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Videos von Dnipro-Kraftwerk wurden vor der Staudamm-Katastrophe aufgenommen

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms sind große Gebiete in der Südukraine vom Fluss Dnipro überflutet. Glaubt man Beiträgen in den sozialen Netzwerken, dann verschlimmert die Ukraine die Katastrophe absichtlich: Videos sollen zeigen, wie flussaufwärts Wasser aus einer weiteren Staustufe abgelassen wird. Sind sie authentisch?Bewertung

Die Videos wurden bereits Mitte April in den sozialen Netzwerken verbreitet. Zum Dammbruch in Kachowka kam es erst im Juni. Sie zeigen also nicht, dass die Ukraine die Überflutungen noch vergrößert.

Fakten

Zwei Videos kursieren derzeit in den sozialen Netzwerken. Sie zeigen, wie an einem Wasserkraftwerk große Wassermengen aus einem Stausee abgelassen werden. Das eine Video ist vom nahen Ufer, das andere auf der Staumauer aufgenommen worden.

Zu sehen ist in beiden Fällen das Dnipro-Wasserkraftwerk in der ukrainischen Stadt Saporischschja. Diese liegt nahe der Front, wird aber von der Ukraine kontrolliert. Das Kraftwerk ist die letzte Staustufe vor dem Anfang Juni zerstörten Kachowka-Staudamm, der rund 200 Kilometer flussabwärts liegt. Über die Staustufe lässt sich also beeinflussen, wie viel Wasser über den Dnipro in Kachowka und damit in den Überflutungsgebieten rund um die südukrainische Stadt Cherson ankommt.

Doch die Videos zeigen nicht, dass die Ukraine bewusst Wasser in diese Gebiete ablässt. Denn sie sind nicht nach der Staudamm-Zerstörung in Kachowka aufgenommen worden, sondern davor. Mit Bilder-Rückwärtssuchen lassen sie sich in den sozialen Netzwerken finden – und zwar schon in Beiträgen von Mitte April 2023:

  • Das Video oben auf der Staumauer wurde am 19. April auf einem Instagram-Account verbreitet. Im Beitrag heißt es zur Begründung, warum Wasser abgelassen wird: «In mehreren Regionen der Ukraine wurde aufgrund der Frühjahrsüberschwemmungen die Gefahrenstufe Rot ausgerufen.» Im Video sagt jemand auf Russisch, dass vier Schleusentore geöffnet worden seien.
  • Das Video vom Ufer findet sich seit dem 16. April mit dem Hinweis «Saporischschja heute» auf dem Account eines Tiktok-Nutzers. Er wohnt vermutlich in der Stadt, denn er verbreitet auf Tiktok viele weitere Videos von dort. Im Video sagt jemand auf Ukrainisch: «So sehen geöffnete Schleusen aus.»

Hintergrund der Videos ist das übliche Frühjahrshochwasser, das unter anderem mit der Schneeschmelze zu tun hat. Die staatliche ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtete zum Beispiel am 19. April von Überflutungen entlang des Flusses Dnipro. Die Meldung enthielt auch eine Warnung der Behörden vor steigenden Wasserspiegeln unter anderem in der Region Saporischschja.

Am 6. Juni wurde der Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine zerstört. Die genaue Ursache ist noch unklar. Der Damm selbst wurde zuletzt von den russischen Besatzern kontrolliert. Russland und die Ukraine weisen sich gegenseitig die Verantwortung für die Katastrophe zu. Durch Überschwemmungen im Unterlauf sind den jüngsten Angaben zufolge 14 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende werden noch vermisst. Experten sprechen zudem von einer schweren Umweltkatastrophe durch fortgeschwemmte Chemikalien und Treibstoffe. Zuletzt ging das Hochwasser etwas zurück.

(Stand: 12.6.2023)

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Politik, Ukraine, Katastrophen

Autor(en): dpa

Ursprünglich hier veröffentlicht.

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