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Polizei in Toronto reichte Kaffee nur weiter

Der Krieg im Gazastreifen nach dem Überfall der Hamas hat weit über Israel hinaus heftige Debatten ausgelöst. In vielen Ländern gibt es pro-israelische und pro-palästinensische Demonstrationen. Im Januar 2024 kursiert das Video von einer Szene am Rande einer Demonstration in Kanada. Angeblich sei darin zu sehen, wie die Polizei «kostenlosen Kaffee und Essen an antiisraelische Pali- Demonstranten» abgebe. Sie würde «Unterstützer des islamischen Terrorismus mit Kaffee belohnen», heißt es in einem Facebookpost.

Bewertung

Hier fehlt Kontext. Die Polizei hat nicht kostenlos Essen und Trinken verteilt. Ein Mitdemonstrant verließ eine besetzte Brücke, um Kaffee zu holen, doch die Polizei verweigerte ihm anschließend die Rückkehr. Anschließend brachte ein Polizist den Kaffee zu Demonstranten, die einige Meter entfernt standen.

Fakten

Das Video hat die Journalistin Caryma Sa’d während einer pro-palästinensischen Demonstration am 6. Januar 2024 aufgenommen. Seit Ende letzten Jahres und in der ersten Januarwoche besetzen Demonstranten regelmäßig eine Brücke in Toronto, die von der Avenue Rd über den Highway 401 führt.

Wer Sa’ds Video bis zum Ende ansieht, hört einen der Demonstranten sagen, dass die Polizei den Kaffee nicht gekauft, sondern nur geliefert habe. Einer der Demonstranten war Kaffee holen gegangen, durfte dann aber nicht mehr auf die Brücke zurück, weil die Polizei das Gelände abgesperrt hatte.

Diese Darstellung geht auch aus einem späteren Beitrag von Caryma Sa’d hervor. Ein weiteres Video der Journalistin zeigt, wie die Polizei tatsächlich Personen nicht mehr durchließ, die das Demonstrationsgelände verlassen hatten.

Laurie McCann, Sprecherin der Polizei von Toronto, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) per E-Mail, dass die Polizei weder Kaffee noch Essen für Demonstranten gekauft habe. Die Beamten brachten den Kaffee vorbei, um die Spannungen zu begrenzen, die während der Demonstration am vergangenen Samstag entstanden waren. Die Tat dürfe daher nicht als Unterstützung interpretiert werden, betont McCann.

Großer Aufruhr in Kanada

Der Vorfall erregte in Kanada große mediale Aufmerksamkeit. Im Internet gab es viel Kritik an der Weitergabe des Kaffees. Dies würde die Neutralität der Polizei beeinträchtigen.

Der Polizeichef von Toronto veröffentlichte daher am 7. Januar eine schriftliche Stellungnahme. Darin entschuldigt er sich dafür, dass es zu Verwirrung und Besorgnis über die Rolle der kanadischen Polizei gekommen sei.

(Stand: 10.01.24)

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Israel-Hamas-Konflikt, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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