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Falscher Kontext: Video zeigt Wolke in Oregon, nicht in Ohio

Im Zusammenhang mit einem Zugunglück in den USA verbreiten User im Netz Bilder und Videos. Doch nicht immer haben diese tatsächlich etwas mit dem Vorfall in East Palestine im US-Bundesstaat Ohio zu tun. So teilen etwa Facebook-Nutzer zu dem Unglück ein Video und behaupten, dass darin angeblich eine «riesige Wolke voll giftiger Chemikalien» über Ohio zu sehen sei. Was in dem Clip tatsächlich gefilmt wurde.

Bewertung

Das Video wurde nicht in Ohio, sondern im US-Bundesstaat Oregon aufgenommen. Eine Userin hatte die Aufnahme bereits einige Monate vor dem Unglück im November 2022 auf der Videoplattform Tiktok veröffentlicht. Mit dem Zugunglück in East Palestine vom 3. Februar 2023 kann der Clip also nichts zu tun haben.

Fakten

Mithilfe von Bilderrückwärtssuchen lässt sich das Video auf einem Tiktok-Account finden. Die Nutzerin hat die Aufnahme zweimal gepostet: zuerst am 13. November 2022 und dann am 27. Januar 2023 erneut. In den verwendeten Hashtags gibt sie Hinweise darauf, dass das Video in Portland aufgenommen wurde. Die Stadt liegt im Nordwesten der USA im Bundesstaat Oregon – weit entfernt von East Palestine in Ohio.

Am 6. Februar 2023 erklärte die Userin in einem weiteren Beitrag, dass sie das Video selbst gedreht habe. Die Aufnahme ist «vor einigen Monaten» in der Nähe des Jantzen Beach Center, einem Einkaufszentrum in Portland, entstanden. Wie ein Abgleich mit Google-Street-View zeigt, stimmen Straßenführung, Verkehrsschilder und das Gebäude im Hintergrund mit den Details in dem Tiktok-Video überein.

Der Ursprung der im Video zu sehenden Wolke ist unklar, ebenso wie der genaue Aufnahmezeitpunkt. Gegenüber den Faktenprüfern der Associated Press (AP) sagte ein Meteorologe aus Oregon aber, dass solche Wolkenformationen in der Region nicht ungewöhnlich seien und mit einem Gewitter in Verbindung stehen könnten.

Umweltkatastrophe in Ohio: Zug hatte Chemikalien geladen

Fakt ist: Zum jüngsten Zugunglück in Ohio besteht also kein Zusammenhang. Am 3. Februar waren in der Kleinstadt East Palestine 38 der rund 150 Waggons eines Zugs entgleist, einige davon fingen Feuer. Große Mengen mitunter hochgiftiger Chemikalien wie das krebserregende Vinylchlorid gerieten in die Umwelt. Laut Behördenangaben war ein überhitztes Radlager der Grund für die Entgleisung.

Tatsächlich stand danach eine große schwarze Rauchwolke über dem Ort, wie Fotos in mehreren Medienberichten zeigen (hier und hier). Tagelang brannten die Waggon-Wracks. Um eine Explosion zu verhindern, ließen die Behörden die Chemikalien kontrolliert auslaufen und fackelten sie ab. Die Häuser im Umkreis wurden vorübergehend evakuiert. Anwohnerinnen und Anwohner klagten nach dem Unfall über einen penetranten Geruch sowie über gesundheitliche Probleme – darunter Kopfschmerzen, Augenreizungen und Hautausschlag.

(Stand: 7.3.2023)

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Umwelt, Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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