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Hochwasser-Zitat ist erfunden und stammt nicht von Göring-Eckhardt

In sozialen Netzwerken teilen zahlreiche Nutzer eine vermeintliche Aussage der Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Einem Sharepic zufolge habe die Grünen-Politikerin gesagt: «Ohne die Radwege in Peru hätten wir hierzulande jedes Jahr Hochwasserkatastrophen.» Hat Göring-Eckardt das wirklich gesagt?Bewertung

Das Zitat ist erfunden: Das erklärte ein Mitarbeiter ihres Abgeordnetenbüros. Für den Satz lassen sich auch sonst keine Belege finden. Das Sharepic zeigt offenbar einen Screenshot von einem Posting eines Satire-Accounts.

Fakten

Auf dem Sharepic ist nur die vermeintliche Aussage und ein Bild von Katrin Göring-Eckardt zu sehen. Eine Quelle für das Zitat ist nicht angegeben. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) dementierte ein Mitarbeiter ihres Abgeordnetenbüros die Aussage: «Dieses Zitat ist frei erfunden.»

Auch sonst lassen sich keine seriösen Hinweise auf dieses Zitat finden – weder in der Pressedatenbank Genios noch über eine Google-Suche. Gegenüber Faktenprüfern von Correctiv distanzierte sich das Abgeordnetenbüro zudem inhaltlich von der Aussage: Man sehe keinerlei Zusammenhang zwischen Hochwasser-Ereignissen in Deutschland und Entwicklungshilfe in Ländern wie Peru.

Bei dem geteilten Sharepic handelt es sich offenbar um einen Screenshot von einem Post auf der Online-Plattform X. Über eine Text-Suche mit Google Lens lässt sich ein identischer Beitrag vom 2. Mai 2024 finden. Das Profil bezeichnet sich selbst als Satire-Account. In einigen Beiträgen ist dieser Profilname auch noch auf dem Sharepic zu sehen.

Fake-Zitat spielt auf Entwicklungshilfe für Peru an

Die erfundene Aussage, die Göring-Eckardt in den Mund gelegt wird, bezieht sich indes auf die Debatte um deutsche Entwicklungshilfe für Peru. Im Jahr 2022 hat die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP Peru für die Entwicklungszusammenarbeit Mittel in Höhe von 529 Millionen Euro neu zugesagt. «Angesichts der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Perus handelt es sich bei den Zusagen überwiegend um zinsverbilligte Kredite», erklärt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

In dem Zusammenhang wurde immer wieder die Behauptung verbreitet, die Bundesregierung würde angeblich «315 Millionen Euro» für Radwege und Busse in dem südamerikanischen Land zahlen. «Diese Zahl ist nicht richtig», schreibt das BMZ auf ihrer Webseite.

Das BMZ unterstütze demnach mit einem 2020 unter Minister Gerd Müller (CSU) zugesagten Zuschuss in Höhe von 20 Millionen Euro den Aufbau eines Fahrradschnellwegenetzes in Lima. Dieses befinde sich derzeit im Bau. Im Jahr 2022 habe das Ministerium unter Führung der aktuellen Ministerin Svenja Schulze (SPD) weitere 24 Millionen Euro für den Bau von Radwegen in Peru zugesagt. Diese befinden sich laut dem BMZ in der Planungsphase.

Als Begründung heißt es, die Radwege würden für Mobilität für alle Teile der Bevölkerung zu erschwinglichen Preisen sorgen, mehr Teilhabe der Armen am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben ermöglichen und das Klima schützen. «Wenn Peru weniger Treibhausgase ausstößt, ist das für die Menschen in Deutschland genauso wichtig wie Klimaschutz hierzulande.» Deutschland habe zudem für ein umweltschonendes Bussystem Peru bereits 2015 etwa 55 Millionen Euro als Kredit zur Verfügung gestellt. 2022 ist ein weiterer Kredit in Höhe von «gut 100 Millionen Euro» zugesagt worden.

(Stand: 4.6.2024)

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Klimawandel, Politik, Technologie, Umwelt, Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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