Diese E-Ladestation läuft ohne Dieselgenerator - Featured image

Diese E-Ladestation läuft ohne Dieselgenerator

Ein Foto zeigt einen Dieselgenerator, der neben einer Ladesäule für Elektroautos steht. Nutzerinnen und Nutzer stellen eine falsche Verbindung her und behaupten, die E-Ladestation sei dieselbetrieben. Die Ladestation im US-amerikanischen Texas wird allerdings nicht durch den daneben stehenden Diesel-Generator betrieben, wie der Betreiber AFP mitteilte. Die User deuten an, dass E-Autos nicht umweltfreundlicher seien als konventionelle kraftstoffbetriebene Fahrzeuge. Der ökologische Fußabdruck von E-Autos ist auf ihre Lebenszeit betrachtet allerdings geringer.

Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben seit November 2022 die Behauptung auf Facebook geteilt. Zuvor kursierte die Behauptung bereits auf Englisch.

Die Behauptung: „Dieselgeneratorbetriebene E-Ladesäule. Das ist grüne Hochintelligenz“, heißt es zu einem Foto einer Ladestation, auf dem im Hintergrund ein umzäunter Generator mit einem Pfeil hervorgehoben ist.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 19. Dezember 2022

Elektrofahrzeuge stehen immer wieder im Fokus falscher Informationen in sozialen Netzwerken. User behaupteten etwa, Batterien von E-Autos führten zu Problemen bei der Entsorgung oder gar Explosionen. Auch eine ähnliche Behauptung zu einem angeblich mit Dieselgenerator geladenen liegengebliebenem E-Auto hat AFP bereits in der Vergangenheit überprüft.

Generator betreibt nicht die Ladesäule

Eine Rückwärtssuche mit der Suchmaschine TinEye nach dem Bild führte AFP zu einem Beitrag auf Reddit, wo das Bild im November 2021 diskutiert wurde. Mehrere User zweifelten die Behauptung an. Ein User wies darauf hin, dass sich die Ladestation in der Nähe des Flughafens von El Paso in Texas befinde. Auf dem geteilten Bild ist außerdem deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Ladestation der Firma Blink handelt.

Jon Myers, Unternehmenssprecher von Blink, bestätigte am 20. Dezember 2022 gegenüber AFP: „Das Ladesystem auf dem Foto befindet sich auf dem El Paso International Airport.“ Er schickte Fotos der Station, die mit dem aktuell geteilten Bild übereinstimmen. Auch auf einem Foto der Ladestation auf der Website „Plugshare“, die Angaben zu Ladestationen sammelt, stimmen mehrere Details überein. Auf beiden ist ein mit rot-weißen Stangen umzäunter Generator zu sehen, in dessen Hintergrund ein rostroter Mast steht. Im Hintergrund sind außerdem Steine zu erkennen, deren Umrisse auch in einer Luftaufnahme von Google Maps sichtbar sind.

Fotos der Ladestation in El Paso von „Plugshare“ (links) und aktuell geteiltes Bild einer Ladestation (rechts); Screenshot: 21.12.2022

Die Website „Plugshare“ nennt außerdem weitere Details zur Ladestation: „Diese Ladegeräte werden nicht über den Dieselgenerator in der Nähe der Einheiten betrieben. Der Generator wird als Notstromaggregat für das Gebäude verwendet.“

Bereits für einen früheren AFP-Faktencheck zum Thema bestätigte ein Sprecher von „Blink“: „Die Ladestation wird nicht vom Dieselgenerator angetrieben und ist nicht mit ihm verbunden.“ Er erklärte weiter: „Soweit wir wissen, ist der Generator nur für die Notbeleuchtung und andere Zwecke auf dem Parkplatz und für die Notstromversorgung des Terminals vorgesehen. Der Generator ist nicht in Betrieb, es sei denn, es liegt ein Notfall vor und der Hauptstrom ist abgeschaltet.“ Im Dezember 2022 bestätigte „Blink“-Sprecher Myers, dass diese Informationen nach wie vor aktuell seien.

Der internationale Flughafen El Paso und Kohler, der Hersteller des Generators, hatten bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht auf Anfrage nach einer Stellungnahme reagiert.

Kleinerer ökologischer Fußabdruck

Laut der US-Energieinformationsbehörde (EIA), die Daten zu Energiethemen bereitstellt, ist erdölbasierte Stromerzeugung im texanischen Stromnetz praktisch nicht vertreten. Stattdessen wird der größte Teil des Stroms in Texas aus Erdgas gewonnen.

EIA-Grafik zur Stromerzeugung in Texas, Screenshot vom 24. November 2021

Im Allgemeinen haben E-Autos einen kleineren ökologischen Fußabdruck als spritbetriebene Autos, so ein Papier der Organisation ICCT von 2021, die Forschung zu sauberem Verkehr betreibt. Die Verringerung der Emissionen im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen hänge jedoch von der Art des Fahrzeugs und der Fahrweise ab sowie davon, ob ein Land oder eine Region stärker auf fossile Brennstoffe wie Kohle als auf erneuerbare Energien wie Solar- oder Wasserkraft angewiesen ist. Wie das Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) 2020 festhielt, verursacht die Herstellung von E-Fahrzeugen zwar oft mehr Emissionen als die konventioneller Pkws, über ihren gesamten Lebensweg sind sie aber effizienter.

Die US-Umweltschutzbehörde (EPA) schreibt auf ihrer Website: „Elektrofahrzeuge haben in der Regel eine geringere CO2-Bilanz als Benzinfahrzeuge, selbst wenn man den Stromverbrauch für das Aufladen berücksichtigt.“ Auch wenn man die Herstellung berücksichtige, würden E-Autos noch besser abschneiden.

Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) schreibt online ebenfalls: „Der Betrieb von Elektrofahrzeugen erzeugt insbesondere in Verbindung mit regenerativ erzeugtem Strom deutlich weniger CO2.“ In Deutschland gebe es über 55.000 normale Ladestationen und mehr als 10.000 Schnellladepunkte.

Unterschiedliche Fahrzeugtypen

Es gibt verschiedene Typen von Fahrzeugen, die Strom als Kraftstoff nutzen: vollelektrische Autos (EV), Hybridfahrzeuge, die sowohl einen Verbrennungsmotor als auch eine Batterie nutzen und Plug-in-Hybride (PHEV), deren Batterien mit Strom aufgeladen werden können. Die Treibhausgasemissionen dieser Fahrzeuge variieren auch je nach dem Energiemix in dem Gebiet, in dem sie eingesetzt werden.

Auf der Website des US-Energieministeriums heißt es dazu: „In geografischen Gebieten, in denen relativ schadstoffarme Energiequellen für die Stromerzeugung genutzt werden, haben PHEVs und EVs in der Regel niedrigere Emissionen als vergleichbare konventionelle Fahrzeuge, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden.“ In Regionen, die auf Kohle zur Stromerzeugung angewiesen sind, sei dieser Vorteil jedoch geringer.

Ein Online-Werkzeug auf derselben Seite ermöglicht es, einen bestimmten US-Bundesstaat auszuwählen, um die Emissionen verschiedener Fahrzeugtypen in Abhängigkeit vom Energiemix der Region zu vergleichen.

Stromquellen und Emissionen verschiedener Fahrzeugtypen in Texas und den USA, Screenshot von der Website des US-Energieministeriums am 24. November 2021

Fazit: Das geteilte Bild zeigt keine mit einem Dieselgenerator betriebene E-Ladestation. Der Generator im US-amerikanischen El Paso sei laut Betreiber „Blink“ nicht mit dem Ladegerät verbunden, sondern diene nur für Notfälle am Parkplatz. Auf den gesamten Lebenszyklus gesehen haben E-Autos einen geringeren ökologischen Fußabdruck als kraftstoffbetriebene Fahrzeuge.

Fact Checker Logo

Wirtschaft, Wissenschaft, Umwelt

Autor(en): Eva WACKENREUTHER, AFP Kanada

Ursprünglich hier veröffentlicht.

Nach oben scrollen