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Arbeitnehmer in Deutschland stehen nicht schlecht da

Lange arbeiten, schlecht bezahlt werden und obendrauf noch hohe Steuern abdrücken: Für Berufstätige ist das ein Horrorszenario. Im Netz kursieren regelmäßig Behauptungen wie diese, wonach Menschen in Deutschland in der Hinsicht am schlechtesten dastünden. Doch das stimmt nicht.

Bewertung

Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei der Abgabenquote im Mittelfeld – ebenso bei der Arbeitszeit. Und auch in Sachen Verdiensthöhe ist die Bundesrepublik in Europa kein Schlusslicht.

Fakten

Ja, als hoch entwickeltes Industrieland weist Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hohe Steuer- und Sozialabgabensätze auf. Aber ganz vorne liegt die Bundesrepublik bei weitem nicht.

Abgabenquote: oberes Mittelfeld unter OECD-Ländern

Der Anteil der Steuereinnahmen und Sozialbeiträge am gesamten Bruttoinlandsprodukt (Abgabenquote) betrug im Jahr 2021 der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge 39,5 Prozent. Deutschland lag damit unter den OECD-Ländern im oberen Mittelfeld. Der OECD-Durchschnitt betrug 34,1 Prozent.

An der Spitze lagen nach OECD-Angaben Dänemark (46,9 Prozent) und Frankreich (45,1). Höhere Abgabenquoten als Deutschland hatten zudem Österreich, Italien, Finnland, Schweden, Norwegen, Belgien und die Niederlanden. In den USA betrug sie hingegen lediglich 26,6 Prozent.

Die Weltbank sieht eine Quote von mindestens 15 Prozent als «entscheidenden Faktor für Wirtschaftswachstum und letztlich für die Verringerung der Armut». Staaten könnten dann besser ihre Infrastruktur, ihr Bildungs- und Gesundheitssystem finanzieren. In Entwicklungsländern liege die Abgabenquote oft unter 15 Prozent.

Arbeitszeiten: Deutschland nicht vorn

Dem europäischen Statistikamt Eurostat zufolge betrug die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im Jahr 2022 in der Bundesrepublik 35,2 Stunden, nur die Werte für Dänemark (34,4 Stunden) und die Niederlanden (31,7) lagen darunter. Am längsten arbeiteten in der Europäischen Union die Menschen in Griechenland mit 41 Stunden pro Woche. Auch in Bulgarien, Rumänien und Polen kamen Arbeitnehmer im Schnitt auf mehr als 40 Wochenstunden.

Schaut man auf das gesamte Berufsleben, dann waren die Menschen in Deutschland Eurostat zufolge im Jahr 2022 durchschnittlich für 39,3 Jahre berufstätig. Hier lagen die Niederlande mit 43,2 Jahren ganz vorn. Auf dem letzten Platz in der EU lag Rumänien mit 31,5 Jahren.

Verdienst: Deutschland liegt über EU-Schnitt

Nach Eurostat-Angaben betrug das mittlere Nettoeinkommen im Jahr 2022 in Deutschland 25 000 Euro. Deutlich höher war es in Luxemburg (45 310 Euro). Doch auch Dänemark, die Niederlanden, Irland, Österreich, Belgien, Schweden und Finnland wiesen höhere Werte auf als die Bundesrepublik. Der EU-Schnitt lag bei 19 083 Euro.

Allerdings unterscheidet sich das Preisniveau innerhalb der EU – man bekommt also verschieden viel für sein Geld. Dem Statistischen Bundesamt zufolge ist es in den Ländern Südosteuropas besonders niedrig, während die Preise etwa in Irland, Luxemburg und Skandinavien vergleichsweise hoch sind.

(Stand: 30.10.2023)

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Wirtschaft, Gesellschaft, Verbraucher

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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