In Supermärkten werden sogenannte PLU-Codes zur freiwilligen Kennzeichnung von Produkten verwendet. In sozialen Medien wird fälschlich behauptet, Bananen mit dem Aufdruck „4011“ stammen „aus dem Labor“. Dieser Code, der von einem internationalen Verbund vergeben wird, zeigt jedoch konventionellen Anbau an. Mit Gentechnik hat das nichts zu tun.
„Banane ist nicht gleich Banane“, lautet der Text eines Telegram-Beitrags vom 10. Juni 2024, der tausendfach angesehen wurde. Dazu teilt ein User einen kurzen Clip, in dem mehrere Bananen zu sehen sind. „Vorsicht: #4011 kommt aus Labor Herstellung“, heißt es in dem Video auf Deutsch. In englischer Sprache ist zu lesen: „Wich bananas were lab made #94011 organic #4011 lab made“.
Auch auf anderen Plattformen wie X oder Facebook teilen User den Clip sowie Screenshots davon. „Weder Kaufen noch konsumieren“, warnen Nutzerinnen und Nutzer. Bereits im August 2023 kursierte das Video auf Facebook. Es wurde auch in anderen Sprachen wie Italienisch verbreitet.
Die Behauptung ist jedoch falsch. Bananen mit dem Code 4011 stammen aus konventionellem Anbau – nicht aus einem Labor. Zu diesem Ergebnis kamen auch die Faktencheck-Teams von dpa und Correctiv.
PLU-Codes zur Identifizierung von Produkten
Bei dem Code 4011 handelt es sich um einen sogenannten Price Look-Up- oder PLU-Code (auf Deutsch: Code für Preissuche). Supermärkte in unterschiedlichsten Ländern verwenden diese Nummern seit den 1990er-Jahren. Sie stellen einen Industriestandard dar, ihre Verwendung ist jedoch freiwillig.
Die Nummern werden von der internationalen Vereinigung für Produktstandards (IFPS) vergeben. Hierbei handelt es sich um einen Verband nationaler Lobbygruppen, der die Interessen von Unternehmen im Verkauf und in der Vermarktung von Frischwaren repräsentiert.
PLU-Codes werden genutzt, um die Bestandskontrolle von Produkten einfacher, schneller und genauer zu gestalten. Sie dienen zur Identifizierung von Obst und Gemüse anhand verschiedener Merkmale, wie etwa Größe, Sorte oder Anbaumethode. Sie werden in Supermärkten vor allem dazu verwendet, um Produkte an der Kasse korrekt abzukassieren.
Derzeit gibt es mehr als 1500 PLU-Codes. Die Codes bestehen aus vier oder fünf Ziffern und finden sich meist auf Aufklebern. Die Zahlenreihen stehen für konventionellen (3000-4999 und 83000-83999) oder biologischen Anbau (93000-94999 und 84000-84999). Sonst kennzeichnen die Codes allerdings nichts. In den Codes seien keine Botschaften versteckt, heißt es auf der IFPS-Website.
4011 steht für normale Bananen
Gibt man den PLU-Code 4011 in die IFPS-Datenbank (hier archiviert) ein, gelangt man tatsächlich zu einer Übersichtsseite für Bananen. Diese kommen jedoch nicht aus dem Labor, wie online fälschlich behauptet. Hinter dem Code verstecken sich Bananen. Die Zahlenreihe verrät, dass die Bananen konventionell angebaut worden sind, es kamen also Pestizide oder Düngemittel zum Einsatz.
Mit einer Herstellung im Labor oder Gentechnik hat der Code 4011 somit nichts zu tun. Entgegen zahlreichen Behauptungen in sozialen Medien, die bereits in der Vergangenheit kursierten, geben die Zahlen keine verlässliche Auskunft darüber, ob ein Produkt gentechnisch verändert ist. In einer Erklärung des IFPS aus dem Jahr 2015 hieß es etwa explizit: „Obwohl die Vorwahl ‚8‘ (83000–84999) einst für gentechnisch veränderte Produkte reserviert war, wurde sie im Einzelhandel nie verwendet.“ Auf der Website des Verbandes ist zu den Nummern 83000 und 84000 aktuell lediglich zu lesen, dass diese zugewiesen werden, wenn die Serien 3000 und 4000 erschöpft sind.
Ob ein Produkt genetisch verändert wurde, ist somit keine in den PLU-Codes enthaltene Information. In der EU müssen solche Lebensmittel und Futtermittel, die gentechnisch veränderte Organismen enthalten, aus ihnen bestehen oder hergestellt wurden, seit 2004 aufgrund des europäischen Gentechnikrechts gekennzeichnet werden.
Fazit: Bananen mit dem Aufdruck „4011“ stammen nicht „aus dem Labor“, wie online fälschlich behauptet. Dieser PLU-Code, der von einem internationalen Verbund vergeben und zur Kennzeichnung von Produkten verwendet wird, zeigt konventionellen Anbau an. Mit Gentechnik hat das nichts zu tun.