Ein Auto explodiert an einer Tankstelle und ein roter Gegenstand wird von hinten aus dem Auto geschleudert. Er prallt dann gegen eine Wand und wird zurück zum Auto geschleudert. Dort schlägt er einen Angestellten der Tankstelle nieder. Dieser bleibt leblos am Boden liegen. Nach Meinung einiger Facebook-Nutzer beweist das Video dieses Unglücks einmal mehr, dass Elektroautos gefährlich sind. Doch was fliegt da eigentlich durch die Luft – und ist hier tatsächlich ein E-Auto zu sehen?
Bewertung
Das Video zeigt kein explodierendes Elektroauto, sondern einen Chevrolet Nexia-3, dessen Gasflasche in Usbekistan beim Betanken mit Erdgas explodierte. Der Tankstellenmitarbeiter starb bei dem Unglück.
Fakten
Das Video zeigt einen Vorfall vom 25. Februar 2023 in der Stadt Samarkand in Usbekistan. Das haben usbekische Behörden in Posts in den sozialen Medien bestätigt. Den Behörden zufolge explodierte beim Tanken an einer Tankstelle eine Gasflasche – also das rote Objekt, das in dem Video durch die Luft fliegt und einen Mann trifft. Er war demnach Tankstellenangestellter und starb bei dem Unglück.
Der Vorfall hat somit nichts mit Elektroautos zu tun. Im Video zu sehen ist ein Auto mit Erdgasantrieb (CNG). Einige Hersteller bauen solche Autos mit einem CNG-Tank, in den man komprimiertes Erdgas füllen kann. Manche Autos lassen sich auch mit CNG-Gasflaschen nachrüsten. Die Gasflasche wird dann unter dem Auto eingebaut oder im Kofferraum platziert.
Das war wahrscheinlich auch bei dem explodierenden Chevrolet Nexia-3 im Video der Fall, der eigentlich über einen normalen Tank verfügt. Das Betanken mit Erdgas erfolgt über ein Einfüllventil, das sich neben dem normalen Einfüllstutzen für Benzin oder Diesel oder unter der Motorhaube befindet.
Das Video zeigt, wie der Chevrolet über die Motorhaube betankt wird – was viele Nutzerinnen und Nutzer aber offenbar fälschlicherweise für das Beladen einer E-Autobatterie halten.
CNG kann günstiger sein als Diesel oder Benzin. Daten zeigen, dass Erdgas in Usbekistan inzwischen der beliebteste Kraftstoff ist. In Usbekistan sind explodierende Gasflaschen in Autos denn auch kein unbekanntes Phänomen. Kurioserweise explodierte beispielsweise nur einen Tag vor dem Unglück in Samarkand in der Stadt Qarshi eine Gasflasche in einem baugleichen Chevrolet. Im Jahr 2022 ergab eine Untersuchung eines usbekischen Parlamentsausschusses, dass innerhalb von drei Jahren in 34 Autos Gasflaschen explodiert sind.
Stichproben des usbekischen Innenministeriums zeigen zudem, dass viele der installierten Gasflaschen nicht rechtzeitig von einer Werkstatt überprüft worden waren, nicht dem richtigen Standard entsprachen oder gar nicht richtig installiert worden waren. Grund genug für die britische Regierung, Reisenden davon abzuraten, in Usbekistan mit alten Bussen oder Taxis zu reisen. Diese sind häufig mit CNG-Tanks ausgestattet, aber Sicherheitsbestimmungen würden laut dem Reisehinweis «häufig nicht befolgt».
(Stand: 14.4.2023)