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Nein, die Nasa hat nicht drei Tage Dunkelheit im Dezember 2023 vorhergesagt

Licht von der Sonne erreichte auch Mitte Dezember 2023 wie normal die Erdoberfläche. Zuvor wurde in Beiträgen in sozialen Medien fälschlicherweise behauptet, die US-amerikanische Weltraumbehörde Nasa habe ab dem 21. Dezember 2023 drei Tage Dunkelheit aufgrund eines Sonnensturms angekündigt. Die Beiträge tauchten am 11. November 2023 auf und wurden mehr als tausend Mal geteilt. Die Sonne ist seit dem letzten Sonnensturm vom 14. Dezember 2023 zwar etwas aktiver als normal, doch dies bedeutet keineswegs, dass sie weniger oder gar kein Licht ausstrahlt— das bestätigten sowohl die Nasa als auch unabhängige Experten. Dies sei gar nicht möglich. 

„Laut der Nasa werden wir im Dezember drei Tage Dunkelheit haben,“ so hieß es in spanischsprachigen Beiträgen auf Facebook (hier, hier und hier) und auf Tiktok.

In einigen dieser Beiträge sind Aufnahmen zu sehen, die zeigen, wie eine Person die digitale Assistentin von Amazon, Alexa, nach diesem angeblichen Ereignis fragt und die Antwort bekommt: „Ab dem 21. Dezember wird die Welt infolge eines Sonnensturms offenbar für drei Tage in völlige Dunkelheit fallen.“ Dabei wird als Quelle auf die Nasa verwiesen.

Die automatische Stimme sagte außerdem, sie habe diese Information von der Website oclub.ro übersetzt. Eine Suche sowohl auf dieser Seite sowie eine erweiterte Websuche nach der Behauptung ergaben keine passenden Ergebnisse.

Screenshot der Behauptung auf Tiktok: 15. Dezember 2023

Die Nasa berichtete am 14. Dezember 2023, dass die Sonne eine „starke“ Sonneneruption der Klasse X2,8 ausgestoßen habe (hier archiviert). Den Höhepunkt erreichte die Eruption am selben Tag um 12.02 Uhr nach US-Ostküstenzeit. Eruptionen der Klasse X sind die stärksten und die Zahlen geben weiteren Aufschluss über die genaue Stärke.

Sonneneruptionen, so die Informationen der Nasa weiter, sind kraftvolle Energieausbrüche. Solche Eruptionen und der dazugehörige Sonnenwind können Auswirkungen auf Radiokommunikation, Stromnetze, Satellitenortung und die Sicherheit von Raumschiffen und Astronauten haben.

Die US-Behörde hatte auch am 7. August 2023 eine starke Sonneneruption registriert — diese erreichte die Stärke X1,5 (hier archiviert). Solche Ereignisse treten normalerweise in jedem etwa elfjährigen Sonnenzyklus auf (hier archiviert). Seit Dezember 2019 befinden wir uns im Sonnenzyklus Nummer 25.  Im aktuellen Zyklus wird die Sonnenaktivität voraussichtlich allgemein weiter zunehmen, bis das Sonnenmaximum im Jahr 2025 überschritten ist.

Keine Rede von drei Tagen Dunkelheit

Jennifer Dooren, stellvertretende Pressesprecherin der Nasa, bestätigte gegenüber AFP, dass die Informationen aus den Online-Beiträgen falsch seien. „Eine ähnliche falsche virale Geschichte kursiert schon seit mehr als einem Jahrzehnt und die Nasa hat nie eine solche falsche Behauptung von sich gegeben“, sagte Dooren gegenüber AFP.

Eine Suche auf der Seite der Nasa nach den Worten „three days of total darkness“ („drei Tage kompletter Dunkelheit“) lieferte ebenfalls keine Ergebnisse, welche die auf Facebook und Tiktok gemachten Behauptungen stützen würden.

Mario Rodríguez Martínez, Spezialist für Weltraumphysik und Leiter des Labors für Geowissenschaften an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), die über ein Sonnenobservatorium verfügt, erklärte AFP gegenüber, dass genaue Vorhersagen von Sonnenstürmen nicht möglich seien.

Die Partikel, welche die Sonne ausstößt, können manchmal nur an den Polen oder am Äquator durchdringen, erklärte er weiter. „Es gibt keine Möglichkeit, vorherzusagen, wann diese [Magnet-]Linien reißen und damit Material zur Erde eindringen wird. Es ist mehr oder weniger wie bei Erdbeben: Wir wissen nicht, wann oder zu welcher Zeit eines auftreten wird“, erklärte er.

Er fügte hinzu, dass durch „statistische Aufzeichnungen über viele Jahre hinweg herausgefunden wurde, wie viele aktive Regionen es [auf der Sonne] gibt, welche besonders intensiv sind, wann sie am wahrscheinlichsten auftreten; aber es gibt keinen Beweis dafür, dass es an einem genauen Datum passieren wird, etwa, dass es am 31. Dezember 2023 geschieht. Niemand kann das wissen, auch nicht mit dem modernsten Modell, das die Wissenschaft zu bieten hat.“

Der Experte erklärte außerdem, dass es auch keine wissenschaftlichen Beweise dafür gäbe, dass die Sonne einfach erlöschen könnte. Dazu bräuchte es einen kompletten Masseverlust — also müsste die Sonne schlichtweg aufhören zu existieren. „Deswegen würde ich sagen, dass es sich um Falschinformationen handelt, denn den astronomischen Modellen nach wird die Sonne noch 4,5 Milliarden Jahre so weiterarbeiten“, sagte er.

Ernesto Aguilar, promovierter Wissenschaftler und Experte für Weltraumphysik der UNAM, erklärte: „Ein Sonnensturm kann keine Dunkelheit verursachen, geschweige denn totale Dunkelheit, und auch nicht über Tage hinweg. Das Einzige, was er auf natürliche Weise erzeugen kann, sind nördliche (oder südliche) Polarlichter, die durch in unsere Atmosphäre eindringende Teilchen entstehen.“

Albert Zijlstra, Professor für Astrophysik der Universität von Manchester, sagte, es sei unklar, wo die virale Falschinformation ihren Ursprung habe. Demnächst seien keine großen Sonnenereignisse zu erwarten, sagte er.

„Letzte Woche [14. Dezember 2023] gab es eine große Eruption, die einige Funkverbindungen beeinträchtigte. Sie war jedoch nicht direkt auf die Erde gerichtet und hatte keine weiteren Auswirkungen. Die diesbezüglichen Warnungen sind aufgehoben worden“, fügte er hinzu. Er bestätigte ebenfalls, dass die Sonne nicht einfach erlöschen wird. „Die Sonne wird wie normal scheinen,“ sagte er.

Auswirkungen der Sonnenaktivität

Rodríguez, Zijlstra und Aguilar stimmten überein, dass Sonnenaktivität Auswirkungen auf den Funkverkehr und die irdischen Stromnetze haben könnte, wie auch die Nasa in einigen Artikeln erklärt (hier archiviert).

Aguilar wies darauf hin, dass die Telekommunikation und die Satellitenkommunikation vorübergehend unterbrochen werden können und es zu Problemen mit der Stromversorgung kommen kann. Alle Auswirkungen auf die Technik hingen davon ab, wie intensiv der Sonnensturm sei.

Eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte der Erforschung der Sonne, so Zijlstra, sei das sogenannte Carrington-Ereignis, der stärkste jemals aufgezeichnete geomagnetische Sturm, der am 1. September 1859 auf die Erde traf. Damals beeinträchtigte das Phänomen Telegraphensysteme auf der ganzen Welt und sogar kurz vor Tagesanbruch konnte das Polarlicht gesehen werden.

Im Jahr 1989 betraf ein großer Sonnensturm die Stromleitungen in Kanada und führte dazu, dass Quebec neun Stunden lang ohne Stromversorgung war, so Zijlstra. „Seitdem ist das Netzwerk widerstandsfähiger geworden. Während eines schweren Sturms können Flugzeuge weiter nach Süden umgeleitet werden. Bahnstromleitungen, insbesondere in Nord-Süd-Richtung, könnten dennoch betroffen sein. Die Auswirkungen würden hauptsächlich im Norden auftreten, von Skandinavien und im Norden der Vereinigten Staaten“, erklärte Zijlstra.

Weiters erklärte der Wissenschaftler, dass ähnliche Ereignisse wie das von 1989 ein paar Mal pro Jahrhundert auftreten könnten und ein Ausbruch von der Größe des Carrington-Ereignisses vielleicht ein paar Mal pro Jahrtausend.

Fazit: Sonnenaktivität gibt es wirklich und kann auch auf der Erde spürbare Auswirkungen haben, etwa indem sie Funkverbindungen und Stromnetze stört. Ein Sonnensturm führt jedoch nicht dazu,  dass die Sonne aufhört zu scheinen, wie in Beiträgen in sozialen Netzen fälschlicherweise behauptet wurde. Die Falschinformation stammte nicht von der Nasa, bestätigte diese auf Anfrage.

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Wissenschaft

Autor(en): Roxana ROMERO / AFP USA / AFP Deutschland

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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