Mehrere Länder haben der Ukraine die Lieferung von Leopard-Panzern zugesichert. Ein altes Bild, das seit 2018 kursiert, wird aktuell geteilt, um eine falsche Behauptung dazu zu bedienen. Es soll angeblich den ersten zerstörten Panzer in der Ostukraine zeigen. Das Bild wird allerdings als Aufnahme eines türkischen Panzers in Nordsyrien beschrieben, den kurdische Milizen zerstört haben sollen. Mit aktuellen Gefechten in der Ukraine hat das Foto nichts zu tun.
Die Behauptung: In sozialen Netzwerken (hier, hier) verbreitet sich ein Bild, das angeblich den ersten zerstörten Leopard-Panzer in der Ukraine zeigen soll.
Alte Aufnahme kursiert seit 2018
Das geteilte Foto hat allerdings nicht mit aktuellen Kampfhandlungen zu tun. AFP führte mehrere Bildrückwärtssuchen mit unterschiedlichen Suchmaschinen durch und fand heraus, dass es schon lange vor Ausbruch des Kriegs um die Ukraine online stand.
Erste Veröffentlichungen des Bildes fand AFP Anfang Februar 2018. Damals beschrieben etwa die ägyptische Nachrichtenseite „El-Balad“ oder das ukrainische Medium „ZN“ das Foto als türkischen Panzer, der im Norden Syriens von Milizen zerstört wurde. Auch der auf Militärnachrichten spezialisierte Account „E-Amyna“ vermeldete den Abschuss am 3. Februar 2018, genauso wie einen Tag später der Telegramkanal „Directorate 4“, der nach eigenen Angaben Militäranalysen anbietet. Mehrere Blogs und Foreneinträge beschrieben das Foto im Februar 2018 als Folgen einer Kampfhandlung in Syrien (hier, hier).
In Syrien herrscht seit über einem Jahrzehnt ein blutiger Bürgerkrieg. Im Zuge dessen versuchte die Türkei, kurdische Milizen aus Nordsyrien zu vertreiben. Die kurdischen Volksschutzeinheiten namens YPG werden von der Türkei als Teil der dortigen verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und damit als Terroristen betrachtet. Der Einsatz gegen die kurdische Region in Syrien wird als „Operation Olivenzweig“ bezeichnet. Dabei kamen auch Leopard-Panzer aus deutschen Lieferungen zum Einsatz.
Den genauen Aufnahmeort des zerstörten Panzers konnte AFP nicht ausfindig machen. Ein von YPG veröffentlichtes Video eines Angriffs in Nordsyrien, zu dem einige der Beiträge einen Zusammenhang herstellen, scheint aber zu dem zerstörten Panzer zu passen. Außerdem berichteten auch deutsche Medien damals über einen Angriff der YPG auf einen türkischen Panzer in der Region.
Unbestätigte Meldung
Auf Telegram machen außerdem Nachrichten die Runde, die der Behauptung widersprechen, das Foto zeige einen zerstörten Panzer in der Ukraine.
Die Gruppe Wagner ist eine russische Söldnergruppe, angeführt von Jewgeni Prigoschin, der auch unter seinem Spitznamen „Putins Koch“ bekannt ist.
Der Telegramkanal des Presseservices von Prigoschins veröffentlichte am 26. Februar 2023 ein Audio, das dort als Sprachnachricht von Prigoschin bezeichnet wird. Damit antworte er auf eine Frage der staatlichen Nachrichtenagentur TASS, ob die Nachricht des ersten zerstörten Leopard-Panzers stimme.
Im Audio ist folgende Antwort zu hören: „Wir haben keine Leoparden vernichtet, wir haben noch keine Gefechte mit Leoparden gehabt.“ Auch russische Medien (hier, hier) berichteten über die Nachricht vom doch nicht zerstörten Leopard-Panzer.
Lieferung erst ab Ende März
Nach langem Zögern hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende Januar 2023 angekündigt, Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 zu liefern. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte die Lieferung mit Start Ende März zugesagt.
Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums bestätigte am 2. März gegenüber AFP die Aktualität dieser Angabe. Die Abgabe von 18 Leopard 2 A6 Panzern erfolge nach aktuellen Planungen gegen Ende März 2023. Sie betonte: „Noch sind keine der Panzer abgegeben.“
Auch andere Länder hatten militärische Unterstützung zugesichert. Polen hat etwa bereits erste Leopard-Panzer an die Ukraine geliefert.
Fazit: Das online verbreitetes Foto eines zerstörten Panzers hat nichts mit aktuellen Kampfhandlungen in der Ukraine zu tun. Es kursierte bereits im Februar 2018 online und wurde von mehreren Medien als abgeschossener Panzer in Syrien beschrieben.
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