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Angebliche Werbung von National Geographic ist eine Fälschung

Vermeintliche Weltpremiere: Der US-Fernsehsender National Geographic soll angeblich in New York eine Anzeige geschaltet haben, um für einen neuen Dokumentarfilm zu werben. Das behaupten zumindest User in sozialen Netzwerken und verbreiten als Beleg ein Video: Die Ausstrahlung des Films mit dem Titel «So-called Ukraine: Last Days on Earth» (auf Deutsch: «Die sogenannte Ukraine: Letzte Tage auf Erden») sei demnach für den 24. August 2023 angekündigt worden. Doch stimmt das? Gibt es diesen Film überhaupt?

Bewertung

Der Beitrag ist eine Fälschung. Das bestätigte eine Sprecherin des Disney-Konzerns, zu dem der US-Sender gehört, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es gibt keine Hinweise, dass der genannte Film tatsächlich existiert.

Fakten

In dem verbreiteten Video ist das Logo von National Geographic in der unteren linken Bildecke dauerhaft zu sehen. Auch in der vermeintlichen Anzeige auf dem Werbebildschirm wird das Logo verwendet. Es wirkt so, als stamme Clip vom Sender. Doch weder auf der deutschen noch auf den US-Webseiten (hier und hier) lassen sich Informationen zu dem Dokumentarfilm finden. Ebenso existiert auf Kanälen des Senders in sozialen Netzwerken kein Beitrag mit dem Clip oder andere Hinweise (hier und hier).

Die Deutsche Presse-Agentur hat daher den Filmkonzern Disney kontaktiert. Der TV-Sender National Geographic gehört zum Disney-Konzern. Eine Sprecherin erklärte, dass das Video «nicht von National Geographic stammt und eine Fälschung ist». Der Sender habe eine solche Anzeige nicht geschaltet. Einen Dokumentarfilm mit dem Titel gebe es nicht, stellte die Sprecherin klar.

Britischer Dokumentarfilmer veröffentlichte Serie über Russland

Tatsächlich lassen sich auch sonst keine Informationen zu dem angeblichen Film finden. In der gefälschten Werbung wird der Name Adam Curtis erwähnt. Dabei handelt sich um einen britischen Dokumentarfilmer, der zuletzt eine siebenteilige Doku-Serie mit dem Titel «Russia 1985-1999: TraumaZone» veröffentlicht hat. Die Serie beschäftigt sich mit dem Ende der Sowjetunion. Mehrere Medien berichteten darüber, etwa der Berliner «Tagesspiegel».

Nach Angaben der Internet Movie Database (IMDb) ist diese Serie, die 2022 veröffentlicht wurde, das bisher letzte Werk von Adam Curtis. Eine Suche nach einem Werk des britischen Filmemachers mit dem Titel «So-called Ukraine: Last Days on Earth» liefert keine Hinweise auf eine Existenz des Film. Das ist ungewöhnlich angesichts der Berichterstattung über sein letztes Werk. Die Hinweise sprechen dafür, dass der angebliche Film erfunden ist und nicht existiert.

Bildmaterial entstand offenbar um den August 2023

Unklar bleibt, ob die gefälschte Werbeanzeige tatsächlich jemals in New York zu sehen war oder ob das Video manipuliert wurde. In dem Clip ist der Bildschirm an der Straßenecke von 7th Avenue und West 33 Street zu sehen. Das Display «M-431 Digital» gehört zum US-Unternehmen «Outfront Media», das zahlreiche Werbetafeln betreibt und bespielt. Unter dem Großbildschirm ist in dem gefälschten Clip auch ein entsprechender Hinweis zu sehen. Auf dpa-Anfrage reagierte das Unternehmen bisher nicht.

In dem Video lassen sich derweil Hinweise finden, mit denen sich der Aufnahmezeitpunkt des Bildmaterials etwas eingrenzen lässt:

  • Zu Beginn des Clips ist eine Anzeige des Schuhherstellers «Vans» zu sehen. Nach Angaben der beteiligten Produktionsfirmen war die Werbung in etwa von Mitte bis Ende August 2023 an der Ecke zu sehen.
  • In einem veröffentlichten Foto dieser «Vans»-Werbung ist eine weitere Anzeige zu sehen, die auch in dem verbreiteten Clip bei Sekunde 17 zu finden ist: Diese Anzeige links im Bild wirbt für Tickets für Spiele der Baseballmannschaften New York Yankees gegen die Boston Red Sox. Die Spiele fanden am 18., 19. und 20. August 2023 statt.
  • Zum Ende des Clips ist noch eine Werbung für den Film «Gran Turismo» zu sehen. Der Kinostart war laut einem Bericht ursprünglich für den 11. August 2023 geplant, wurde dann aber wegen des Streiks von Drehbuchautoren in Hollywood auf den 25. August verschoben. In einem kurzen Youtube-Video von Anfang August 2023 ist die Werbung bei Sekunde 9 bereits an dem Display zu sehen.

Die zuvor erwähnten Anzeigen haben also alle einen zeitlichen Bezug zum August 2023. Das Bildmaterial ist damit sehr wahrscheinlich kurz vor oder in diesem Monat entstanden. Ob die gefälschte Werbung tatsächlich in diesem Zeitraum an der Straßenecke zu sehen war, lässt sich nicht abschließend verifizieren. Es lassen sich keine weiteren Aufnahmen oder Videos der angeblichen Dokumentarfilm-Anzeige finden.

Clip erinnert an erfundene Grußbotschaft

Unterdessen ähnelt das Fake-Video mit dem Logo von National Geographic an eine andere Fälschung: Ein paar Straßen entfernt vom jetzigen Aufnahmeort soll kürzlich eine missglückte Grußbotschaft für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu sehen gewesen sein. Doch der vermeintliche Clip mit dem Logo des Senders Fox News war gefälscht und die Werbung erfunden, wie ein Faktencheck zeigt.

(Stand: 10.10.2023)

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Gesellschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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