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Tarifverträge regeln Löhne in Dänemark

Dänemarks Sozialsystem gilt vielen als vorbildlich – auch hinsichtlich der Balance zwischen Beruf und Freizeit. Laut einem Sharepic, das bei Facebook kursiert, beinhaltet dies angeblich, dass die Bevölkerung kostenlos krankenversichert ist und nur 35 Stunden pro Woche arbeitet. Der Mindestlohn beträgt der Auflistung zufolge 25 Euro pro Stunde. Doch stimmt das?

Bewertung

Zwar ist die Krankenversicherung in Dänemark steuerfinanziert, es gibt aber keinen gesetzlichen Mindestlohn und auch keine vom Staat geregelte Wochenhöchstarbeitszeit.

Fakten

Das dänische Gesundheitssystem setzt auf ein steuerfinanziertes Modell. Alle rechtmäßig in Dänemark lebenden Menschen haben Zugang zu einer universellen Gesundheitsversorgung. Es fallen keine direkten Beiträge für eine Krankenversicherung an, wie man es aus Deutschland kennt. Die meisten Gesundheitsdienstleistungen sind für die Patienten kostenfrei oder stark subventioniert. Zahnarztkosten und bestimmte Medikamente müssen allerdings in der Regel selbst getragen werden.

Flexibilität statt strikter 35-Stunden-Woche

Es gibt keine gesetzliche Höchstarbeitszeit in Dänemark. Einzig die Arbeitszeitrichtlinie der EU regelt, dass die wöchentliche Arbeitszeit durchschnittlich maximal 48 Stunden betragen darf. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der Dänen lag im Jahr 2023 bei etwa 34 Stunden, im europäischen Vergleich eher wenig.

Die Arbeitszeiten werden in der Regel in Tarifverträgen oder direkt zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber festgelegt. Ein entscheidender Punkt ist die Flexibilität in der dänischen Arbeitswelt: Es ist weit verbreitet, Arbeitszeiten individuell anzupassen, was die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erleichtert.

Kein gesetzlicher Mindestlohn, aber hohe Löhne

Anders als andere europäische Länder hat Dänemark keinen gesetzlich festgelegten Mindestlohn. Wie die Arbeitszeit wird auch der Lohn durch Tarifverträge zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften geregelt. In den meisten Branchen wird durchschnittlich umgerechnet etwa 30 Euro pro Stunde gezahlt, dies variiert jedoch je nach Berufsfeld.

Die hohen Löhne spiegeln auch die allgemein hohen Lebenshaltungskosten in dem skandinavischen Land wider. Dänemark hatte im Jahr 2023 eines der höchsten Preisniveaus in der EU. Etwa 70 Prozent der dänischen Arbeitnehmer sind zudem in einer Gewerkschaft organisiert, was im europäischen Vergleich überdurchschnittlich ist. Auch die starke Stellung der Gewerkschaften sorgt dafür, dass Dänemark ein hohes Lohnniveau hat.

(Stand: 9.4.2025)

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Politik, Wirtschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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