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Palästina war laut Google nie auf Landkarten eingezeichnet

Seit den Hamas-Terrorangriffen auf Israel vor fast zehn Monaten herrscht Krieg im Gazastreifen. Die Gespräche über eine neue Waffenruhe verlaufen schleppend. Auch die sozialen Medien sind voll von Behauptungen über den Konflikt. «Google maps hat Palästina entfernt, es gibt nur noch Israel», heißt es in einem Facebook-Beitrag. Dazu ist ein Screenshot aus dem Kartendienst mit Israel und seinen Nachbarländern zu sehen. Das Westjordanland und der Gazastreifen sind eingezeichnet, Palästina ist jedoch nirgends zu lesen.

Bewertung

Der Name Palästina ist noch nie auf Google Maps aufgetaucht. Dies hängt mit der Politik von Google zum Umgang mit umstrittenen Gebieten auf der Welt zusammen, zu denen auch Palästina gehört.

Fakten

Wer bei Google Maps nach «Palästina» sucht, bekommt eine Karte mit dem Gazastreifen und dem Westjordanland zu sehen – ohne das Wort «Palästina». Allerdings gibt es links unter dem Abschnitt «Kurzinformationen» die folgende Erklärung zu Palästina: «Der Staat Palästina ist ein De-facto-Staat in Vorderasien. Palästina wird von 145 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen als Staat anerkannt;» Dieser Text ist aus der deutschsprachigen Wikipedia-Seite importiert. Zudem wird erwähnt, dass Deutschland, die USA, Israel und weitere westliche Länder Palästina nicht als Staat anerkennen.

Google teilte bereits 2020 auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass es auf seinen Weltkarten noch nie ein «Palästina»-Label gegeben habe. «Wir haben keine Veränderungen bei der Abbildung von Palästina auf Google Maps vorgenommen», sagte eine Google-Sprecherin der dpa, als die Falschinformation schon einmal kursierte. In den Details zur Kartenbelegung bei Google, in denen 256 Länder und Gebiete enthalten sind, wird Palästina hingegen genannt.

Warum gibt Google Palästina nicht wieder? «Wir bleiben in geopolitischen Auseinandersetzungen neutral und tun alles, um umstrittene Gebiete auf unseren Karten objektiv wiederzugeben mit einer gestrichelten, grauen Grenzlinie», so die Sprecherin. «Google konsultiert verschiedene weltweite kartographische Autoritäten und Quellen, wenn es um Entscheidungen zur Wiedergabe von Ländern, Gebieten und Grenzen geht.» Das Unternehmen betonte, dass es die Fragen umstrittener Grenzziehungen und Regionen weiterhin verfolge. Das Vorgehen wird auch in einem Online-Beitrag erklärt.

Ein jahrzehntelanger Streit

Die palästinensischen Gebiete wurden 1967 im Sechstagekrieg von Israel erobert. Der Gazastreifen und das Westjordanland wurden zu besetztem Gebiet. Israel annektierte zudem Ostjerusalem. Die Palästinenser fordern diese Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat. Seitdem kam es in diesen Gebieten zu mehreren Konflikten.

Bei zwei Palästinenseraufständen (1987-1993 und 2000-2005) gab es viele Todesopfer auf beiden Seiten. Seit 2008 hat sich Israel außerdem mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas, die Israel das Existenzrecht abspricht, und anderen militanten Palästinensern immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen geliefert.

Im Rahmen der nach 1993 unterzeichneten Friedensverträge zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO erzielten die Palästinenser eine Teilautonomie im Gazastreifen und Westjordanland. Für die Palästinenser war zentrales Ziel stets ein eigener Staat. Eine angestrebte Ausweitung der Palästinensischen Autonomiegebiete blieb jedoch aus, die Friedensverhandlungen scheiterten 2014 endgültig.

Die Gebiete sind noch immer stark umstritten. Im Juli hielt der Internationale Gerichtshof in Den Haag in einem Rechtsgutachten fest, dass Israels Besatzung der palästinensischen Gebiete nach Auffassung des höchsten UN-Gerichts illegal sei und so schnell wie möglich beendet werden müsse. Das Gutachten ist rechtlich nicht bindend.

Google-Karten sind schon länger Thema

Die Theorie, dass Google die Palästinensergebiete von seinen Karten entfernt habe, ist schon einige Jahre alt, wie Artikel von «The Guardian» und «New York Times» zeigen. Eine Google-Sprecherin sagte dem «Guardian» 2016, dass es nie ein «Palästina»-Label gegeben habe, dass jedoch die Kennzeichnungen «Westjordanland» und «Gazastreifen» aufgrund eines Fehlers entfernt worden waren. Diese sind inzwischen wieder auf der Karte zu sehen.

Die Politik von Google hat nicht nur Konsequenzen für Palästina, sondern für alle umstrittenen Gebiete der Welt. So sind zum Beispiel die gleichen Linien für die umstrittenen Gebiete zwischen China und Indien zu sehen.

(Stand: 30.7.2024)

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Nahost-Konflikt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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