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Japan nimmt weiter Flüchtlinge auf – auch aus der Ukraine

Nimmt Japan noch geflüchteten Menschen auf? Diese Frage stellen sich einige Nutzer bei Facebook. Aktuell kursiert in dem sozialen Netzwerk ein Sharepic auf dem steht: «Japan hat 60 Flüchtlinge aufgenommen. 43 sitzen im Gefängnis. Das war’s für Japan. Keine Flüchtlinge mehr.» Nach der Aussage des Sharepics würde der Inselstaat also geflüchteten Menschen kein Asyl mehr gewähren. Ist das wahr?

Bewertung

Das Bild kursiert im Netz seit 2018, Japan hat seitdem weiter geflüchtete Menschen aufgenommen. Allerdings steht das Land seit Jahren für seine restriktive Flüchtlingspolitik in der Kritik.

Fakten

Im Netz kursiert das verbreitete Sharepic mindestens seit 2018. So lassen sich bei Facebook entsprechende Posts aus dieser Zeit finden. Doch dass der pazifische Inselstaat seitdem keine Geflüchteten mehr aufgenommen hat, stimmt nicht.

Die Immigration Services Agency of Japan (ISA), also die nationale Einwanderungsbehörde, gibt auf der Webseite regelmäßig Pressemitteilungen zur Zahl der jährlich anerkannten Flüchtlinge heraus. Die jüngste Veröffentlichung aus dem Jahr 2022 bezieht sich auf die gewährten Asylanträge im Laufe des Jahres 2021. Japan hat demnach 2021 insgesamt 74 Personen als Flüchtlinge anerkannt. 580 Personen erhielten darüber hinaus aus humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis, gelten jedoch nicht als anerkannte Flüchtlinge. Laut der Behörde waren insgesamt 2 413 Asylanträge gestellt worden.

Frühere Veröffentlichungen auf der Webseite zeigen, dass Japan auch in den Vorjahren Geflüchtete aufgenommen hat:

  • 2017: Die ISA gab die Anzahl der Asylanträge in diesem Jahr mit 19 629 an. Japan hat 20 Flüchtlinge offiziell anerkannt, weitere 45 Personen erhielten aus humanitären Gründen eine Aufenthaltserlaubnis.
  • 2018: Von 10 493 gestellten Anträgen wurden 42 als Flüchtlinge anerkannt. 40 Personen durften aus humanitären Gründen in Japan bleiben.
  • 2019: Insgesamt gab es 10 375 Asylanträge. 44 Anträge wurden akzeptiert, für 37 Personen gab es aus humanitären Gründen eine Bleibe-Erlaubnis.
  • 2020: Mit der Corona-Pandemie war die Zahl der jährlichen Anträge im Inselstaat auf 3936 gesunken. Japan erkannte in 47 Fällen das Asylersuchen an und gestatte 44 weiteren Personen den Aufenthalt aus humanitären Erwägungen.

Japan bietet Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Schutz

Für das Jahr 2022 hat die ISA noch keine Statistik herausgegeben. Es ist aber davon auszugehen, dass Japan auch im vergangenen Jahr mehreren Menschen Asyl gewährt hat. Wie die «Deutsche Welle» berichtet, hatte Japan bis zum 22. März 2022 bereits mindestens 73 Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen. Für den Inselstaat komme das einem Kurswechsel gleich. In den vergangenen 40 Jahren habe das Land insgesamt nur 841 Flüchtlinge anerkannt, schreibt das Medium.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik an der restriktiven Flüchtlingspolitik Japans. Unter anderem bemängelten Flüchtlingshelfer den Umgang mit abgelehnten Schutzsuchenden in der Abschiebehaft. Doch auch die im Vergleich zu anderen Ländern niedrige Zulassungsquote von Asylanträgen war ein Thema.

Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UN), Filippo Grandi, begrüßte daher im November 2022 die Aufnahme von ukrainischen Kriegsflüchtlingen durch Japan. Zugleich nahm er die japanische Regierung in Verantwortung, noch mehr zu tun, berichtete die japanische Nachrichtenagentur «Kyodo News». Demnach sprach Grandi von einer Aufnahme von «mehr als 60 Flüchtlingen pro Jahr». Ähnlich soll sich der UN-Kommissar laut einem Artikel auf der Webseite «sumikai.com» schon 2019 geäußert haben.

Worauf sich die Zahlen in dem Sharepic konkret beziehen, bleibt derweil unklar. Es lassen sich keine Hinweise darauf finden, dass in Japan von 60 anerkannten Flüchtlingen 43 Personen im Gefängnis sitzen.

(Stand: 20.2.2023)

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Politik, Gesellschaft

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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