Bewertung
Die Auswirkung von Kohlendioxid in der Atmosphäre auf die globale Erwärmung ist ebenso wissenschaftlicher Konsens wie die Tatsache, dass der Mensch maßgeblich dafür verantwortlich ist. Die Natur verursacht prozentual gesehen zwar einen höheren CO2-Ausstoß als der Mensch. Diese Emissionen werden aber wieder vollständig absorbiert – die menschengemachten nicht.
Fakten
In dem Facebook-Post ist zu lesen, den Klimawandel habe es schon immer gegeben, «unabhängig vom Menschen und CO2». Im dazugehörigen Video (archiviert) ist ein Interview zu sehen, in dem unter anderem behauptet wird, der Kohlendioxidgehalt führe nicht zum Anstieg der globalen Temperaturen.
Der Zusammenhang ist allerdings belegt. Laut dem jährlichen Treibhausgasindex der amerikanischen Wetterbehörde NOAA hat der globale Erwärmungseffekt durch menschlich verursachte Treibhausgase um 49 Prozent zugenommen. Davon sind 80 Prozent auf CO2 zurückzuführen, womit es signifikant zum Temperaturanstieg beiträgt. Auch der Weltklimarat IPCC hat kürzlich in seinen «Naturwissenschaftlichen Grundlagen» festgestellt, dass jede Tonne Kohlendioxid in der Atmosphäre die Erderwärmung erhöht (Download-Link, S.37).
Der Kohlenstoffkreislauf
Ein weiteres gängiges Argument, das angeblich den menschlichen Einfluss auf das Klima widerlegen soll, ist der CO2-Ausstoß der Natur. Im Video ist dazu zu hören, nur etwa drei bis vier Prozent der Kohlendioxid-Emissionen stammten von menschlichen Aktivitäten, 97 Prozent hingegen seien natürlichen Ursprungs – unter anderem durch das Ausgasen der Meere.
Landmassen und Ozeane geben jedes Jahr rund 210 Gigatonnen Kohlenstoff (C) ab. Umgerechnet sind das rund 770 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Der fossile CO2-Ausstoß betrug im vergangenen Jahr weltweit fast 38 Milliarden Tonnen, so der aktuelle Report der Emissionsdatenbank der Europäischen Kommission (EDGAR). Damit sind zwar in der Tat «nur» rund fünf Prozent der jährlichen Kohlendioxid-Emissionen auf den Menschen zurückzuführen. Die Rechnung ist aber unvollständig.
Denn: Auf unserem Planeten hält der Kohlenstoffkreislauf die natürlichen Speicher in Balance. Dabei wird Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufgenommen und in langen Zyklen umverteilt, bis wieder ein Gleichgewicht entstanden ist. Zudem fungieren Land- und Wasseroberflächen als sogenannte CO2-Senken, sie nehmen also mehr Kohlendioxid auf, als sie ursprünglich produziert haben.
Im Ergebnis ist also nicht die Natur in höherem Maße für den heutigen Klimawandel verantwortlich. Im Gegenteil: Sie kann Teile der zusätzlichen Emissionen des Menschen kompensieren.
Die Natur als CO2-Speicher
Einer der größten Kohlenstoffspeicher unserer Erde ist das Meer. Laut Angaben des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel haben die Weltmeere seit Beginn der Industrialisierung rund ein Drittel des freigesetzten CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen (Stand 2015).
Dadurch verändert sich aber der Säuregehalt im Wasser, was einerseits Folgen für die Meeresbewohner, andererseits aber auch für die Kapazitäten der Ozeane als Kohlenstoffspeicher hat. Bei weiterhin steigenden CO2-Emissionen werden sich die Absorptionsprozesse der Natur künftig verlangsamen, mahnte auch der Weltklimarat an (Download-Link, S.26). In der Folge verbleibt mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre.
(Stand: 08.12.2022)