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Fotos und Videos verdeutlichen: Verschiedene Männer zeigen Hitlergruß

Wenn Fotos von Demonstrationen verbreitet werden, auf denen Menschen den verbotenen Hitlergruß zeigen, versuchen einige Nutzerinnen und Nutzer immer wieder, Zweifel an der Echtheit oder den Hintergründen der Aufnahmen zu wecken. Ein Beispiel: Ein Mann, der auf einer Demonstration der AfD in Berlin im Oktober 2022 mutmaßlich den Gruß gezeigt hat, habe das schon vier Jahre zuvor bei rechtsextremen Protesten im sächsischen Chemnitz getan. Fotos zeigten angeblich dieselbe Person, heißt es zu einer Gegenüberstellung von zwei Aufnahmen.

Bewertung

Es gibt keine Belege, dass es derselbe Mann ist. Zieht man weitere Aufnahmen aus beiden Jahren heran, zeigen sich eindeutige optische Unterschiede zwischen den beiden Männern.

Fakten

Am 8. Oktober 2022 veranstaltete die AfD unter dem Motto «Unser Land zuerst!» in Berlin eine Großdemonstration gegen die Politik der Bundesregierung. Nach Polizeiangaben nahmen rund 10 000 Menschen teil.

Während der Demonstration entstanden mehrere Aufnahmen, auf denen Teilnehmende mutmaßlich den verbotenen Hitlergruß zeigen. Ein Mann ist auf dem Leipziger Platz mit einer Flasche in der rechten Hand und lang ausgestrecktem linken Arm zu sehen. Der nationalsozialistische Gruß wäre also nicht ganz korrekt ausgeführt – dafür wird der rechte Arm verwendet.

Unter anderem eine Facebook-Nutzerin legt in einem Posting nahe, dass derselbe Mann auch mit einem Hitlergruß auf einem Foto von einer Demonstration am 27. August 2018 in Chemnitz zu sehen sei. Anlass für die Annahme ist offenbar lediglich eine grobe Ähnlichkeit. Darüber hinausgehende Belege werden in den sozialen Netzwerken nicht präsentiert.

Weiteres Foto- und Videomaterial von beiden Demonstrationen zeigt, dass die Vermutung falsch ist. Von der Demonstration in Berlin gibt es ein rund dreisekündiges Video, in dem der Mann den Arm hebt. Auch der Hitlergruß in Chemnitz ist auf Video festgehalten worden. Der Mann, der den Arm hebt, ist zudem auf weiteren Fotos zu sehen. Er gab vor Ort ein Video-Interview und zeigte den Hitlergruß auch währenddessen.

Alle Aufnahmen machen deutlich: Die Augenpartien der beiden Männer unterscheiden sich eindeutig voneinander. Insbesondere die Augenbrauen sind beim Mann in Chemnitz stärker ausgeprägt. Auch die Nasen sehen unterschiedlich aus. Zudem sind die rechten Hände der Männer unterschiedlich tätowiert.

Zu der Demonstration in Chemnitz im Jahr 2018 hatten rechte und rechtsextreme Gruppierungen aufgerufen. Anlass waren der gewaltsame Tod eines Mannes und Berichte, wonach die Täter Flüchtlinge gewesen seien. Bei den Protesten kam es zu Angriffen auf Gegendemonstranten und Medienvertreter. Auch in den Tagen vor und nach dem 27. August gab es in Chemnitz rechte Demonstrationen und Ausschreitungen.

Der Mann auf dem Foto wurde später wegen des Hitlergrußes und wegen Beleidigung zu einer Strafe von sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, wie das Amtsgericht Chemnitz auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Zudem wurden weitere Demonstranten für ihre Hitlergrüße wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verurteilt.

Über den Mann im Foto kursierten anschließend im rechten Spektrum Gerüchte, wonach er eigentlich antifaschistischen Gruppen angehöre. Vor Ort rief er aber rechtsextreme Parolen, was in einem Video dokumentiert ist. Der Mann wirkt dabei stark angetrunken.

Zu dem Mann, der im Oktober 2022 in Berlin mutmaßlich den Hitlergruß zeigte, wurden nach Angaben der Berliner Polizei gegenüber dpa Ermittlungen zur Identifizierung eingeleitet. Direkt nach der AfD-Demonstration hatte die Polizei zudem von zwei Festnahmen wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen berichtet. Beide Fälle – der mutmaßliche Hitlergruß einer Frau sowie eine Abwandlung, der sogenannte Kühnengruß – passen aber nicht zu der Szene, die in dem online kursierenden Foto zu sehen ist.

(Stand: 2.11.2022)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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