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Grafik zu Wahlverhalten von Journalisten basiert auf Fehlinterpretation

Nach den gleichen Regeln wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger dürfen auch Journalistinnen und Journalisten wählen. Während ihrer beruflichen Tätigkeit sind sie jedoch angehalten, über alle Parteien gleichermaßen kritisch zu berichten. In einer in sozialen Medien geteilten Grafik zum «Wahlverhalten deutscher Journalisten» – so zumindest die Überschrift – kommt die Partei Bündnis 90/Die Grünen auf 53 Prozent. Doch die Zahl ist irreführend.BewertungDie Grafik stammt aus einem Blogartikel über eine Studie, in dem deren Ergebnisse fehlinterpretiert wurden.

Fakten

Die Grafik nennt keine Quelle, doch die Daten stammen offenbar aus der Journalismusbefragung 2024 der TU Dortmund. Eine kurze Suche im Internet zeigt: Zeitraum der Befragung und Teilnehmeranzahl stimmen mit den Angaben in der Grafik überein – die Prozentangaben nicht.

Das «Wahlverhalten» deutscher Journalistinnen und Journalisten wird in der Umfrage nicht behandelt. Es darum, welcher Partei man sich eher zugeneigt fühlt. Doch eine solche Parteineigung ist nicht gleichzusetzen mit dem tatsächlichen Wahlverhalten, das kein Bestandteil der Umfrage war. Denn das tatsächliche Wahlverhalten kann durch taktische Entscheidungen von der Parteineigung abweichen.

Die Umfrage wurde im Sommer 2024, also lange vor dem Ampel-Aus, durchgeführt. Daher ist davon auszugehen, dass eine Wiederholung zu anderen Ergebnissen führen würde.

Grafik stammt von Blogartikel

Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche mit er Grafik stößt man auf die Webseite «Tabula Rasa Magazin», auf der ein Beitrag zu dem Thema veröffentlicht wurde. Dort wird die Journalismusbefragung der TU Dortmund als Quelle genannt.

Der Autor des Textes erklärt transparent, wie er auf die Zahlen in der Grafik kommt, die von den Ergebnissen der Umfrage abweichen. Er setzt zum einen Parteineigung und Wahlverhalten gleich. Zum anderen nimmt er für seine Berechnung an, dass alle, «die angegeben haben, keiner Partei zuzuneigen, mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nicht wählen gehen werden». Dass man sich keiner Partei zugeneigt fühlt, sagt jedoch nichts darüber aus, ob und wie man wählt.

Das Team «Journalismus und Demokratie» der TU Dortmund schreibt auf dpa-Anfrage von einer «kaum erklärbare[n] Fehlinterpretation unserer Daten, egal ob aus Unkenntnis oder absichtlich». Zudem seien die Parteien in der Umfrage «nie in Blöcke (links-linksradikal-rechts usw.) zusammengefasst» worden. Die Forschenden stellen klar, dass die Umfrage mit 525 Teilnehmern nicht repräsentativ ist. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) äußerte sich bereits im Oktober 2024 zu Reaktionen auf die Studie.

 

Aktualisierung

Im letzten Absatz wurden Antworten der TU Dortmund ergänzt.

(Stand: 20.1.2025)

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Wahlen, Bundestagswahl 2025, Politik

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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