Bewertung
Aus Heusgens Rede wurde der Mittelteil entfernt. Die Tränen kamen dem scheidenden MSC-Organisator erst mehrere Minuten, nachdem er über Vance gesprochen hatte.
Fakten
Der Videoclip, wie er vielfach geteilt wurde und wird, stammt von RTÉ, dem irischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im zugehörigen Artikel ist zwar nicht direkt die Rede davon, dass die Worte des US-Vizepräsidenten Heusgen emotional gestimmt haben. Beim Lesen kann dieser Eindruck allerdings entstehen, vor allem in Kombination mit dem besagten Video.
Doch der Clip zeigt nicht die gesamte Rede, sondern nur einen Teil kurz nach Beginn sowie den allerletzten Satz. Das verrät der Blick in die Aufzeichnung der Konferenz, beispielsweise aufrufbar in der ARD-Mediathek. Ab 3:51:14 beginnt Heusgen zu sprechen.
Er resümiert zunächst knapp, was am Wochenende der 61. Münchner Sicherheitskonferenz besprochen wurde und geht dabei auch auf Vance ein. Dann spricht er mehrere Minuten von der Bedeutung demokratischer und freiheitlicher Werte. Dieser Teil fehlt im kurzen Clip. Bei 3:56:54 sagte er schließlich: «Let me conclude, and this becomes difficult.» (Lassen Sie mich zum Schluss kommen, und das wird schwierig.) Daraufhin verlässt er sichtlich ergriffen die Bühne.
Die Münchner Sicherheitskonferenz hat sich bereits auf X zu dem fehlenden Kontext des Clips geäußert und ihn eingeordnet: Heusgen hat die Tränen demnach nicht aus «Frustration» vergossen, sondern weil er mit der Rede von seinem Team Abschied nehmen musste.
Das bestätigen auch zwei Posts von Christoph Heusgen selbst. Im ersten Post nach der besagten Konferenz im Februar spricht er über einen «emotionalen Moment» zum Ende seiner Amtszeit. Im zweiten Post macht auch er deutlich, dass die Szene seines Abschieds aus dem Zusammenhang gerissen wurde, und ergänzt: «Das zeigt leider erneut, wie die Mechanismen von Desinformation funktionieren.»
(Stand: 4.3.2025)