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Absurd hohe Falschangaben zum CO2-Ausstoß des Ätna

Immer wieder einmal bricht der Vulkan Ätna auf der italienischen Insel Sizilien aus – und viele Leute schauen dem Naturspektakel zu. In den sozialen Netzwerken mischt sich darunter eine Behauptung zur Klimakrise. So heißt es nach einem neuerlichen Ausbruch im Mai 2023 auf Facebook: «Heute hat der Ätna in einem Zeitraum von 12 Stunden mehr CO2 in die Atmosphäre geschleudert als alle menschlichen Aktivitäten, seit die Menschen zum ersten Mal aus dem Sumpf gekrochen sind!» Stimmt es, dass das von menschlicher Aktivität freigesetzte Klimagas Kohlendioxid binnen kürzester Zeit von dem eines Vulkans übertroffen wird?

Bewertung

Hanebüchener Unsinn. Der Ätna stößt pro Jahr nur einen Bruchteil dessen aus, was Menschen zum Beispiel durch Verbrennung von Öl, Gas und Kohle an CO2 emittieren.

Fakten

Der Ätna ist im Mai 2023 erneut ausgebrochen. Schon kurz danach gab es Beiträge in den sozialen Netzwerken, wonach der Vulkan auf Sizilien innerhalb kurzer Zeit so viel CO2 ausgestoßen habe, wie es zuvor durch den Menschen geschehen sei – seit es menschliches Leben gibt.

Doch das ist falsch, wie ein Blick in Vergleichszahlen zeigt. Es gibt dazu verschiedene wissenschaftliche Quellen, die sich zum Beispiel hinsichtlich der untersuchten Vulkane oder Zeiträume unterscheiden. Aber alle seriösen Vergleiche machen deutlich, dass der CO2-Ausstoß des Ätna um ein Vielfaches geringer ist als der durch die Menschheit:

  • Selbst wenn man alle Vulkane der Erde betrachtet, ist ihr CO2-Ausstoß verglichen mit dem durch menschliche Aktivität sehr klein. «Die jährlichen Kohlenstoffemissionen der Menschen durch Verbrennung von fossilen Brennstoffen, Wäldern und so weiter sind 40 bis 100 mal größer als alle vulkanischen Emissionen», sagt Cathy Clerbaux, Professorin für Atmosphären- und Klimawissenschaften an der Freien Universität Brüssel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Angaben beziehen sich auf einen identischen Vergleichszeitraum. Das heißt, dass menschliche Aktivität zum Beispiel auf ein ganzes Jahr gerechnet bis zu hundertmal mehr CO2 verursacht als Vulkane. Ähnliche Angaben finden sich bei der US-Weltraumbehörde Nasa.
  • Der Ätna gilt als der aktivste Vulkan Europas. Studien zeigen, dass er pro Jahr bis zu 25 Millionen Tonnen CO2 ausstößt. Laut dem «Global Carbon Project» wurden 2022 unter anderem durch Verbrennung von Öl, Gas und Kohle, aber auch Landnutzung rund 40 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre eingebracht. In diesem Rechenbeispiel wäre es also ein Verhältnis des Ätna zur Menschheit von 1:1600.
  • Andere Erhebungen zeigen, dass die Menschheit seit dem Jahr 1850, das in die Zeit der Industrialisierung vieler Länder fällt, rund 2500 Gigatonnen CO2 freigesetzt hat. Das sind 2,5 Billionen Tonnen. Zieht man als Vergleich den erwähnten Jahresausstoß des Ätna (25 Millionen Tonnen) heran, erscheint die Behauptung in den sozialen Netzwerken noch absurder. Denn die Menschheit hat diesem Rechenbeispiel zufolge seit 1850 genau so viel CO2 ausgestoßen wie der Ätna in einer Million Jahre.

In Beiträgen auf Facebook und Twitter aus dem Mai 2023 wird zudem ein Video des Ätna verbreitet, das nicht aktuell ist. Es stammt von einem Ausbruch im Jahr 2021 und wurde damals schon von Medien verwendet, wie eine Bilder-Rückwärtssuche mit der Suchmaschine Google zeigt.

(Stand: 2.6.2023)

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Klimawandel, Wissenschaft, Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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