KI-generierte Desinformation ist in der EU auf dem Vormarsch

Die 23 Organisationen des EU-weiten EDMO-Faktencheck-Netzwerks, die zu diesem Briefing beigetragen haben, veröffentlichten im März 2023 insgesamt 1.006 Faktenchecks. Im Fokus der Faktenchecks standen wie im Vormonat falsche Behauptungen über den Ukraine-Krieg (16 Prozent aller Faktenchecks), die Corona-Pandemie (9 Prozent) und den Klimawandel (ebenfalls 9 Prozent).

Verschwörungstheorien über die 15-Minuten-Stadt

Bei der Desinformation über den Ukraine-Krieg ging es vor allem um Verleumdungen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, Falschbehauptungen über von westlichen Ländern bereitgestellte militärische Ausrüstung wie Panzer und um Panikmache vor einer Eskalation des Krieges. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie standen angebliche gefährliche Nebenwirkungen oder die angebliche Unwirksamkeit von Impfstoffen im Vordergrund. In Falschbehauptungen über den Klimawandel kursierten vor allem Verschwörungstheorien über „15-Minuten-Städte“ und „Klimasperren“. Das Konzept der „15-Minuten-Stadt“ sieht vor, dass alle Wege des Alltags in weniger als 15 Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV bestritten werden können – es geht dabei nicht um den Einsatz eines Überwachungssystems, der die Menschen auf einen Radius von 15 Minuten um ihr Zuhause beschränken würde.

KI-Bilder von Trump, Putin und dem Papst

Zudem haben sich im März in der Europäischen Union KI-generierte Bilder weit verbreitet und zwar über die Verhaftung von Trump, von Papst Franziskus in einem weißen Daunenmantel und von Putin.

Wie in einer kürzlich veröffentlichten EDMO-Analyse beschrieben, ist KI-generierte Desinformation in der EU auf dem Vormarsch. Noch ist ihr Anteil recht niedrig – im März spielte sie in etwa 5 Prozent der rund 1000 Faktenchecks des EDMO-Netzwerks eine Rolle. Wir gehen aber davon aus, dass der Einsatz von KI-generierten Fotos, Videos oder Texten zum Zwecke der Desinformation zunehmen wird.

Falschinformationen auf dem nationalen Level

In Frankreich wurden im März viele Falschbehauptungen über die Proteste gegen die Rentenreform verbreitet, darunter vor allem alte Videos und Bilder, die aus einem anderen Kontext stammten und genutzt wurden, um die Beteiligung an den Demonstrationen höher erscheinen zu lassen und/oder angewandte Polizeigewalt zu übertreiben.

In Spanien kursierte die Behauptung, dass die EU am 15. März in ganz Europa das soziale Netzwerk TikTok abschalten würde. In Dänemark stand im Zentrum der verbreiteten Desinformation die Behauptung, dass Sozialdienste Kinder ungerechtfertigt aus ihren Familien reißen oder gar entführen würden.

Methodik

Die in diesem Briefing enthaltenen Informationen wurden mittels eines Fragebogens erhoben, der an die Mitgliedsorganisationen des EDMO-Faktencheck-Netzwerks geschickt wurde. Bezugszeitraum: 1. bis 31. März 2023. Anzahl der Befragten: 23. Hauptherausgeber dieses Dokuments: Tommaso Canetta, Pagella Politica/Facta.

Organisationen, die zu diesem Briefing beigetragen haben: 15min, AFP, Correctiv, Delfi, Demagog.cz, Demagog.pl, Eesti Päevaleht, EFE Verifica, Ellinika Hoaxes,
Eurocomunicare, Faktabaari, Freedom House Romania, Greece Fact Checking, Knack, Lakmusz, Maldita, Nieuwscheckers, PagellaPolitica/Facta,
Pravda, The Journal Fact-Check, TjekDet, Verificat, VRTNWS

Das ausführliche Briefing in Englisch mit weiteren Informationen zu Falschinformationen in verschiedenen EU-Staaten finden Sie hier.

 

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