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Zitronenöl gegen Mikroplastik? Institut für Risikobewertung rät von Einnahme ab

Mikroplastik belastet die Umwelt und wurde mittlerweile auch im menschlichen Körper, zum Beispiel in Gewebe, Blut und Stuhl, nachgewiesen. Mögliche gesundheitliche Folgen sind noch nicht bekannt, unter anderem die WHO fordert weitere Studien in dem Bereich. Bei Youtube, Tiktok und Facebook finden sich mehrere Anleitungen, wie man angeblich Mikroplastik aus dem Körper entfernen könne. Es wird behauptet, dass Zitronenöl Mikroplastik im Körper auflösen könne.

Bewertung

Für diese Behauptung gibt es keine Belege. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die zeigt, dass Zitronenöl tatsächlich Mikroplastik im Körper auflösen kann. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät von der Anwendung ab.

Fakten

Für Mikroplastik gibt es in der Wissenschaft keine allgemeine Definition. Meistens werden mit dem Begriff aber Plastikpartikel bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind.

In dem Video wird eine Flüssigkeit, von der behauptet wird, dass es Zitronenöl ist, scheinbar unverdünnt auf ein weißes Teil, das aussieht wie Styropor, geträufelt. Das Stück zersetzt sich daraufhin.

Zitronenöl wird aus ausgepressten Zitronenschalen gewonnen. Es wird vor allem in der Lebensmittelindustrie als Geschmacksstoff eingesetzt, einer der größten Abnehmer ist Coca-Cola.

Zitronenöl wird eine Vielzahl gesundheitsfördernder Eigenschaften zugeschrieben. Ob es tatsächlich Plastik lösen kann, hängt von der Zusammensetzung des Polymers ab, sagt Michael Gradzielski, Professor für Physikalische Chemie/Molekulare Materialwissenschaften an der Technischen Universität Berlin. Das Auflösen von Plastik im Körper sei aufgrund der anderen vorhandenen chemischen Verbindungen im Körper sehr komplex.

Nach einer umfangreichen Recherche über verschiedene wissenschaftliche Portale, ließen sich keine Studien finden, die belegen, dass Zitronenöl Mikroplastik im Körper auflösen kann. Auch dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind keine Studien bekannt, die das belegen würden. «Zudem ist unklar, ob ein „Auflösen“ des Mikroplastiks eine Ausscheidung begünstigen würde. Eine Ausscheidung ist eher wahrscheinlich für größere Partikel, die als chemisch unreaktiv gelten und den Körper über den Darm wieder verlassen können», sagte ein Pressesprecher des BfR auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Laut BfR gibt bisher noch keine Methode, um Mikroplastik aus dem menschlichen Körper zu entfernen – auch wenn Unternehmen, die Zitronenöl vertreiben, das immer wieder behaupten. Auf der Webseite eines Onlineshops steht beispielsweise: «Dieses ätherische Öl löst Plastikablagerungen im Körper und fördert deren Ausscheidung.» Es lässt sich jedoch keine wissenschaftliche Studie finden, die diese Behauptung stützen würde. Das BfR rät von der Anwendung solcher «Hausmittel» ab.

Mikroplastik in der Nahrung

Die im Video angegeben Menge von fünf Gramm Mikroplastik, die Menschen pro Woche zu sich nehmen, geht auf eine Studie zurück, die vom WWF in Auftrag gegeben wurde. Laut der Studie nehmen wir pro Woche circa fünf Gramm Mikroplastik zu uns – das entspricht etwa einer Kreditkarte. Das meiste davon wird über die Nahrung aufgenommen. Die einzige Möglichkeit, um Mikroplastik im Körper zu reduzieren ist laut BfR, die orale Aufnahme zu vermeiden oder zumindest zu verringern. Zum Beispiel, indem man weniger Wasser aus Flaschen trinkt.

Der Großteil des Mikroplastiks wird über den Darm wieder ausgeschieden. Deshalb und weil es noch wenige Studien über mögliche Gesundheitsrisiken von Mikroplastik im Körper gibt, sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung kein erhöhtes Gesundheitsrisiko für die deutsche Bevölkerung. Es sei bislang kein einziger Fall bekannt, bei dem jemand einen gesundheitlichen Schaden durch oral aufgenommenes Mikroplastik erlitten hat.

Forscher der Universität Amsterdam haben 2022 erstmals Mikroplastik im menschlichen Blut nachgewiesen. Das BfR geht allerdings nicht davon aus, dass Mikroplastikpartikel, die größer als zwei Mikrometer sind, die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Die Blut-Hirn-Schranke trennt Blut und das zentrale Nervensystem voneinander. Diese Zellen liegen außen an der Gefäßwand und lassen nur bestimmte Stoffe in das Gehirn vordringen. Sie fungiert als Schutzbarriere, um das Hirn vor Giftstoffen und Krankheitserregern zu schützen.

(Stand: 21.9.2023)

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Wissenschaft, Verbraucher, Gesundheit, Umwelt

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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