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Falschbehauptung über die Identität des Trump-Attentäters

Ein Attentat auf US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump am 13. Juli 2024 (Ortszeit) löste zahlreiche Falschmeldungen aus. In sozialen Medien zirkulierte das Foto eines Mannes, von dem behauptet wird, er heiße Marc Violets und habe das Attentat verübt. Das ist jedoch falsch: Das FBI identifizierte den tatsächlichen Schützen, der nach dem Anschlag von Sicherheitskräften erschossen wurde. Bei dem Mann auf dem Foto handelt es sich um den italienischen Sportjournalisten Marco Violi, der sich von dem Angriff distanziert.

„Der #Trump-Schütze ist als Antifa-Extremist Mark Violets identifiziert worden“, schrieb ein Facebook-Nutzer am 14. Juli 2024, kurz nach dem Anschlag. Dazu teilte er das Foto eines Mannes in schwarzem Pullover, Sonnenbrille und schwarzer Mütze, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Ein anderer Facebook-Nutzer, der das Foto ebenfalls teilte, fügte hinzu: „Berichten zufolge lud er vor dem Angriff ein Video mit dem Titel ‚Die Gerechtigkeit kam‘ auf YouTube hoch“.

Auch auf Threads, Instagram und Telegram wurde das Foto vielfach geteilt. Die Behauptung zirkuliert zudem auf Englisch, Französisch, Persisch, Spanisch und Indonesisch.

Facebook-Screenshot der Behauptung: 15. Juli 2024

Während einer Wahlkampfveranstaltung in der pennsylvanischen Stadt Butler am 13. Juli 2024 kam es zu einem Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Es wurden mehrere Schüsse abgefeuert, einer verletzte Trump am Ohr. Ein Besucher der Wahlkampfveranstaltung wurde tödlich getroffen, zwei weitere Menschen schwer verletzt. Der mutmaßliche Schütze starb nach Angaben der Bezirksstaatsanwaltschaft noch am Tatort. AFP hat die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst:

In den Stunden nach dem Attentat zirkulierten zahlreiche Spekulationen über die Identität des Täters. Angeblich habe die US-Polizei den Schützen als „Antifa-Mitglied Mark Violets“ identifiziert. Diese Behauptungen sind jedoch falsch.

„Antifa-Extremist Mark Violets“ existiert nicht 

Mithilfe einer erweiterten Websuche, Hinweisen in mehreren Publikationen und umgekehrten Bildsuche fand AFP heraus, dass es sich bei dem Mann auf den geteilten Fotos um Marco Violi handelt. Der Italienier, der sich auf Instagram als Journalist beschreibt, betreibt einen Sportblog. Auf seinem Account Roma Giallorossa TV ist er häufig in Videos zu sehen, in denen er sich mit dem italienischen Fußballverein AS Roma beschäftigt.

Youtube-Screenshot von Marco Violi auf Roma Giallorossa TV: 15. Juli 2024

Der Name des angeblichen Attentäters, Mark Violets, ist eine Abwandlung des Namens Marco Violi, der auf einen italienischsprachigen X-Account zurückzugehen scheint, der sich seit dem 14. Juli 2024 damit brüstet, „fast einen Bürgerkrieg in Amerika ausgelöst“ zu haben. Beiträge auf Englisch griffen die Angaben auf.

Auf seinem Instagramprofil veröffentlichte Marco Violi mehrere Statements zu den Anschuldigungen und bezeichnet sie als „Falschinfos“. Darin bestätigte er, dass er der Mann mit Sonnenbrille und schwarzer Kleidung auf den Fotos sei. Doch jegliche Verwicklung in das Trump-Attentat weißt Violi von sich: „Ich streite kategorisch ab, dass ich in diese Situation involviert bin“. Laut seiner Aussage wurde er mitten in der Nacht von zahlreichen X- und Instagram-Benachrichtigungen geweckt, die ihn vollkommen unvorbereitet getroffen haben. „Ich befinde mich in Italien, ich bin in Rom und ich hatte nicht die geringste Ahnung was passiert war, hätte ich es nicht auf Sky TG24 in Italien gesehen“.

Laut Violi wurde die Falschbehauptung von „einer Gruppe Hater“ in die Welt gesetzt, die ihn seit 2018 im Visier haben und auch vor Stalking nicht zurückschrecken würden. Er nennt zwei Accounts als Ursprung der Behauptung.

„Da ich seit 2006 Journalist bin, weiß ich sehr gut, dass man alle Quellen überprüfen muss, bevor man ein angebliches Monster auf die Titelseite knallt“, fügt Violi hinzu und bittet abschließend darum, in Ruhe gelassen zu werden. Ein Gerichtsverfahren sei anhängig.

Instagram-Screenshot von Marco Violis Erklärung: 15. Juli 2024

Marco Violi ist nicht das erste Mal Zielscheibe solcher Falschinformationen. Nach dem Anschlag von Kongsberg in Norwegen 2021 hieß es fälschlich, „Marek Al-Viol“ oder „Markus Volingberg“ sei der Täter gewesen. Schon damals kursierten ähnliche Screenshots aus einem Video Vioilis.

Auch andere Personen werden bei Anschlägen immer wieder fälschlich als Täter genannt. Der Name des deutschen Youtubers Rainer Winklarson wurde ebenfalls adaptiert, um ihn für den Anschlag von Kongsberg verantwortlich zu machen, wie AFP überprüfte. Zudem gibt es ein Meme um „Sam Hydes“, der fälschlich mit Schießereien in Nashville und Colorado Springs in Zusammenhang gebracht wurde.

Schütze laut FBI identifiziert

Laut Aussage des US-amerikanischen Geheimdiensts handelte es sich bei dem tatsächlichen Täter um Thomas Matthew Crooks, einen 20-jährigen Mann aus Bethel Park im Bundesstaat Pennsylvania, der noch am Tatort von Sicherheitskräften erschossen wurde. AFP hat zusammengefasst, was über den Angreifer bekannt ist:

Nach dem Attentat auf Donald Trump kursierten zahlreiche weitere Falschinformationen. Nutzerinnen und Nutzer teilten ein manipuliertes Foto, auf dem ein lächelnder Sicherheitsmann den verletzten Trump von der Bühne geleitete, ein manipuliertes Bild, dass ein Einschussloch in Trumps Jaket zeigt, sowie mehrere Falschbehautptungen über die Identität des angeblichen Schützen, die AFP überprüft hat.

Fazit: Ein Attentat auf Donald Trump löste zahlreiche Spekulationen über die Identität des Schützen aus. Ein Foto eines Italieners kursierte mit der Falschbehauptung in sozialen Medien, es zeige den Täter. Das ist jedoch falsch: Violi befand sich laut eigener Aussage zum Tatzeitpunkt in Italien und sieht sich als Opfer einer Verleumdungskampagne. Laut FBI-Angaben handelte es sich bei dem tatsächlichen Täter um den 20-jährigen Thomas Matthew Crooks aus Pennsylvania, der im Zuge des Anschlags von Sicherheitskräften erschossen wurde.

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Wahlen, USA, Politik

Autor(en): Gundula HAAGE / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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