Bewertung
Es wurde kein generelles Verbot von Einfamilienhäusern beschlossen. Zwar wird im «Leitfaden Klimagerechte Bauleitplanung» das Ziel formuliert, keine neuen frei stehenden Einfamilienhäuser zu bauen. Ein Verbot bedeutet das aber nicht.
Fakten
Die Stadt Münster betont auf ihrer Website, dass es «heute wie auch künftig» kein Verbot von Einfamilienhäusern geben werde. «Weder in bereits bebauten Bereichen noch in neuen Baugebieten gibt es einen Ausschluss oder ein Verbot, neue Einfamilienhäuser zu errichten», heißt es in einem FAQ-Bereich.
Der Facebook-Post verweist auf einen Artikel des Magazins «Markt und Mittelstand». Dort heißt es bereits in der Überschrift, die Stadt Münster würde Einfamilienhäuser verbieten. Der «Leitfaden Klimagerechte Bauleitplanung» soll angeblich ein Verbot dieser Wohnform beinhalten, doch ein echtes Verbot wird dort nirgendwo formuliert.
Beschränkung entspricht keinem Verbot
Der Bau von Einfamilienhäusern wird nach dem Leitfaden jedoch stark eingeschränkt, da die Stadt sich das Ziel gesetzt hat, dass Neubaugebiete mindestens 55 bis 65 Wohneinheiten pro Hektar beinhalten sollten. Damit wird der Bau von Einfamilienhäusern deutlich erschwert, weil Einfamilienhäuser im Vergleich mehr Platz verbrauchen als andere Wohnformen.
In Ausnahmefällen können Einfamilienhäuser allerdings weiterhin genehmigt werden. Auch weil der Begriff nicht nur frei stehende Einfamilienhäuser meint, sondern auch Doppelhäuser und Reihenhäuser beinhaltet. Bis 2030 sollen nach Angaben von NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sogar 1700 neue Einfamilienhäuser gebaut werden, wie die «Rheinische Post» schreibt.
Der Leitfaden soll eine möglichst klimafreundliche Stadtentwicklung regeln. Er basiert auf vergangenen Ratsentscheidungen der Stadt. Bereits 2014 wurde das Modell der Sozialgerechten Bodennutzung beschlossen. Demnach soll eine Mehrfamilienhausbebauung zukünftig der «Regelfall» sein, während die Einfamilienhausbebauung die «Ausnahme» darstellen soll.
Klimaaktivisten, CDU und FDP kritisieren den Leitfaden
SPD, Grüne und Volt haben den Leitfaden am 5. Mai 2023 in den Stadtrat Münster eingebracht. CDU und FDP, aber auch Umweltverbände kritisieren das Vorhaben. Für die CDU und FDP ist der Leitfaden zu streng. Er würde den Bau von Häusern schwieriger machen. Umweltverbänden geht der Leitfaden nicht weit genug. Sie fordern die Stadt auf, mehr Grünflächen auszuweisen, um Tier- und Pflanzenarten zu schützen.
Ein Bericht des Deutschen Instituts für Urbanistik zeigt, dass andere Kommunen ähnliche Ziele formuliert haben. Auch der Städte- und Gemeindebund hat einen Leitfaden zur klimagerechten Stadtentwicklung veröffentlicht, in dem empfohlen wird, mehrgeschossige Wohnformen statt frei stehende Einfamilienhäuser zu bauen. Die Vorgaben der Stadt Münster sind also kein Einzelfall.
(Stand: 13.6.2023)