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Hugo Boss hält sich heutzutage von Militäruniformen fern

Die Modemarke Hugo Boss hat während des Zweiten Weltkriegs Uniformen hergestellt – schneidert das Unternehmen knapp 80 Jahre später wieder Kleidung für den Krieg? Im Netz verbreitet sich die Behauptung, Hugo Boss habe angekündigt, «100.000 Militäruniformen für die Ukraine zu nähen und zu spenden». Dazugestellt sind Illustrationen mit alten Militäruniformen, die Boss angeblich 1934 für die Nazi-Streitkräfte geschaffen hat.

Bewertung

Das ist falsch. Die Marke Hugo Boss hat der dpa bestätigt, keine Militäruniformen für die Ukraine herstellen zu wollen. Während des Zweiten Weltkriegs lieferte das Unternehmen tatsächlich Uniformen an die Nationalsozialistische Partei. Doch die Illustrationen, die die Facebook-Posts begleiten, sind einer Expertin zufolge nicht authentisch.

Fakten

Hugo Boss hat nirgendwo angekündigt, Militäruniformen zur Unterstützung der Ukraine zu produzieren. Solche Informationen sind nicht auf den offiziellen Kanälen der Firma zu finden, weder in ihren Pressemitteilungen noch auf ihren Twitter- und Instagram-Konten (hier und hier). Auch die Website der ukrainischen Armee erwähnt keine solche Partnerschaft.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte ein Sprecher von Hugo Boss, es handele sich um ein falsches Gerücht und es würden Maßnahmen ergriffen, um die Verbreitung dieser Behauptung in den sozialen Netzwerken zu verhindern.

Hugo Boss und das NS-Regime

Hugo Boss war vor und während des Zweiten Weltkriegs an der Herstellung von Kleidung für die Nationalsozialistische Partei beteiligt. Damals war die Firma ein kleines Familienunternehmen mit Sitz in Süddeutschland und nicht das multinationale Unternehmen von heute. Wie viele andere Nähwerkstätten und Schneidereien der damaligen Zeit stellte es die Stoffe bestimmter Uniformen für die NSDAP her. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass Hugo Boss hinter dem Design von SS-Uniformen stand.

1997 wurde die Verflechtung der Marke mit dem NS-Regime publik. Die Firma beauftragte einen deutschen Historiker mit der Untersuchung des Falls. Darum entstand ein Buch, das 2011 veröffentlicht wurde, und Hugo Boss veröffentlichte eine Entschuldigung.

Der Gründer der Marke, Hugo Ferdinand Boss, war schon 1931 Mitglied der Nationalsozialistischen Partei geworden. Nach dem Krieg übernahm den Betrieb sein Schwiegersohn Eugen Holy. In den 1950er Jahren begann es mit der Produktion von Herrenanzügen und wuchs langsam zur heutigen globalen Marke heran.

Zu den Illustrationen

Die auf Facebook geteilten Share-Pics zeigen verschiedene Designs von SS-Uniformen, flankiert vom Hugo-Boss-Logo und dem Schriftzug «1934 Collection». Diese Bilder kursieren bereits seit einigen Jahren in unterschiedlichen Formen.

Es sind jedoch keine echten Hugo-Boss-Illustrationen, wie Elisabeth Timm auf Anfrage der dpa analysierte. Timm ist Professorin an der Universität Münster und hat ebenfalls zur NS-Vergangenheit der Marke geforscht.

Wie in den Archiven der Firma zu sehen ist, schaute das Logo von Hugo Boss in den 1930er Jahren anders aus als auf dem Share-Pic. In einer Werbung aus dem Jahr 1934 oder 1935 rühmte sich die Marke damit, Kleidung für Arbeit, Sport oder Regenwetter herzustellen und eine große Auswahl an Hemden, Socken und Krawatten zu haben. Das Unternehmen war noch nicht in der Phase, eine eigene Kollektion auf den Markt zu bringen.

Die Fotos der Uniformen sind in einem Buch aus den 1980er Jahren zu finden, das sich mit deutschen Uniformen im Dritten Reich beschäftigt. Die gefälschten Hugo Boss-Illustrationen sind daher aller Wahrscheinlichkeit nach das Ergebnis einer Collage dieser Bilder und eines aktuellen Logos der Marke.

(Stand: 6.2.23)

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Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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