Bewertung
Nein, die angebliche Titelseite von «Charlie Hebdo» ist eine Fälschung. Im Archiv des Satire-Magazins lässt sich ein entsprechendes Cover nicht finden. Die auf der Fälschung angegebene Heftnummer führt zu einer Ausgabe mit einer anderen Titelseite. Das gefälschte Heft-Cover bezieht sich auf ein vermeintliches Video des arabischen Senders «Al Jazeera», das von der dpa bereits ebenfalls als Fälschung entlarvt wurde.
Fakten
Das angebliche Heft-Cover spielt auf ein vermeintliches Video des arabischen TV-Senders «Al Jazeera» an. In dem Clip, der Ende November in den sozialen Netzwerken verbreitet worden war, ging es um eine angebliche Verhaftung von Ukrainern bei der Fußball-WM in Katar. Die Männer hätten in Doha WM-Plakate mit Nazi-Symbolen beschmiert, wird in dem Video behauptet. Doch es handelt sich um eine Fälschung. Das Video wurde nicht von «Al Jazeera» veröffentlicht, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits in einem ausführlichen Faktencheck erklärte.
Ebenso wie das gefälschte Video wird nun auch das angebliche Heft-Cover von Usern aus diversen Ländern im Netz verbreitet. In einem englischsprachigen Tweet ist das Bild mit höherer Auflösung zu sehen. Auf dem angeblichen Cover steht in der oberen linken Bildecke neben dem Preis von 3,20 Euro die Heftnummer «No. 1584» sowie das Datum 24. November 2022.
Auf der Webseite von «Charlie Hebdo» gibt es eine Archiv-Übersicht der zuletzt veröffentlichten Ausgaben. Das Bild mit dem WM-Maskottchen ist nicht dabei.
Unter der angegebenen Heftnummer «No. 1584» findet man zwar ein aktuelles Heft. Die Titelseite dieses Hefts zeigt jedoch eine andere Karikatur, die sich inhaltlich mit der französischen Politik beschäftigt, nicht mit der Fußball-WM.
Zudem ist das angegebene Erscheinungsdatum ein anderes: Das Heft mit der Nummer 1584 wurde am 30. November 2022 (einem Mittwoch) veröffentlicht. Auf dem angeblichen Cover aus den sozialen Netzwerken ist jedoch der 24. November, ein Donnerstag, als Datum angegeben, was als Hinweis für eine Fälschung spricht.
Redaktion: Gefälschte Titelseiten über Telegram verbreitet
Die Satire-Zeitschrift hat zwar zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ein Sonderheft veröffentlicht. Doch auch hier ist das Motiv auf der Titelseite nicht dasselbe wie auf dem bei Facebook verbreiteten Cover. Auch sonst lassen sich auf der Webseite von «Charlie Hebdo» weder unter dem Suchbegriff Katar noch im Archiv des Monats November Artikel mit der angeblichen Karikatur finden. Ebenso wird im Online-Shop, in dem neben den regulären Ausgaben auch diverse Sonderpublikationen angezeigt werden, keine Zeitschrift mit einem solchen Cover angeboten.
Derweil stößt man auf der Webseite auf einen Artikel vom 23. September 2022: Darin berichtet die Redaktion von «Charlie Hebdo», dass gefälschte Titelseiten des Satire-Hefts in den sozialen Medien im Umlauf sind. Auch die dpa hatte sich erst kürzlich auf Niederländisch in einem Faktencheck mit einem gefälschten Cover beschäftigt. Einem Bericht von «France 24» zufolge konnten bisher mindestens sechs gefälschte Titelseiten der Satire-Zeitschrift entdeckt werden.
Laut der Redaktion wurden Fälschungen vor allem über pro-russische Telegram-Kanäle verbreitet. Auch dem angeblichen «Al Jazeera»-Video und dem nun bei Facebook geteilten Fake-Cover liegt ein pro-russisches Narrativ zugrunde. Damit soll der russische Angriffskrieg auf das Nachbarland gerechtfertigt und das Narrativ der vermeintlichen «Entnazifizierung» der Ukraine gestärkt werden.