Bewertung
Der Videobericht ist eine Fälschung. Euronews hat ihn nicht produziert. Es gab auch keinen Gülle-Abwurf vor der ukrainischen Botschaft in Frankreich oder die erwähnte angebliche Forderung an die Bauern. Die Botschaft bezeichnete das im Video gezeigte Dokument als Fake. Die Szene mit dem Abladen von Gülle zeigt einen älteren Protest 2023 vor einem Regionalrat in Dijon.
Fakten
Auf der Webseite des Senders Euronews oder auf anderen Nachrichtenseiten ist ein solcher Bericht über eine angebliche Aktion französischer Bauern gegen die ukrainische Botschaft nicht zu finden. Es gibt keinen Beleg, dass sie jemals stattgefunden hat.
Tatsächlich wird im Video ein älteres Ereignis zeigt, das mit der Ukraine nichts zu tun hat: Im Dezember 2023 protestierten Bauern in Dijon vor dem Rat der Region Bourgogne-Franche-Comté, die an die Schweiz grenzt. Dabei sprühten sie Gülle auf das Regionalratsgebäude, um die verspätete Auszahlung von Beihilfen für Junglandwirte zu kritisieren. Fotos des Rats zeigen, dass es sich definitiv um das Gebäude im gefälschten Euronews-Video handelt. Die ukrainische Botschaft in Paris sieht anders aus.
Euronews teilte mit, dass das Video nicht echt sei und den Stil sowie das Format des Senders nur imitiere. «Wir bestätigen, dass das von Ihnen erwähnte Video eine Fälschung ist und nichts mit Euronews zu tun hat», schrieb Peter Barabas, Redaktionsleiter von Euronews, auf Anfrage der Deutsche Presse-Agentur (dpa). Ähnliche Fälle von gefälschten Euronews-Videos seien schon in den letzten 12 Monaten aufgetaucht. Weitere Elemente des gefälschten Nachrichtenvideos sind ebenfalls nicht echt.
Die ukrainische Botschaft in Frankreich bestätigte auf dpa-Anfrage, dass der im Video erwähnte Brief gefälscht ist. «Er wurde nie von der ukrainischen Botschaft in Frankreich verfasst oder verschickt», teilte ein Sprecher mit. Das Fälschen von vermeintlich offiziellen ukrainischen Dokumenten war in der Vergangenheit bereits eine Methode von Falschinformationen, die russische Propaganda gegen die Ukraine verbreiteten.
Erfunden ist auch, was Arnaud Rousseau, Chef der französischen Landwirtschaftsgewerkschaft FNSEA, im Video angeblich sagt. Zwar Rousseau im Video zu sehen ab Minute 00:30. Doch er ist nicht zu hören – die erfundene Aussage erscheint nur als Untertitel. Und so hat er sich auch nie geäußert: «Ich bestätige Ihnen, dass Herr Arnaud Rousseau, Präsident der FNSEA, diese Äußerungen nie gemacht hat», teilte ein Sprecher der Gewerkschaft auf dpa-Anfrage mit. Die gezeigten, falsch untertitelten Interview-Aufnahmen mit Rousseau stammen aus einem Gespräch mit dem französischen Sender BFMTV/RMC vom 2. Februar.
Die genaue Herkunft des gefälschten Nachrichtenvideos ist unklar. Bevor es sich unter deutschsprachigen Nutzern verbreitete, kursierte es zuvor in russischen Telegram-Kanälen.
Nachrichtenvideos oder ganze Nachrichtenseiten, die bekannte Medienmarken nachahmen und in ihrem Namen erfundene Berichte mit prorussischen oder anti-ukrainischen Inhalten verbreiten, sind in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetaucht, wie auch mehrere dpa-Faktenchecks zeigten. Ende Juli 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Propagandisten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die sie als Verantwortliche hinter den gefälschten Medien-Webseiten und anderen Fake-Kampagnen betrachtet.
(Stand: 14.02.2024)