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Studie zu CO2-Emissionen im Ukraine-Krieg frei erfunden

Krieg führt zu Leid und Elend, Menschen sterben und werden verletzt. Aber auch auf Umwelt und Klima haben bewaffnete Konflikte Auswirkungen. Über den russischen Krieg gegen die Ukraine heißt es in den sozialen Netzwerken, dass er in 20 Monaten so viel klimaschädliches CO2 verursacht habe, wie Deutschland in 600 Jahren nicht ausstoßen würde. Die Zahlen seien an der Universität Heidelberg errechnet worden. Stimmt das?

Bewertung

Die Studie aus Heidelberg gibt es nicht. Die Zahlen scheinen ebenfalls frei erfunden zu sein. Echte Schätzungen gehen davon aus, dass der Krieg in der Ukraine auf ein Jahr gerechnet weniger CO2 verursacht, als im selben Zeitraum in Deutschland ausgestoßen wird.

Fakten

Die Behauptung über die vermeintliche Studie aus Heidelberg kursierte erstmals Ende 2023 in den sozialen Netzwerken. Das passt zu der Zeitangabe in dem Sharepic, wonach der Krieg in der Ukraine 20 Monate andauerte. Russland hatte große Teile der Ukraine im Februar 2022 angegriffen.

Bereits 2023 hatte die Pressestelle der Universität Heidelberg auf dpa-Anfrage mitgeteilt: «Die Veröffentlichung einer Studie dieser Art – insbesondere auch mit der genannten Aussage – an der Universität Heidelberg ist uns nicht bekannt.» Auf Nachfrage im April 2025 teilte die Universität mit, dass sich an diesem Stand nichts geändert habe. Auch eine Internetrecherche liefert keine Hinweise auf eine solche Studie.

Über den CO2-Ausstoß des Krieges in der Ukraine gibt es allerdings wissenschaftliche Forschungen. Im Juni 2023 erschien eine internationale Studie über das Thema. Demnach verursachte der Krieg in den ersten zwölf Monaten den Ausstoß von 119 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Unter diesen Begriff werden Auswirkungen verschiedener Treibhausgase einheitlich zusammengefasst.

Deutschland emittiert pro Jahr deutlich mehr Treibhausgase

Zum Vergleich: Deutschland emittierte 2022 laut Umweltbundesamt 746 Millionen Tonnen Treibhausgase. Im Jahr 2024 waren es 649 Millionen Tonnen. Das ist mehr als fünfmal so viel, wie die Studie für den Krieg in der Ukraine beziffert. Die Studie schlüsselt allerdings nicht auf, wie hoch der Anteil von CO2 an den gesamten Treibhausgasemissionen ist. In Deutschland macht CO2 den Großteil der Treibhausgase aus. Für das Jahr 2023 nennt das Umweltbundesamt einen Anteil von rund 89 Prozent.

In der echten Studie berechnete ein Team um einen niederländischen Klimaforscher die Emissionen der ersten zwölf Monate des Ukraine-Kriegs. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen und sollen verdeutlichen, welchen Schaden Russland in der Region, auch für das Klima, anrichtet. Zusammengefasst werden darin etwa der Treibstoffverbrauch der beiden Armeen, Emissionen durch Explosionen und Feuer und den Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Letzteres macht fast die Hälfte der in der Studie geschätzten Menge an Treibhausgasen aus.

Dabei ist laut der Studie Russland, direkt und indirekt, für den Großteil der Emissionen verantwortlich. Allein der Treibstoffverbrauch der russischen Armee habe 14,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursacht, bei den ukrainischen Truppen seien es 4,7 Millionen Tonnen gewesen.

(Stand: 25.4.2025)

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Klimawandel, Russland, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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