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UN-Bericht bestätigt tote Zivilisten bei Butscha-Massaker

Mehr als zwei Jahre nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine äußern Nutzer in sozialen Medien noch immer Zweifel an russischen Gräueltaten. So behauptet ein ehemaliger Generalmajor der Bundeswehr, das Massaker an Zivilsten im Kiewer Vorort Butscha im Frühjahr 2022 sei in Wirklichkeit eine ukrainische Inszenierung gewesen.

Bewertung

Falsch. Russische Soldaten haben nach einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) in den ersten Wochen nach der Invasion Hunderte Zivilisten in der Ukraine getötet. Als Belege dafür gibt es auch Fotos, Filmaufnahmen und Zeugenbefragungen aus Butscha. Die Taten russischer Soladaten an diesem Ort gelten als sehr gut dokumentiert.

Fakten

Der Ort Butscha ist ein Symbol für mutmaßliche russische Kriegsverbrechen in der Ukraine geworden. Am 2. April 2022, kurz nach dem russischen Abzug aus dem Kiewer Gebiet, gehen schockiernde Bilder um die Welt: Auf den Straßen Butschas liegen viele erschossene Zivilisten. Einge sind gefesselt. Zeugen schildern internationnalen Ermittlern und Medien das Massaker in ihrer Stadt.

Im Dezember 2022 veröffentlichten die Vereinten Nationen einen Bericht, der sich mit der russischen Besatzungszeit in der Kiewer Region beschäftigt. Darin wird für Butscha der Tod von 73 Zivilisten bestätigt – 54 Männern, 16 Frauen, zwei Jungen und einem Mädchen. Zudem sind in diesem Bericht 105 weitere Tötungsdelikte in Butscha beschrieben, die kurz davor seien, bestätigt zu werden. Die Autoren betonen, dass die tatsächliche Zahl der Toten viel höher ausfallen könnte.

Der Kreml hingegen weist Kriegsverbrechen zurück. Der russische Außenminister Sergej Lawrow beschuldigt bereits im April 2022 die Ukraine, die Lage in Butscha inszeniert zu haben. Es handele sich um einen «erfundenen Angriff» mit dem Ziel, Russland zu diskreditieren, sagte Lawrow einem «Zeit»-Artiel zufolge der russischen Nachrichtenagentur Tass. Skandalumkehr gilt als gängige Methode russischer Propaganda und populistischer Parteien.

In einem Interview mit dem umstrittenen Portal «TV Berlin» (ab 27:55 Min.) wiederholt Gerd Schultze-Rhonhof Ende März 2024 eines dieser Kreml-Narrative. Zur Einordnung: Seit Jahren geht der ehemalige Generalmajor der Bundeswehr unter anderem mit der These haussieren, Adolf Hitler sei nicht Schuld an der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges gewesen, wie ein Artikel in der «Welt» (kostenpflichtig) Anfang April 2023 ausführlich erläutert.

Aktuell behauptet Schultze-Rhonhof, das Massaker von Butscha sei eine ukrainische Inszenierung gewesen sei. Die Leichen seien in Wirklichkeit Russen, sagt er. Als Beleg führt er Bilder an, die er angeblich im Internet gesehen haben will. Darauf trügen Tote weiße Armbinden – und das sei ein Erkennungszeichen der russischen Armee. Militärexperten erläutern jedoch, dass in der Ukraine auch Zivilisten weiße Armbinden tragen können – als Zeichen dafür, dass sie unbewaffnet seien.

Andere Falschbehauptungen zum Massaker von Butscha wurden bereits in Faktenchecks widerlegt. So sind weder fehlende Leichenflecken noch eine nicht erkennbare Leichenstarre ein Beleg für die von Russland behauptete «Inszenierung». Aus medizinischen Gründen ist all das nicht ohne Weiteres zu sehen. Bei den Leichen handelt es sich auch nicht um Statisten. Behauptungen, wonach sich bei einer Leiche die Hand bewege und sich ein Mensch wenig später wieder aufrichte, sind ebenfalls falsch.

(Stand: 19.4.2024)

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Russland, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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