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CO2-Zahlen zu Katy Perrys Weltraumflug sind übertrieben

Ein kleiner Flug für Katy Perry, ein großer Aufreger im Netz: Mitte April reiste die Popsängerin mit fünf weiteren Frauen an Bord der Blue-Origin-Rakete «New Shepard» in den suborbitalen Raum. In den sozialen Medien löste der Flug breite Diskussionen aus – von Spott bis zu scharfer Kritik. Besonders im Fokus: der angeblich enorme Kohlendioxid-Ausstoß. So behauptet ein Facebook-Post, Perrys Raumfahrt habe so viel CO2 freigesetzt wie 15.000 bis 17.000 Haushalte in einem Jahr. Doch eine Überprüfung zeigt: Diese Zahl dürfte deutlich überzogen sein.

Bewertung

Den genannten Zahlen fehlt eine valide Grundlage. Recherchen deuten auf einen deutlich geringeren Ausstoß hin. Ein Flug mit dieser Rakete wirkt sich zwar auf die Umwelt aus, aber nicht in dem behaupteten Ausmaß.

Fakten

Die Kalkulation des Facebook-Posts ist schwer nachvollziehbar, da er nicht erläutert, auf welche Haushalte sich die angegebene Zahl bezieht. Rechnet man die Aussage mit realen Durchschnittswerten durch, ergibt sich allerdings ein anderes Bild.

In Deutschland beträgt der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Person laut Umweltbundesamt rund 10,4 Tonnen pro Jahr. Bei zwei Personen pro Haushalt ergibt sich ein Haushaltswert von 20,8 Tonnen CO2. Hochgerechnet auf 15.000 Haushalte ergibt das einen Ausstoß von rund 312.000 Tonnen CO2 jährlich. Bei 17.000 Haushalten wären es etwa 353.600 Tonnen.

Schätzungen reichen von 93 bis 300 Tonnen CO2

Dem gegenüber stehen die Emissionen eines Starts der «New Shepard»-Rakete von Blue Origin. Laut Schätzungen der Umweltplattform Treehugger könnten pro Start etwa 24.000 Kilogramm Treibstoff (flüssiger Wasserstoff und Sauerstoff) verwendet werden. Zwar entstehen bei der Verbrennung dieser Rakete keine direkten CO2-Emissionen, die Herstellung und Verflüssigung der Gase verursachen jedoch Emissionen. Konkrete Zahlen von Blue Origin liegen nicht vor, Treehugger schätzt den CO2-Ausstoß pro Raketenstart auf rund 93 Tonnen.

Das würde in etwa dem jährlichen CO2-Fußabdruck von vier bis fünf deutschen Durchschnittshaushalten entsprechen – nicht dem von 15.000. Selbst bei zehn Starts pro Jahr käme man lediglich auf 930 Tonnen CO2 – das sind über 300-mal weniger als im Post suggeriert.

Eine weitere Quelle, das World Inequality Lab, beziffert in ihrem Report vom Jahr 2022 die Emissionen eines elfminütigen Raumflugs auf rund 75 Tonnen CO2 pro Passagier. Wenn indirekte Emissionen – etwa durch Produktion, Transport und Infrastruktur – einbezogen werden, könnten diese Werte auf 250 bis 300 Tonnen pro Person steigen. Für sechs Personen an Bord ergäbe das maximal rund 6000 Tonnen CO2 pro Flug – ebenfalls weit unter den behaupteten 312.000 Tonnen.

Auch bei anderen Bezugssystemen bleibt die Aussage unhaltbar. In den USA lag der CO2-Ausstoß pro Kopf 2023 bei 14,3 Tonnen. Das ergibt bei 2.51 Personen pro Haushalt 35,8 Tonnen. Multipliziert mit 15.000 Haushalten ergibt das sogar 538.395 Tonnen jährlich – ebenfalls deutlich mehr.

Weltweit betrachtet liegt der Durchschnitt bei 4,7 Tonnen pro Person; bei etwa 3,4 Personen pro Haushalt ergäbe das etwa 15,98 Tonnen pro Haushalt. 15.000 Haushalte würden dann rund 240.000 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen – auch dies ist um ein Vielfaches höher als die geschätzten Emissionen eines Raketenstarts mit «New Shepard».

Emission von wenigen Haushalten, nicht Tausenden

Die im Facebook-Post genannten Zahlen lassen sich demnach mit keiner realistischen Annahme nachvollziehen. Der CO2-Ausstoß eines Raketenstarts mit den verwendeten Zahlen liegt um ein Vielfaches unter dem behaupteten Wert. Die Emissionen entsprächen eher dem jährlichen Ausstoß weniger Haushalte, nicht Tausender.

(Stand: 29.4.2025)

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Klimawandel, USA

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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