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Rattenfänger von Hameln lockte Kinder aus der Stadt

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat nach einem Gespräch mit Gewerkschaftern und Wirtschaftsvertretern für die Demokratie in Deutschland geworben und gesagt: «Wir lassen uns dieses Land nicht von extremistischen Rattenfängern kaputtmachen.» Im Internet wird Steinmeier seither vorgeworfen, er habe «nicht-linke Wähler als ‚Ratten’» bezeichnet. Trifft diese Behauptung zu?Bewertung

Das Wort «Rattenfänger» trägt in der deutschen Sprache die Bedeutung «Volksverführer». Das geht auf die Sage vom Rattenfänger von Hameln zurück, der im 13. Jahrhundert Kinder entführt haben soll, die seinem Flötenspiel folgten.

Fakten

Der Überlieferung zufolge hatten die Bürger von Hameln an der Weser im Jahr 1284 einen Rattenfänger damit beauftragt, die Stadt von einer Rattenplage zu befreien. Nach getaner Arbeit verweigerte die Stadt ihm aber den gerechten Lohn. Um sich zu rächen, lockte der Mann mit seinem verführerischen Flötenspiel alle Kinder aus der Stadt – bis auf ein blindes und ein taubstummes Kind blieben alle Mädchen und Jungen für immer verschollen.

Der Rattenfänger blieb also über Jahrhunderte im Gedächtnis, weil er unwissende junge Menschen aus der Gesellschaft gerissen hatte – nicht wegen seines Erfolgs gegen die Rattenplage.

Das Wort «Rattenfänger» bezeichnet seither in der deutschen Sprache Demagogen und Volksverführer. Wörterbücher nennen stets auch diese Bedeutung, teils stufen sie sie höher ein als die ursprüngliche Bezeichnung eines Ungezieferbekämpfers. Der Begriff «Rattenfänger» ist im Deutschen also mit dem Verführen von Menschen konnotiert.

Steinmeier sprach gegen Rechtsextremismus

Warum dann die Aufregung über die Rede von Frank-Walter Steinmeier? Der Bundespräsident hatte am Montag (29. Januar) zu einem breiten Bündnis für Demokratie und gegen Extremismus aufgerufen. Seine Rede ist auf der Seite des Bundespräsidialamtes dokumentiert.

Er sagte: «Ganz gleich ob Vorstand oder Vorarbeiter und ganz unabhängig von der Parteizugehörigkeit – wenn unsere Demokratie angegriffen wird, dann ist eine Grenze überschritten, bei der Gegensätze hintanstehen, dann muss die demokratische Mitte, die große Mehrheit unserer Gesellschaft Position beziehen und deutlich machen: Wir stehen zu unserer Demokratie, wir verteidigen dieses Deutschland, und wir lassen uns dieses Land nicht von extremistischen Rattenfängern kaputtmachen.»

Der Bundespräsident hatte dabei keine Partei genannt. Abgeordnete und Parteigliederungen der AfD haben die Aussage auf die AfD bezogen.

(Stand 30.01.2024)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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