispiel falsch, das WEF habe davon gesprochen, dass Gott tot und Jesus Fake sei, wie etwa die US-Nachrichtenagentur AP herausgefunden hat.
Erfunden ist auch die Behauptung, das WEF fordere, Haustiere für die Rettung des Klimas zu töten. Und dass Schwabs angebliche rechte Hand Yuval Noah Harari – der in Wahrheit jedoch gar nicht für das Weltwirtschaftsforum arbeitet – gesagt haben soll, das WEF sei mit seinen Plänen so erfolgreich, dass es «göttliche Kräfte» der «Schöpfung und Zerstörung» erlangt habe, wurde unter anderen bereits von den Faktencheckern der Nachrichtenagentur Reuters widerlegt.
(Stand: 12.1.2023)