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Schneedecke schmilzt durch Klimawandel

Wie jedes Jahr verbreiten sich auch zum Frühlingsbeginn 2025 Zahlen, die auf hohe Schneefallwerte in einigen Regionen im vergangenen Winter verweisen. Für Gegner von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels stellen sie ein Indiz dar, dass der Klimawandel die Schneemenge nicht reduziere bzw. Warnungen vor Schneeverlust nicht ernst zu nehmen seien (1,2,3). In Wirklichkeit kann die Klimakrise regional für mehr fallenden Schnee sorgen, während dieser zugleich schneller schmilzt.

Einschätzung: Hohe Schneefallwerte sprechen nicht gegen den Klimawandel oder eine Reduktion der liegen bleibenden Schneemenge. Während höhere Temperaturen zu mehr Niederschlag führen, sinkt dadurch auch die Höhe und Dauer von Schneedecken.

Überprüfung: Die in den Behauptungen oftmals geteilte Grafik stammt von der Webseite der Weltorganisation für Meteorologie (WMO, 4). Abgebildet ist dort die gesamte gefallene Masse von Schnee auf der Nordhalbkugel mit Ausnahme von Gebirge. Tatsächlich ist im vergangenen Winter ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2012 zu beobachten.

Zugleich zeigen Abbildungen auf der Webseite (4), dass die Ausdehnung der Schneedecke im selben Zeitraum ähnlich geblieben bzw. tendenziell eher zurückgegangen ist. Wie kann es also sein, dass offenbar mehr Schnee fällt, aber die Schneedecke zugleich zurückgeht? Und wie hängt das mit dem Klimawandel zusammen?

 

Mehr Verdunstung, mehr Luftfeuchtigkeit

Unser Klima ist ein komplexes System, in dem sich zahlreiche Faktoren gegenseitig beeinflussen. Höhere globale Temperaturen sorgen für mehr Verdunstung und somit auch für mehr Luftfeuchtigkeit. Der entstandene Wasserdampf kann dann wiederum verflüssigt werden, wenn er kältere Temperaturen erreicht. Dies kann dann je nach Region in Form von Regen, Hagel oder Schnee erfolgen (5,6).

Der Klimawandel begünstigt dadurch also Extremwetterereignisse, da es in trockeneren Gebieten noch unwahrscheinlicher wird, dass sich Niederschlag bildet, während in kälteren Gebieten eine größere Wassermenge wieder auf die Erde zurückgeführt wird. Dadurch steigt die Gefahr von Überschwemmungen und Schneestürmen (5).

Vor allem für einzelne Regionen bedeutet das, dass, obwohl Schneefall in der Regel unwahrscheinlicher wird (7), beim Zustandekommen von Extremwetterereignissen wie Schneestürmen auch mehr Schnee auf die Erde trifft. Etwa im Nordosten der USA ist dies mit höheren Wahrscheinlichkeiten zu erwarten (8).

 

Schneedecke reduziert sich immer weiter

Anders verhält es sich hingegen mit dem liegen bleibenden Schnee. Die sogenannte Schneedecke reduziert sich durch die steigenden Temperaturen allmählich. Dadurch werden auch weniger Sonnenstrahlen zurück ins Weltall reflektiert, was zu einem weiteren Anstieg der globalen Temperaturen führen kann (9).

Ein Rückgang der Schneedecke ist auch in Österreich zu beobachten. Ergebnisse der „Future Snow Cover Evolution in Austria“ zeigen, dass die heimische Schneedeckendauer im Mittel seit 1961 um etwa 40 Tage abgenommen hat (10). Gebiete unter 1.500 Meter Seehöhe sind besonders betroffen.

 

Links:

(1) Behauptung auf X: https://go.apa.at/tTTWvpZa (archiviert: https://archive.ph/G3ZXR)

(2) Behauptung in Blogartikel: https://go.apa.at/oeCOSV8a (archiviert: https://go.apa.at/fC1Qq0gl)

(3) Behauptung auf X: https://go.apa.at/PVxvDZZp (archiviert: https://archive.is/1lUNN)

(4) Grafiken bei der WMO: https://go.apa.at/uA5kCKSW (archiviert: https://go.apa.at/fG1uHH1j)

(5) Webseite von Climate Central: https://go.apa.at/lS7zMzSL (archiviert: https://go.apa.at/qUScvATM)

(6) Informationen zum Wasserkreislauf: https://go.apa.at/RK8glNy9 (archiviert: https://archive.is/AD9UE)

(7) US Environmental Protection Agency: https://go.apa.at/y9BwooFU (archiviert: https://go.apa.at/ZAuECJKC)

(8) Studie zu Schneestürmen: https://go.apa.at/3xUIEFvf (archiviert: https://archive.is/fsq9k)

(9) Informationen zu Schneefall und Klimawandel von TÜV Nord: https://go.apa.at/4LcxuUlo (archiviert: https://archive.ph/VtCFq)

(10) „FuSE-AT“ Projektergebnisse: http://go.apa.at/dBetoOgc (archiviert: http://go.apa.at/JDkgmJWD)

 

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Klimawandel, Umwelt

Autor(en): APA

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