Bewertung
Milleis Banque Privée hat zuletzt 2017 den Besitzer gewechselt und stand seither nicht zum Verkauf. Dies bestätigte eine Banksprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auch mit dem Video selbst ist einiges faul – nicht einmal der Sender der Reportage existiert.
Fakten
Das Video beginnt mit der angeblichen Live-Schalte eines Reporters vor einer Filiale der Milleis Banque Privée in Paris. Es enthält Untertitel in kyrillischen Buchstaben. In der oberen rechten Ecke des Videos ist ein Logo zu sehen, auf dem «TV12» steht. Eine Bildersuche mit mehreren Suchmaschinen (1, 2, 3) nach dem Firmenzeichen führt jedoch zu keinem Ergebnis, das auf ein existierendes Medium mit diesem Signet schließen lässt.
Eine direkte Internetsuche nach Medien oder Sendern, die «TV12» heißen, führt zwar zu Fernsehsendern in Italien, Schweden und Kanada; doch kein Logo entspricht dem aus dem Video. Der in der Reportage gezeigte Sender «TV12» scheint also nicht zu existieren.
Der zweite Teil des Videos besteht aus einer Collage von Fotos und Screenshots von Online-Artikeln, unterlegt von einer monotonen Voice-Over-Stimme. Diese spricht «Milleis» zudem falsch aus – ohne das hörbare «s» am Ende; die korrekte Aussprache ist in diesem Interview (etwa bei 0:06) mit Milleis-Geschäftsführer Nicolas Hubert zu hören.
Milleis Banque widerspricht den Behauptungen
Auch die verwendeten Animationen deuten auf eine Montage aus anderen Kontexten hin: Der Hintergrund des zweiten Abschnitts (ab 0:14) ist als lizenzfreies Video bei YouTube zu finden. Die Animation mit der – spiegelverkehrten – Weltkugel (0:12 und 2:35) findet sich, allerdings korrekt ausgerichtet, zum Beispiel in einem Beitrag des Ministeriums für nationale Verteidigung Ecuadors. Es handelt sich bei dem Milleis-Beitrag also offensichtlich um eine gefälschte Reportage, die aus verschiedenen, teils öffentlich zugänglichen Quellen zusammengestellt wurde.
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) widersprach eine Sprecherin der Privatbank Milleis den Behauptungen schriftlich: «Milleis Banque Privée hat Kenntnis von den Falschinformationen genommen (…). Wir weisen diese Behauptungen entschieden zurück». Außerdem heißt es: «Milleis Banque Privée ist seit 2017 Eigentum ihres Anteilseigners AnaCap (Financial Partners)».
Wiederkehrende Anschuldigungen
Die gefälschte Reportage weist auffällige Ähnlichkeiten zu einer anderen Desinformationskampagne auf, die Ende 2024 verbreitet wurde. Damals hieß es, Selenskyj habe ein französisches Luxushotel im Skiort Courchevel gekauft. Auch damals sollte eine falsche Video-Reportage mit einem französischen Journalisten von einem nicht existierenden Medium die Behauptung untermauern.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vor über drei Jahren kursieren immer wieder Falschinformationen über das Vermögen und angebliche Käufe des ukrainischen Präsidenten Selenskyj und seiner Frau. In der Vergangenheit standen mehrfach Immobilien im Zentrum solcher Behauptungen – von der Übernahme eines italienischen Weinguts des Musikers Sting bis hin zur ehemaligen NS-Villa «Adlerhorst», die Selenskyj angeblich mithilfe einer Offshore-Firma erworben habe.
Diese Behauptungen waren erfunden und wurden bereits in Faktenchecks der dpa widerlegt. Die Behauptung, dass Milleis Banque Privée von einem mit Selenskyj verbundenen Offshore-Unternehmen übernommen wurde, wurde in verschiedenen Sprachen verbreitet.
(Stand: 14.03.2025)