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BBC-Video über Hunter Biden und Bestattungen ist ein Fake

In sozialen Netzwerken teilen zahlreiche Nutzer derzeit ein Video, das von der britischen BBC stammen soll: In dem Clip heißt es, das «US-Unternehmen Burisma» sei in die angebliche Monopolisierung des Bestattungsmarktes der Ukraine involviert. Dies hätte eine Untersuchung des Recherchekollektivs Bellingcat zutage gefördert. Außerdem gäbe es eine Verbindung zu einem früheren Assistenten von Hunter Biden, dem Sohn des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. Einige Nutzer schreiben auch, Hunter Biden selbst habe die Bestattungsunternehmen erworben. Der Clip kursiert auch mit deutschen Untertiteln. Doch das Video ist ein Fake.

Bewertung

Das Video ist nicht echt: Die BBC und Bellingcat haben auf der Plattform X klargestellt, dass es sich um eine Fälschung handelt.

Fakten

In dem Video ist in der oberen linken Bildecke das Logo der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt BBC zu sehen. Auf der Webseite der BBC lassen sich über die angebliche Verbindung von Hunter Biden, Burisma und Bestattungen in der Ukraine jedoch keine Informationen finden.

Das Video stammt auch nicht von dem Medium. Es handelt sich um eine Fälschung, wie Shayan Sardarizadeh, Journalist für Verifikation bei der BBC, auf X klarstellte. «Weder die BBC noch Bellingcat haben dies berichtet.» Auch Bellingcat teilte diese Klarstellung auf X.

Auf der Webseite des Recherchekollektivs finden sich ebenfalls keinerlei Berichte über die vermeintliche Untersuchung. Im Gegenteil: Bellingcat schreibt auf X, das gefälschte Video sei «Teil einer laufenden Desinformationskampagne», die das Recherchezentrum derzeit verfolge. Die Kampagne würde über Fake-Clips Falschmeldungen mit anti-ukrainischem Inhalt produzieren.

Seit einiger Zeit tauchen im Netz Fake-Videos mit BBC-Logo auf

Tatsächlich hat auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) zuletzt mehrere Fake-Videos dieser Art in Faktenchecks entlarvt. So kurierten bereits ähnliche Fälschungen über den ukrainischen General Walerij Saluschnyj sowie den Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak. Wer hinter diesen Fakes steckt, ist unklar. Auffällig ist jedoch, dass diese gefälschten Clips häufig über prorussische Accounts verbreitet werden.

Wie die Deutsche Welle (DW) bereits 2022 berichtete, setze die russische Propaganda unter anderem auf die Verbreitung solcher Medien-Fakes. Diese zielten laut Experten darauf ab, die Glaubwürdigkeit bekannter Nachrichtenmedien auszunutzen, um Desinformation zu verbreiten und Misstrauen gegenüber Medien zu säen. Neben der BBC sind weitere Medien betroffen.

Hunter Biden saß im Verwaltungsrat des Gasunternehmens Burisma

Die nun kursierende Fälschung knüpft derweil an ein früheres Video an: Im Januar 2024 warnte der Gründer und Kreativchef von Bellingcat, Eliot Higgins, vor einem Fake, in dem es ebenfalls um Hunter Bidens vermeintliche Verbindungen zu Burisma und Ros-Vinnytsia ging.

Seit Jahren wird der Sohn von Joe Biden für einen früheren Posten in der Ukraine kritisiert: Hunter Biden saß von 2014 bis 2019 tatsächlich im Verwaltungsrat des in der Ukraine tätigen Erdgas-Unternehmens Burisma. Zu dieser Zeit war sein Vater als US-Vizepräsident unter Barack Obama für die Ukraine zuständig. Burisma ist kein US-Unternehmen, sondern hatte bis zur Auflösung 2023 seinen steuerlichen Sitz auf Zypern.

Die Verbindung zwischen Hunter Biden und Burisma spielte im Zuge der Ukraine-Affäre eine zentrale Rolle. Diese brachte ein erstes Amtsenthebungsverfahren gegen Ex-US-Präsident Donald Trump, ins Rollen, das 2020 an der republikanischen Mehrheit im Senat scheiterte. Biden-Vorgänger Trump drängte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat, Ermittlungen gegen seinen Kontrahenten Joe Biden und dessen Sohn zu verkünden. Der Republikaner Trump verlor später die Präsidentenwahl gegen den Demokraten Biden. 2024 könnte es zur Neuauflage dieser Wahl kommen, da sich beide erneut für das Amt bewerben.

Die Burisma-Vergangenheit von Hunter Biden beschäftigt die US-Politik bis heute. Im diesem Zusammenhang kursieren allerdings auch Fehlinformationen, etwa über den erfundenen Tod einer vermeintlichen Hinweisgeberin. Zuletzt musste sich zudem ein FBI-Informant in dem Kontext wegen Falschbehauptungen vor Gericht verantworten.

Keine Hinweise für Verbindung zu Hersteller für Kirchenbedarf

Bei dem erwähnten Unternehmen Ros-Vinnytsia handelt es sich nicht um eine Bestattungsfirma, sondern um einen ukrainischen Hersteller für Kirchenbedarf. In dem Fake-Clip wird behauptet, ein ehemaliger Assistent von Hunter Biden sei Hauptaktionär des Unternehmens – der Name wird jedoch nicht genannt.

Für eine Verbindung von Hunter Biden zu diesem Unternehmen ließen sich keine Hinweise finden. Wie ukrainische Faktenchecker von StopFake zuvor unter Berufung auf Handelsdatenbanken berichteten, ist das Gesamtkapital des Unternehmens zu gleichen Stücken auf drei Personen aufgeteilt – Hunter Biden ist nicht darunter.

(Stand: 3.6.2024)

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Politik, Wirtschaft, Ukraine

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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