Zitat von Linken-Politiker Ferat Koçak über Diebstähle von Geflüchteten fehlt Kontext

Seit April 2024 kursiert in Sozialen Netzwerken wie X und Threads ein Sharepic mit einem alten Zitat von Ferat Koçak (Die Linke). Es ist zwar korrekt und stammt aus dem Jahr 2023. Doch es wird aus dem Kontext gerissen, so dass es wirkt, als befürworte er Diebstahl durch Geflüchtete und Migranten. Das ist nicht der Fall.

Im Zuge der Bundestagswahl 2025 und Koçaks direktem Einzug in den nächsten Bundestag verbreitet sich die Behauptung erneut. Allein ein X-Beitrag vom 28. Februar erreichte mehr als 120.000 Aufrufe.

Screenshot eines X-Posts mit der Zitatkachel
Auf X verbreitet sich eine aus dem Kontext gerissene Äußerung des Linken-Politikers Koçak über Diebstähle und Flüchtlinge (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Verkürztes Zitat von Koçak entstand während Debatte über Diebstähle in Supermarkt in Bayern

Im Dezember 2023 äußerte sich Koçak in einem X-Beitrag zu einem Bericht der Bild-Zeitung, in dem sich ein Edeka-Besitzer aus Regensburg über zunehmende Diebstähle durch Männer aus Asylwohnheimen beklagte. Der Ladenbesitzer hatte sich zuvor darüber auf Facebook in einem Beitrag beschwert und diesen kurze Zeit später wieder gelöscht. Der Beitrag ging jedoch viral und mehrere lokale Medien griffen das Thema auf.

Es folgte eine öffentliche Debatte, bei der sich auch Politiker, etwa der Freien Wähler in Bayern, äußerten. Hubert Aiwanger, stellvertretender bayerischer Ministerpräsident, forderte damals auf X: „Diebstahl durch Migranten sollte zur Abschiebung führen.“ Auch Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt sprach sich auf Facebook für eine Abschiebung aus.

Koçak kommentierte den Bild-Artikel auf X folgendermaßen: „EDEKA ist die Abkürzung für ‚Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler‘: Ich würde sagen, die Menschen holen sich das zurück, was ihnen zusteht. Doch so einfach ist das nicht zu erklären.“ Koçak revidierte also seine eigene Aussage gleich im nächsten Satz. Ebenfalls relevant ist Koçaks eigentliche Erklärung, die im zweiten Teil seines X-Beitrages folgt.

Ferat Koçak: „Natürlich bin ich gegen Diebstahl“

Dort schreibt der Linken-Politiker, eines der zentralen Probleme sei, dass „die Behörden überlastet sind und viele Geflüchtete noch nicht mal das ausgezahlt bekommen, was sie zum Leben brauchen“. Auch das sei sekundär, schreibt Koçak. „Wichtiger ist es, Geflüchteten sofort eine Arbeitserlaubnis zu erteilen, damit sie ihr Leben selbstbestimmt bestreiten können.“ Dieser Kontext fehlt auf der Zitatkachel.

Wir haben den Linken-Politiker zu seiner damaligen Äußerung befragt. Er schreibt uns, er habe das Zitat, so wie es auf der Kachel stehe, nicht getätigt und er stimme der Äußerung inhaltlich auch nicht zu. „Mein Tweet war ein Wortwitz mit dem Namen EDEKA, in dem Kolonialwaren enthalten ist, und ich erkläre ja im darauffolgenden Satz, wo das Problem eigentlich liegt. Natürlich bin ich gegen Diebstahl, ob das nun Raubkunst ist aus Afrika oder Zigaretten bei Edeka.“

X-Beitrag von Koçak aus Dezember 2023
Der Beitrag Koçaks aus Dezember 2023 im kompletten Wortlaut (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Alle Faktenchecks rund um die Bundestagswahl 2025 lesen Sie hier.

Redigatur: Alice Echtermann, Gabriele Scherndl

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Migration, Politik

Autor(en): CORRECTIV

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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