APA-Faktencheck: KI-generierte Bilder häufig geteilt - Featured image

KI-generierte Bilder häufig geteilt

In den letzten Monaten offenbart sich immer mehr das Potenzial von Texten und Bildern, die von einer Künstlichen Intelligenz (KI) erzeugt werden. Vor allem ein KI-generiertes Bild von Papst Franziskus erhielt dabei viel mediale und öffentliche Aufmerksamkeit. Etwas unter dem medialen Radar wird ein KI-generiertes Bild tausendfach geteilt, das den gefangenen Journalisten Julian Assange in schlechtem Zustand zeigen soll (1,2,3).

Einschätzung: Das Bild ist KI-generiert und bildet nicht den in Gefangenschaft befindlichen Wikileaks-Gründer Assange ab.

Überprüfung: Wie schon beim viralen Papst-Bild (4) finden sich im Bild selbst Hinweise, dass es sich um KI-generiertes Material handelt. Beim Papst verraten etwa die Brille oder der kaum identifizierbare Gegenstand in seiner Hand, dass etwas nicht in Ordnung ist (5). Die Kette mit dem Kreuz verschwindet unter dem Reißverschluss und die KI dürfte die bei den tatsächlichen Gewändern des Kirchenoberhauptes übliche weiße Zingula (6) einfach in die Daunenjacke mitübernommen haben.

Derart deutliche Hinweise gibt es beim Assange-Bild weniger. Am auffälligsten ist ein sich anbahnendes Nasenpiercing, also ein nicht fertig generierter Ring, der in Assanges rechtem Nasenflügel steckt. Sucht man in Bilddatenbanken nach Fotos vom Wikileaks-Gründer, findet sich kein einziges, auf dem er einen derartigen Körperschmuck trägt (7).

Einige weitere Hinweise lassen sich abseits des Gesichts finden. Bei den Fliesen an der Wand scheint die Tiefe der Ritzen nicht einheitlich zu sein, zudem ist dort ein nicht erkennbares angebrachtes Objekt zu sehen. Die Falten im Gewand Assanges ähneln gerade auf der rechten Schulter keineswegs vor allem in Gefängnissen üblichen Kleidungsstücken. Außerdem ist sein Bart beim Übergang zum Stoff auf der Brust sehr undeutlich.

Die „Bild“-Zeitung konnte nach eigenen Angaben (8) nicht nur mit dem Erzeuger des Bildes Kontakt aufnehmen, sondern auch mit Assanges Frau Stella. Während letztere sagte, dass es sich um kein echtes Bild handle (9), bestätigte auch der mutmaßliche Erzeuger mit dem Account „The Errant Friend“, dass das Bild mit einer KI erzeugt worden ist.

Die Person hinter dem Account bestätigte der APA auf Anfrage, dass sie das Bild erzeugt hat. Ihre Intention sei es gewesen, Assanges Notlage darzustellen, um eine virale Reaktion hervorzurufen. In einem Tweet bestätigte der Account auch die Informationen gegenüber der „Bild“ (10).

APA-Faktencheck empfiehlt bei der Überprüfung von Bildern etwa auf folgende KI-generierte Auffälligkeiten zu achten:

• Verschwommene, verschmolzene oder unrealistische Körperteile

• Zusätzliche oder fehlende Finger, Beine oder Arme

• Nicht symmetrische Schultern, Ohren, Augen oder Ohrringe

• Undeutliche oder falsch generierte Accessoires

• Unterschiedliche Reflexionen in den Pupillen der Person

• Über die Unterlippe stehende Zähne

• Fehlender Mundinnenraum, etwa Zunge

• Unübliche Kleidungsstücke

• Fehler beim Übergang von Gesicht oder Person zu Hintergrund oder Kleidung

• Verschwommene Kulissen im Hintergrund einer Person

• Ungereimtheiten können sich vor allem abseits des Gesichts und der Person zeigen

• Unrealistische Fahnen, Skulpturen, Objekte oder Schriftzüge

• Unschlüssige abgebildete Reaktionen der umstehenden Personen

• Unübliche Erscheinungsformen von Personen im Vergleich zu gewohnten Abbildungen

Wichtig ist beim Auffinden der oben erwähnten verdächtigen Anzeichen aber, dass es sich nur um Indizien und keine endgültigen Beweise handelt. Menschen können vielfältige visuelle Ausformungen bei Körperteilen aufweisen, gerade was etwa Zähne oder Haare betrifft.

Während das virale Bild also keinen Beweis über den Zustand von Assange erbringen kann, verschlechtert sich sein Zustand in Gefangenschaft laut Aussagen seiner Frau Stella tatsächlich (9). Der 51-Jährige sitzt seit 2019 ohne Verurteilung in einem Gefängnis in London, die USA wollen eine Auslieferung erreichen. Sie werfen ihm vor, geheimes Material veröffentlicht zu haben.

Quellen

(1) Original-Tweet mit Bild: http://go.apa.at/RLKfmSrJ (archiviert: https://archive.is/jx6qg)

(2) Weiterer Tweet: http://go.apa.at/dD2F6UAx (archiviert: http://go.apa.at/b7G57ome)

(3) Facebook-Post aus Österreich: http://go.apa.at/JmAbUtQ9 (archiviert: https://archive.is/EOL21)

(4) Stern-Bericht über Papst-Foto: http://go.apa.at/FLUiBWQs (archiviert: https://archive.is/aiYFv)

(5) t3n-Artikel zu Hinweisen beim Papst-Bild: http://go.apa.at/6iPpi2Vn (archiviert: https://archive.is/2gpEj)

(6) Infografik zu Papst-Gewändern: http://go.apa.at/fu9WbiAZ (archiviert: http://go.apa.at/kCPLBvXF)

(7) Suche in Alamy-Bilddatenbank: http://go.apa.at/CzDY92Bg (archiviert: https://perma.cc/79TA-67J9)

(8) Bild-Artikel: http://go.apa.at/r0XyFVH7 (archiviert: https://archive.is/LpeED)

(9) RND-Artikel mit Aussagen von Assanges Frau: http://go.apa.at/Du3vSuHy (archiviert: https://archive.is/5agVC)

(10) Tweet zu Bild-Artikel: http://go.apa.at/Mk1dunxr (archiviert: http://go.apa.at/QSFIfZx5)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): APA

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