Bewertung
Das Diagramm zeigt nicht die Rentenhöhe, sondern die Nettoersatzquote laut einem OECD-Bericht für das Jahr 2021.
Fakten
Staatliche Rentensysteme lassen sich nur schwer miteinander vergleichen. In der Grafik wird von «Rentenhöhe» gesprochen – das ist so nicht korrekt, denn diese werden in der Regel nicht in Prozent angegeben. Die dargestellten Zahlen stammen aus einem OECD-Bericht (PDF, S. 145) von 2021 und zeigen stattdessen die sogenannte Nettoersatzrate.
«Ausgangsdaten für die Berechnung der Nettoersatzrate in den einzelnen Jahren ist die jeweilige verfügbare Standardrente vor Steuern und das verfügbare Durchschnittseinkommen vor Steuern», heißt es in einem Bericht der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestag (PDF, S. 5). Sie gibt also an, wie viel Prozent des letzten Nettoeinkommens ein sogenannter Standardrentner erhält. Die Prozentangabe zu Deutschland wurde falsch übernommen, sie ist um 0,5 Prozent höher.
Bei den Daten handelt es sich um eine Modellrechnung für einen fiktiven Durchschnittsverdienenden mit einer lückenlosen Erwerbsbiografie bis zum regulären Renteneintrittsalter: etwa «45 Jahre mit einem durchschnittlichen Verdienst». Tatsächliche Rentenhöhen können davon deutlich abweichen.
Vergleich zwischen Staaten teils schwierig
Die Finanzierungen der Rentensysteme unterscheiden sich zwischen den Ländern erheblich: Unterschiedliche Renteneintrittsalter, Beitragszeiten, staatliche Ausgaben und eventuell ausgezahlte Mindestrenten beeinflussen, wie hoch die tatsächlich ausgezahlten Beiträge sind.
In einem Schreiben des Deutschen Bundestages heißt es: «Einem Vergleich der tatsächlich gezahlten durchschnittlichen Rentenbeträge steht auch entgegen, dass im Gegensatz zu anderen Ländern die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland keine Mindestrenten kennt.» Außerdem würden durch kurze Versicherungszeiten erhaltene, niedrige Rentenauszahlungen den Durchschnittswert in Deutschland erheblich senken.
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) veröffentlichte bereits einen Faktencheck darüber, warum die Rentenhöhe nicht einfach als Prozentsatz des letzten Gehalts berechnet wird. Damals betonte auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf dpa-Anfrage, dass Rentenvergleiche mit anderen Staaten «meist problematisch» seien.
Deutschland ist nicht das reichste Land der Welt
Laut Global Finance ist Luxemburg 2024 das reichste Land der Welt, wenn man es nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf bemisst. Auch deutsche Medien berichteten darüber. So taucht Deutschland nicht in den Top 10 auf.
Nichtsdestotrotz hat gerade Deutschland mit einem «demografischen Wandel» zu kämpfen. Demnach werden Menschen generell immer älter. Die Geburtenrate ist jedoch nicht hoch genug, als dass genug Rentenbeitragszahlende die benötigten Summen im umlagefinanzierten Rentenmodell aufbringen könnten.
(Stand: 11.02.2025)