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Feuer brach im Wirtschafts- und Sozialausschuss aus

Das Video zeigt hohe Flammen hinter kleinen Fenstern in einem Ziegelbau. Rauch steigt auf. Vor dem Gebäude steht die Feuerwehr. Glaubt man manchen Nutzern sozialer Netzwerke, verbrennt hier gerade das Archiv des spanischen Gesundheitsministeriums. Dort seien die Aufzeichnungen zur Impfpolitik gesammelt worden. Hat das Feuer also wichtige Dokumente des Ministeriums zerstört?

Beurteilung

Das Feuer hat nicht im spanischen Gesundheitsministerium gewütet, sondern Schäden im benachbarten Wirtschafts- und Sozialausschuss angerichtet. Räumlichkeiten des Ministeriums waren nach dessen Angaben nicht von dem Brand betroffen.

Fakten

Das Gerücht von einem Feuer im Archiv des spanischen Gesundheitsministeriums verbreitete sich in verschiedenenLändern, obwohl es keinerlei verlässliche Quelle dafür gibt.

Der spanischen Presse zufolge brach das Feuer am Sitz des Wirtschafts- und Sozialausschusses (Consejo Económico y Social, CES) in der Calle de las Huertas 73 in Madrid aus, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gesundheitsministerium. Das erklärt, warum auch Bedienstete des Ministeriums ihre Arbeitsplätze zeitweise verlassen mussten.

Die Flammen griffen jedoch nicht auf das Ministerium über, wie manche Internetnutzer es behaupten. «In unseren Räumlichkeiten hat es keinen Brand gegeben», versicherte die Presseabteilung des Ministeriums der dpa. «Der CES ist eine andere Einrichtung, unabhängig vom Gesundheitsministerium», fügte der Pressedienst hinzu.

In diesem Video, das von den Büros des Ministeriums aus aufgenommen und auf dem YouTube-Kanal der Zeitung El Mundo verbreitet wurde, erkennt man, wie das Feuer im gegenüberliegenden Gebäude um sich greift.

Eine Recherche auf Google Maps lässt ebenfalls erkennen, dass es sich um zwei unterschiedliche Gebäude handelt. Bei Google Street View unterscheidet sich der Sitz des CES von den Ministeriumsgebäuden unter anderem durch die kleinen Fenster, die auch in dem Videoausschnitt zu sehen sind.

Ein Untersuchungsausschuss hat die Impfstrategie gebilligt

Das Video vom angeblichen Archivbrand wird häufig von der ebenfalls unbelegten Behauptung begleitet, derzeit laufe eine politische Untersuchung oder gerichtliche Überprüfung der Impfpolitik beziehungsweise der Beschränkungen in der Corona-Pandemie. Nutzer, die dieses Gerücht verbreiten, liefern dazu keine Quelle. Kein glaubwürdiges Medium meldete etwas Derartiges.

Mehrere Google-Recherchen mit spanischen Suchwörtern wie «Untersuchung», «Impfstoffe» und «Spanien» oder «Untersuchung», «Einschränkung» und «Spanien» ergeben keine Treffer – mit einer Ausnahme: Die Suchmaschine findet Hinweise zum parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Impfstoffverwaltung und zum Impfplan in Spanien.

Dieser Untersuchungsausschuss war im März 2021 auf Betreiben mehrerer Parteien eingesetzt worden. Er hatte zur Aufgabe, mögliche «Unregelmäßigkeiten, Schwachstellen und Verzögerungen beim Einsatz der Impfstoffe und beim Impfplan in Spanien» zu untersuchen.

Die Abgeordneten befragten bei ihren Sitzungen eine Vielzahl auch äußerst kritischer Experten zur Impfstrategie, außerdem Vertreter der Gesundheitsbehörden und der Zivilgesellschaft.

In ihrem Abschlussbericht kommt die Untersuchungskommission unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Impfstoffe sich als wirksames und angemessenes Mittel im Kampf gegen die Sars-CoV-2-Pandemie herausgestellt haben. Der Text stellt fest, dass die Strategie der Impfung gegen Covid-19 «ein gemeinschaftlicher Erfolg» war.

Die Impfkampagne könne als Modell für künftige Krisen dienen. Zugleich unterstreichen die Abgeordneten die Notwendigkeit, Studien über mögliche Nebenwirkungen der Impfstoffe voranzutreiben.

Die Schlussfolgerungen, die die Impfpolitik während der Pandemie bestätigen, wurden am 31. März 2022 in einer Sitzung des Parlaments mit 169 gegen 153 Stimmen bei 22 Enthaltungen angenommen.

(Stand 24.4.2023)

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Politik, Corona

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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