Bewertung
Nein, die Aktion ist erfunden. Die inzwischen offline geschaltete Webseite aus dem Video ist gefälscht. Die Fake-Seite sah der offiziellen Webseite des Verteidigungsministeriums zwar sehr ähnlich, stammt aber nicht von der Regierung. Darüber hinaus ist der gefälschte Werbeclip nie im französischen Fernsehen gezeigt worden. Das bestätigte der Sender LCI.
Fakten
In dem Video mit dem vermeintlichen Werbeclip wird auf eine Webseite namens «sengager-ukraine.fr» verwiesen. Der Domainname ähnelt der echten Domain des französischen Verteidigungsministeriums («sengager.fr»). Bei der erwähnten Webseite handelt es sich jedoch um eine Fälschung. Darauf hat die Behörde am 28. März 2024 via X hingewiesen. Sie stellte klar, dass es sich «um eine gefälschte Regierungsseite handelt, die von böswilligen Konten in sozialen Netzwerken für eine Desinformationskampagne weitergegeben wird».
Die erwähnte Fake-Seite ist derzeit nicht mehr erreichbar. Es existieren aber archivierte Versionen. Sie belegen, dass die Webseite am 28. März – kurz nachdem Posts darüber in den sozialen Medien erschienen waren – offline genommen wurde. Mit einer Abfrage über das Online-Tool Who.Is zur Analyse von IP-Adressen lässt sich nachvollziehen, dass die Domain am 15. März erstellt wurde.
Die gefälschte Webseite sah der echten Seite des Ministeriums sehr ähnlich, wie eine archivierte Version vom 27. März verdeutlicht: Die Logos mit der französischen Flagge, das Layout und der Domainname sehen nahezu identisch aus. Wer genau hinter der Fälschung steckt, blieb zunächst unklar.
Sender bestätigt: Angeblicher Werbeclip wurde nie im TV gezeigt
Der angebliche Werbeclip ist auch nie im französischen Fernsehen erschienen. In dem verbreiteten Video ist zunächst ein Teil der Nachrichten des französischen Senders La Chaîne Info (LCI) mit dem Titel «Armes, Munition: la France accélère» (deutsch: «Waffen, Munition: Frankreich macht Tempo») zu sehen – gefolgt von der jeweiligen Kampagne.
Eine Suche nach den LCI-Nachrichten zeigt, dass dieses Fragment aus einer Sendung vom 26. März 2024 stammt (ab Minute 31:27). Die Werbung, die auf die Nachrichten in dieser Sendung folgt, zeigt in Wirklichkeit unter anderem Werbung für Tintenpatronen und Autos. Ein Pressesprecher des Senders LCI bestätigte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass sie die angebliche Kampagne nie auf ihren Kanälen übertragen haben. Mit anderen Worten: Das in den sozialen Medien kursierende Video wurde manipuliert.
Erfundene Aktion spielt auf Macrons Aussage zu Bodentruppen an
Die ganze Rekrutierungsgeschichte ist also erfunden. Sie spielt inhaltlich offenbar auf Aussagen des französischen Präsidenten an: Macron hatte jüngst bekräftigt, einen Einsatz westlicher Bodentruppen zur Unterstützung der Ukraine gegen die russischen Invasoren nicht auszuschließen – um sich alle Optionen offen zu halten. Ähnliche Worte des Präsidenten des Nato-Mitglieds Frankreich hatten bereits zuvor internationales Aufsehen erregt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erteilte als Reaktion einer Entsendung von westlichen Soldaten in die Ukraine dagegen eine klare Absage. Der Kreml warnte, dass ein direkter Konflikt zwischen der Nato und Russland unvermeidlich wäre, wenn die Allianz Kampftruppen entsende. Auch Großbritanniens Außenminister David Cameron hat sich zuletzt skeptisch zu einem möglichen Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine geäußert.
Die Worte Macrons sind dennoch weiter Thema – und mitunter Gegenstand von Falschinformationen. So nahm etwa kürzlich eine erfundene Karikatur einer gefälschten Titelseite des französischen Satire-Magazins «Charlie Hebdo» Bezug auf die Bodentruppen-Aussage, wie ein dpa-Faktencheck zeigt.
(Stand: 10.4.2024)