Am 24. Februar jährt sich Russlands Einmarsch in die Ukraine. Auch Desinformation ist eine Waffe im Krieg gegen die Ukraine. Prorussische Kampagnen versuchen etwa die Führung in Kiew als Nazis darzustellen und die Schuld für Verbrechen umzukehren.
Ein Überblick über die wichtigsten falschen oder irreführenden Darstellungen, die AFP im vergangenen Jahr überprüft hat:
Vorwurf der Inszenierung
Die russischen Behörden selbst propagierten die Behauptung, einige der schlimmsten Gräueltaten seien von ukrainischer Seite inszeniert worden, unter anderem das im April entdeckte Massaker an Zivilisten in Butscha. Videoclips in schlechter Qualität sollten suggerieren, dass die auf der Straße liegenden Menschen sich nur tot stellten – was Reporter vor Ort widerlegten. AFP veröffentlichte mehrere Faktenchecks zum Thema (hier, hier, hier).
Auch in den Online-Netzwerken kursierten immer wieder Aufnahmen, die angeblich belegten, dass Verbrechen gar nicht wirklich stattfanden. Die Filmszenen stammten jedoch aus einem Rap-Video, einem Science-Fiction-Film und einer russischen Fernsehserie, die allesamt nichts mit dem Kriegsgeschehen zu tun hatten.
Kritik an Medien
Die prorussische Propaganda attackiert auch die großen internationalen Medien, unter anderem CNN. Im Internet wurden zahllose manipulierte Screenshots verbreitet, die vermeintlich zeigen, dass der Sender in seiner Berichterstattung altes Filmmaterial verwendet, das nicht aus der Ukraine stammt. Auch über im Fernsehen gezeigte Kriegsopfer wurde behauptet, sie seien in Wahrheit unversehrt – was nicht stimmte.
Verunglimpfung als Nazis
Eine Flut falscher Behauptungen im Internet untermauert die Darstellung Moskaus, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sei der Kopf einer Bande von Nazis oder Drogenabhängiger. Zu den verbreiteten Fake News gehören Berichte, wonach ein mit Nazi-Tattoos übersäter Mann Polizeichef in Kiew sei oder dass Selenskyj ein Fußballtrikot mit Hakenkreuz getragen habe. Ein manipuliertes Video sollte als Beweis für den angeblichen Kokainkonsum des Präsidenten dienen.
Hetze gegen Flüchtlinge
Auch ukrainische Flüchtlinge wurden zur Zielscheibe. Im Internet wurden manipulierte oder irreführende Fotos und Videos verbreitet, welche die Vertriebenen als Neonazis oder Kriminelle zeigen. In mehreren europäischen Ländern kursierten Falschmeldungen, wonach geflüchtete Ukrainer angeblich höhere Sozialleistungen als einheimische Rentner erhalten.
Mär vom Verrat der Ukraine
Ein wiederkehrendes Thema der prorussischen Desinformation ist die Mär, dass die Nachbarländer und Verbündeten die Ukraine verraten würden. Karten und Dokumente wurden gefälscht um zu suggerieren, Polen wolle einen Teil der Ukraine annektieren.
Andere Beiträge in den Online-Netzwerken sollten glauben machen, dass sich Kiew nicht auf den Westen verlassen könne. Es gibt mit Photoshop bearbeitete Bilder von flüchtlingsfeindlichen Plakaten in Prag und Warschau, manipulierte Fotos von Straßenkunst gegen Selenskyj in Großstädten auf der ganzen Welt, sowie gefälschte Titelseiten der französischen Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“, die sich über den ukrainischen Präsidenten lustig machen.
Angstmache in der Energiekrise
Ein weiterer Ansatzpunkt für Desinformation ist die Energieknappheit infolge des Krieges. Neben unzähligen Falschmeldungen über die Energiepreise und die Versorgungslage wurde auch behauptet, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell wolle verbieten, Häuser über 17 Grad zu heizen.
Vor allem in Deutschland wurden massenweise Nachrichtenseiten imitiert, um darauf russlandfreundliche Berichte zu verbreiten. Auf einer Website, die wie die der „Bild“-Zeitung aussah, stand ein Artikel über einen Jungen, der in Berlin angeblich mit dem Fahrrad tödlich verunglückte, weil die Straßenbeleuchtung abgeschaltet worden sei, um Strom zu sparen. Sowohl die Internetseite als auch der Artikel erwiesen sich als Fälschung.
Faktenchecks die sich mit dem ukrainisch-russischen Krieg beschäftigen, sammelt AFP hier.