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Forscherin: Menschengemachter Klimawandel schmolz das Eis

Überreste eines jahrtausendealten Waldes sind unter einem schmelzenden Gletscher in den USA zum Vorschein gekommen. Nutzer sozialer Netzwerke verstehen das als Beweis einer «Klimalüge»: Weil der Fund höher liege als die heutige Baumgrenze in den Rocky Mountains, müsse es dort früher wärmer gewesen sein. Ergo sei es heute auf der Erde gar nicht heißer als damals, argumentiert ein Blog-Artikel. Fachleute deuten die Sachlage aber anders.

Bewertung

Die Behauptung ist irreführend. Tatsächlich steigt die globale Durchschnittstemperatur rasant. Davon zeugt auch das Schmelzen des Gletschers, unter dem die Bäume gefunden wurden. Eine lokale Verschiebung der Baumgrenze sage nichts über die gegenwärtige Klimakrise aus, betonen Forschende.

Fakten

Die Entdeckung der Bäume stelle den vom Menschen verursachten Klimawandel keineswegs in Frage, erklärte die an der Forschung beteiligte Klimatologin Cathy Whitlock – ganz im Gegenteil. «Diese Entdeckung wurde durch den anthropogenen Klimawandel ermöglicht – steigende Temperaturen legen nun Gebiete frei, die jahrtausendelang von Eis bedeckt waren», sagte Whitlock der Zeitschrift «New Scientist».

Auf diesen Artikel berufen sich auch Internet-Nutzer, die einen Screenshot «gegen die Klimalüge» verbreiten. Die Überschrift mit diesen Worten gehört zum Artikel einer Online-Plattform, der nur auf das lokal wärmere Klima vor rund 5900 Jahren abhebt. Die Einordnung der Wissenschaftlerin Whitlock blendet er völlig aus. Damit zieht er aus den Forschungsergebnissen die falschen Schlüsse.

Wald wuchs einst auf 3100 Metern Höhe

Die Forschenden hatten einen 5900 Jahre alten Wald untersucht, den schmelzendes Eis in den Rocky Mountains freigegeben hatte. Der Wald stand auf einer Höhe von rund 3100 Metern über dem Meeresspiegel, also 180 Meter über der aktuellen Baumgrenze. Demnach müsse es damals an diesem Ort bessere Wachstumsbedingungen gegeben haben.

Laut der Studie wuchsen die Bäume vor 5950 bis 5440 Jahren. Zu dieser Zeit sind die Temperaturen allmählich gesunken. Grund dafür seien steigender Vulkanismus und abnehmende Sonneneinstrahlung gewesen. Mit dem kälteren Klima sank auch die Baumgrenze, die Pflanzen starben ab und wurden schließlich von Eis bedeckt.

Kein Beweis für globalen Trend

Der Fund bedeutet jedoch nicht, dass die Erde zur Lebzeit der Bäume generell wärmer als heute war. Eine lokale Erwärmung ist etwas anderes als ein globaler Trend. Klimaveränderungen können unter anderem von Meeresströmungen, veränderten Windmustern und vulkanischer Aktivität lokal variieren. Eine vorübergehende Klimaperiode in einer Region sagt also nichts über die weltweite Durchschnittstemperatur zu diesem Zeitpunkt aus.

Die Durchschnittstemperatur war in den vergangenen 11.300 Jahren selten so hoch wie zuletzt. Die derzeitige Eisschmelze weist auf den beispiellos schnellen Temperaturanstieg hin. Erst in den jüngsten Jahrzehnten seien die Temperaturen so stark gestiegen, dass die Eisschicht über den Bäumen verschwunden sei, schreibt «New Scientist» unter Berufung auf die Klimatologin Whitlock.

Erde erwärmt sich schneller denn je

Bisher änderte sich das Klima in Zeiträumen von Tausenden bis Hunderttausenden von Jahren. Die Ursache waren natürliche Faktoren wie das Eintreffen von Sonnenstrahlen, Schwankungen der Sonnenaktivität und Vulkanismus.

Die jetzige Erwärmung geht viel schneller vor sich. Nach Angaben des Weltklimarats (IPCC) ist die globale Durchschnittstemperatur seit dem Beginn der industriellen Revolution schon um 1,1 Grad Celsius gestiegen (IPCC, 2023). Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) war 2023 mit Temperaturen von 1,45 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Der globale Temperaturanstieg hat sich in den jüngsten Jahrzehnten beschleunigt.

Laut IPCC lässt sich dieser Temperaturanstieg nur mit dem menschlichen Einfluss erklären. Untersuchungen führen die Veränderung hauptsächlich auf eine Zunahme von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2), Methan und Stickoxiden in der Atmosphäre zurück. Sie werden bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, bei der Abholzung von Wäldern und durch die Landwirtschaft freigesetzt. Mit der Zunahme der Treibhausgase erhöht sich die Temperatur auf der Erde. Dieser Vorgang wird als Treibhauseffekt bezeichnet.

(Stand: 24.4.2025)

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Klimawandel

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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